Krupp-Syndrom
Synonyme: Pseudocroup, Pseudo-Krupp, falscher Krupp, Laryngitis subglottica, subglottische Laryngitis, stenosierende Laryngotracheitis
Englisch: acute stenosing laryngotracheitis, croup, laryngotracheobronchitis
Definition
Beim Krupp-Syndrom handelt es sich um eine Kehlkopfentzündung (Laryngitis subglottica) mit Schleimhautschwellung, die bevorzugt die Trachea unterhalb der Stimmbänder befällt. Es wird auch als Laryngotracheobronchitis, kurz LTB, bezeichnet.
Epidemiologie
Betroffen sind überwiegend Säuglinge und Kleinkinder im Alter von 6 Monaten bis 3 Jahren, selten jüngere Säuglinge oder Kinder über 6 Jahre. Ein Auftreten im Jugendalter ist ungewöhnlich und sollte differenzialdiagnostisch insbesondere an Asthma bronchiale denken lassen.
Die jährliche Inzidenz beträgt in Mitteleuropa etwa 1–3 Fälle pro 100 Kinder unter 5 Jahren, wobei der Großteil mild verläuft und ambulant behandelt werden kann. Krankenhausaufnahmen betreffen etwa 1–5 % der Fälle.
Saisonal zeigt sich ein deutlicher Erkrankungsgipfel im Herbst und Winter, korrespondierend mit der Zirkulation von Parainfluenza-, RSV- und Influenzaviren.
Einteilung
- Akutes ("einfaches") Krupp-Syndrom
- Rezidivierendes ("spasmodisches") Krupp-Syndrom
- Maligne Laryngotracheitis
Ätiologie
Für das Auftreten eines Krupp-Syndroms sind in der Regel Viren verantwortlich, unter anderem:
- Influenza-Viren
- Parainfluenza-Viren
- Respiratory Syncytial-Viren (RS-Viren)
- Adenoviren
- ECHO-Viren
- Röteln-Viren
- Masern-Viren
Für das spasmodische Krupp-Syndrom werden neben Viren zusätzliche allergische Prozesse verantwortlich gemacht. Seltener kann ein Krupp-Syndrom auch durch Bakterien (z.B. Pneumokokken) ausgelöst werden.
Externe Noxen (Zigarettenrauch, Luftverschmutzung) können Trigger für die Auslösung eines Krupp-Syndroms sein.
Symptome
Die Symptome setzen plötzlich und anfallsartig ein. Durch die Einengung der oberen Atemwege ("eingeschnürte Kehle") stellt sich der Verlauf - vor allem für die Eltern - meist dramatisch dar.
- Rauer, "bellender" Husten
- Inspiratorischer Stridor und Dyspnoe, ggf. exspiratorisches Giemen
- Thorakale Einziehungen
- Heiserkeit ist fast immer vorhanden, selten hingegen besteht eine Dysphagie (DD: Epiglottitis)
- Die Temperaturen sind meist nur subfebril.
Schweregrade
Nach der klinischen Symptomatik lässt sich der Pseudokrupp in 4 Grade einteilen:
| Grad | Symptome |
|---|---|
| I | Husten, Heiserkeit, leiser inspiratorischer Stridor |
| II | Stridor in Ruhe, beginnende Dyspnoe, leichte Einziehungen am Jugulum |
| III | Ruhedyspnoe, Blässe, Tachykardie, ausgeprägte thorakale Einziehungen |
| IV | Schwere Dyspnoe mit respiratorischer Insuffizienz, Zyanose, Bradykardie, Somnolenz. Es besteht Erstickungsgefahr. |
Diagnose
Die Diagnose ergibt sich in der Regel aus dem typischen klinischen Bild. In der Röntgenaufnahme ist eine Verengung im Bereich der Subglottis nachweisbar (Kirchturm-Zeichen).
Hinweis: Die Spatelinspektion des Rachens sollte wegen der Gefahr eines Laryngospasmus oder eines reflektorischen Herzstillstands vermieden werden.
Differentialdiagnosen
- Diphtherie ("echter" Krupp)
- Epiglottitis
- Fremdkörperaspiration
- Bakterielle Tracheitis
- Allergisches Asthma bronchiale
Therapie
Nicht-medikamentöse Therapie
- Beruhigung (zentrale Maßnahme)
- Schonende Lagerung, Vermeidung unnötiger Manipulationen
- Sauerstoffgabe (bei Hypoxie)
- Intubation (nur bei maligner Form/manifestem Atemversagen)
Medikamentöse Therapie
- Glukokortikoide (Dexamethason p.o./i.v. oder Prednisolon p.o./rektal)
Eine frühzeitige Gabe reduziert nachweislich Symptomdauer, Re-Hospitalisationen und Eskalationstherapien.
Sedativa und Sekretolytika sind nicht empfohlen und sollten nicht eingesetzt werden.
Zusätzlich in schweren Fällen:
- Inhalatives Adrenalin
- Azidoseausgleich (nur bei schwerer metabolischer Entgleisung)
- Antibiotika (nur bei Verdacht auf bakterielle Superinfektion)
Podcast
Bildquelle
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