Strongyloidose (Fleischfresser)
Synonym: Strongyloides-Infektion beim Fleischfresser
Definition
Als Strongyloidose beim Fleischfresser bezeichnet man parasitär bedingte Infektionen mit Erregern der Gattung Strongyloides.
Erreger
Beim Hund und auch bei der Katze sind mindestens vier Arten der Gattung Strongyloides (Familie: Strongyloididae) beschrieben, deren morphologische Identifikation jedoch schwierig ist. Seit kurzem lassen sich mittels PCR mehrere Strongyloides-Arten beschreiben, wie etwa
- Strongyloides fuelleborni
- Strongyloides ratti und die bei Mensch und Hund vorkommenden Stämme von
- Strongyloides stercoralis.
Strongyloides weist die Besonderheit auf, dass die adulten Parasiten im Wirtsdarm stets nur aus Weibchen bestehen. Diese Population produziert parthenogenetisch Eier, die erst im Freien (nach Abgabe an die Umwelt) einen Zyklus mit geschlechtlicher Vermehrung vollziehen.
Die im Dünndarm von Hund, Katze, Mensch sowie anderen Primaten lebenden Strongyloides stercoralis sind nur etwa 2 bis 2,8 mm lang und haardünn. Die Wurminfektion kann vom Menschen auf den Hund und umgekehrt übertragen werden.
Strongyloides stercoralis ist weltweit verbreitet. In tropischen Regionen ist ein Befall bei Hunden und Katzen häufig nachzuweisen. In Europa ist die Befallsrate gering.
Entwicklung
Die Weibchen von Strongyloides stercoralis leben im Epithel der Lieberkühn-Drüsen des Dünndarms. Dort liegen sie in tunnelförmigen Gängen, die von mehreren Enterozyten umschlossen werden - dabei durchbrechen sie die Basalmembran nicht. An manchen Stellen ragen die Parasiten sogar in das Darmlumen hinein. Die Weibchen produzieren parthenogenetisch Eier, die im Anschluss in das Darmlumen gelangen. Während der Darmpassage schlüpfen aus ihnen rhabditiforme erste Larven (L1), die mit dem Kot ausgeschieden werden.
Nachdem die Erstlarve in die Umwelt abgegeben wurde, bleiben ihr zwei Möglichkeiten der weiteren Entwicklung:
- Im Laufe eines homogenen Zyklus entwickelt sich die Larve I (L1) zu Larve II (L2) und anschließend zur unbescheideten, infektionsfähigen Larve III (L3). Eine solche Entwicklung kann bei +25 °C innerhalb von 24 Stunden abgeschlossen werden.
- Die Erstlarve bildet das Initialstudium für einen heterogenen Zyklus. In diesem Entwicklungsablauf entstehen Männchen und Weibchen, die sich sexuell vermehren. Aus den daraus resultierenden Eiern entstehen schließlich über weitere Stadien infektiöse Drittlarven. Dieser Entwicklungszyklus dauert mindestens 3 Tage und kann zu einer erheblichen Vermehrung der Parasiten in der Umwelt führen.
Die infektiöse Drittlarve befällt einen Wirt vorwiegend über perkutanem Weg. Eine Infektion per os ist jedoch auch möglich. Nachdem die Larve in die Haut eingedrungen ist, durchläuft sie eine Körperwanderung. Über das venöse Blutgefäßsystem gelangt sie in die Lunge, von dort in die Trachea und anschließend in den Dünndarm. Die Körperwanderung endet mit der Ansiedelung der parasitischen Weibchen im Dünndarm.
Beim Hund dauert die Präpatenz etwa 9 bis 19 Tage. Bei immunkompetenten Hunden ist die durch Larvenausscheidung im Kot manifestierte Patenz variabel (etwa 3 bis 15 Monate). Weibchen der Gattung Strongyloides können auch ohne Eiproduktion eine längere Zeit im Darm des Wirtes überleben.
Ähnlich dem Menschen sind auch beim Hund sog. Autoinfektionen möglich. Bei einer Autoinfektion entwickelt sich ein Teil der Larven I bereits im Darm zu infektiösen Larven III (L3), die sich von der Darmwand aus auf den trachealen Wanderweg begeben, um so wieder zum Darm zurückzukehren. Diese Infektionen sind für die lange Persistenz der Parasiten im Körper verantwortlich (beim Mensch etwa 4 Jahrzehnte).
Klinik
Hunde, die mit Strongyloides stercoralis infiziert sind, zeigen oftmals keine Symptome. Sie haben eine sehr geringe oder auch gar keine nachweisbare Larvenausscheidung im Kot. Erstinfektionen bei Welpen, die mit einer hohen Parasitenbelastung einhergehen, führen oftmals zu schweren Erkrankungen mit hämorrhagischer Enteritis, Dehydration sowie Anämie und Todesfällen.
Immunsuppressionen, die z.B. durch Glukokortikoidgaben indiziert werden, können schwerste Hyperinfektionen auslösen. Diese sind durch Lethargie, Anämie, Husten und Diarrhö gekennzeichnet und gehen oftmals mit Hämorrhagien und entzündlichen Veränderungen des Dünn- und Dickdarmes, der Lunge und anderer Organe einher.
Bei einer Hyperinfektion werden in der Darmmukosa große Zahlen von Weibchen (bis > 1 Mio.) und Larven der Stadien 1 bis 3 gefunden. Hinzu können noch extraintestinale Lokalisationen besiedelt sein, v.a. mit Larven III. Dabei sind v.a. Leber, Niere, Milz, Harnblase, Lymphknoten, Lunge, Trachea, Herz, Gehirn, Muskeln und Haut befallen. Solche Hyperinfektionen führen bei Hunden oftmals dazu, dass verschiedene Entwicklungsstadien von Strongyloides stercoralis im Urin ausgeschieden werden.
Diagnose
Bei einer Strongyloidose (verursacht durch Strongyloides stercoralis) werden rhabditiforme Larven von 228 bis 353 μm Länge über den Kot ausgeschieden. Um einen Befall zu bestätigen, sollte ein Auswanderverfahren (um Larven nachzuweisen) und ein Flotationsverfahren (um Eier nachzuweisen) durchgeführt werden. Eine Kotkultur kann bei geringer Ausscheidungsrate den Nachweis erleichtern.
Therapie
Die Strongyloidose kann mit Ivermectin in Einzeldosen von 0,2 und 0,8 mg/kgKG p.o. behandelt werden. Dieses Antiparasitikum richtet sich v.a. gegen adulte Weibchen sowie auch gegen Larven der Stadien 1 bis 3 und zeigt eine Wirksamkeit von bis zu 99,9 %. In Österreich ist bei Hunden und Katzen Ivermectin bei dieser Indikation nicht zugelassen. Hierbei sollte zu anderen makrozyklischen Lactonen bzw. Fenbendazol gegriffen werden.
Bedeutung für den Menschen
Strongyloides stercoralis kann beim Menschen patente Infektionen verursachen. Infektiöse Larven dieser Art sowie auch anderer Spezies stellen beim Menschen die Erreger der Larva migrans cutanea dar.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
- Hinney, Barbara, Joachim, Anja, Silbermayer, Katja. Vademecum der klinischen Parasitologie. Ekto- und Endoparasiten bei Hund und Katze.
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