Parainfluenzavirus
Englisch: human parainfluenza virus, HPIV
Definition
Das Parainfluenzavirus ist ein RNA-Virus und gehört zur Gattung der Paramyxoviren. Das Virus führt zu Erkrankungen des Respirationstrakts.
Epidemiologie
Eine Infektion mit dem Parainfluenzavirus tritt vor allem bei Kleinkindern unter drei Jahren in den gemäßigten Klimazonen auf. Das Virus wird über Tröpfcheninfektion übertragen, wobei eine saisonale Häufung in den kälteren Jahreszeiten zu beobachten ist. Neunzig Prozent der Kinder im Alter von zehn Jahren sind seropositiv für Antikörper gegen das Parainfluenzavirus.
Morphologie
Pathogene Parainfluenzaviren sind Einzelstrang-RNA-Viren mit negativer Polarität. Die RNA hat eine Länge von etwa 15.000 Nukleotiden und kodiert 6 wichtige Strukturproteine.
- Hamagglutinin-Neuraminidase (HN)
- F-Protein (F)
- Matrixprotein (M)
- Nucleoprotein (NP)
- Phosphoprotein (P)
- L-Protein (L)
Typen
Man kann folgende Typen von Parainfluenzaviren unterscheiden:
- Parainfluenza-Virus Typ 1 (HPIV-1)
- Parainfluenza-Virus Typ 2 (HPIV-2)
- Parainfluenza-Virus Typ 3 (HPIV-3)
- Parainfluenza-Virus Typ 4 (HPIV-4)
- Parainfluenza-Virus Typ 4a (HPIV-4a)
- Parainfluenza-Virus Typ 4b (HPIV-4b)
Die Parainfluenzaviren gehören zu 2 Genera, den Respiroviren (HPIV-1, HPIV-3) und den Rubulaviren (HPIV-2, HPIV-4). HPIV-1 und HPIV-2 sind die Hauptverursacher der Laryngotracheobronchitis bei Kleinkindern. HPIV-3 ruft Bronchiolitiden und Pneumonien hervor und befällt vorzugsweise Säuglinge. HPIV-4 ruft wahrscheinlich eher milde obere Atemwegsinfektionen im gesamten Kindesalter hervor.
Pathogenese
Nach initialer Infektion der Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raumes ist eine Ausbreitung der Infektion auf den gesamten Tracheobronchialbaum möglich. Generell löst die Infektion eine Entzündungsreaktion aus, in deren Folge proinflammatorische Zytokine wie z.B. Interferon-gamma und TNF-alpha ausgeschüttet werden. Bei kleineren Kindern kann es durch eine ausgeprägte Schleimbildung zu einer Obstruktion der Atemwege kommen.
Das Andocken des Virus an die Wirtszellen erfolgt mittels der Hämagglutinin-Neuraminidase. Einen weiteren Pathogenitätsfaktor stellt das F-Protein dar, das die befallenen Zellen zur Fusion und Synzytienbildung anregt.
Klinik
Die Inkubationszeit beträgt etwa 3 bis 6 Tage. Eine Infektion manifestiert sich durch Rhinitis, Husten, Fieber, Laryngitis, Tonsillitis und Pseudokrupp, seltener durch eine Pneumonie. Bakterielle Superinfektionen sind häufig.
Bei Immunschwäche kann es zu einer Mitbeteiligung von Herz (Myokarditis, Perikarditis), Leber und Meningen kommen.
Diagnostik
In der Regel wird die Diagnose einer Infektion mit dem Parainfluenzavirus klinisch gestellt.
Der direkte Erregernachweis gelingt durch den Antigennachweis mittels Immunfluoreszenz oder den Nachweis von viraler RNA durch die Reverse Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR). Als Probenmaterial dienen neben einem Nasen-Rachen-Abstrich auch Sputum, Rachenspülwasser oder Material einer Bronchiallavage.
Der Nachweis mittels Viruskultur oder Serologie ist von untergeordneter Bedeutung. Die serologischen Nachweismethoden werden durch die direkte Verwandtschaft der verschiedenen Paramyxoviren beeinträchtigt. Es kann zu Kreuzreaktionen mit z.B. Mumpsviren kommen.
Therapie
Die Therapie erfolgt symptomatisch. In schweren Fällen wird mit Ribavirin, kombiniert mit i.v.-Immunglobulinen behandelt.
Prophylaxe
Eine Schutzimpfung gegen Parainfluenzaviren beim Menschen ist bis jetzt (2021) nicht möglich. Erste Impfstoffe gegen HPIV 1-3 befinden sich jedoch in klinischer Entwicklung.
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 19.04.2021
um diese Funktion zu nutzen.