Pterygium (Auge)
Synonym: Flügelfell
Englisch: pterygium, surfer's eye
Definition
Ein Pterygium ist eine gutartige Neubildung am Auge, bei der es zu einem dreieckförmigen Vorwachsen von gefäßhaltigem Bindegewebe der Konjunktiva auf die Kornea kommt. Meist befindet es sich im nasalen Augenwinkel. Das Pterygium zählt zu den degenerativen konjunktivalen Veränderungen.
Epidemiologie
Die Erkrankung tritt gehäuft in subtropischen und tropischen Regionen auf. Außerdem sind bestimmte Berufsgruppen wie z.B. Landwirte und Seeleute aufgrund ihrer Exposition gegenüber auslösenden Umweltfaktoren betroffen. In Deutschland liegt die Prävalenz bei ca. 2 %.
Pathogenese
Die genaue Pathogenese ist bislang (2022) nicht abschließend geklärt. Man geht davon aus, dass chronische Reize wie Staub, Wind, trockenes Klima und UV-Strahlung über eine Schädigung der limbalen Stammzellen der Kornea zu Defekten der Bowman-Membran führen. Außerdem kommt es durch die Umweltreize zu einer erhöhten Ausschüttung von proinflammatorischen und angiogenen Stoffen in den oberen Hornhautschichten. Desweiteren werden durch die UV-Strahlung ausgelöste Mutationen im p53-Gen als Ursache für die erhöhte Zellproliferation diskutiert. Weitere Risikofaktoren sind zunehmendes Alter und genetische Einflüsse wie Polymorphismen im VEGF-A-Gen.
Die Bowman-Membran dient als Wachstumsschiene für die proliferierenden Bindehautzellen. Die Wucherung geht meist vom nasalen Lidspaltenbereich aus und wächst in Richtung Hornhautmitte.
Klinik
Zunächst verursachen die langsam wachsenden Pterygien oft milde Symptome wie ein Fremdkörpergefühl, Rötungen und Augenreizungen, die aufgrund einer Tränenfilminstabilität entstehen.
Durch das Vorwachsen des Pterygiums in die optische Achse tritt eine Visusminderung auf. Die Zugwirkung auf die Hornhaut führt zudem im weiteren Verlauf zu einem irregulären Hornhautastigmatismus. Zusätzlich kann die Bulbusmotilität gestört werden, wodurch es zu Doppelbildern kommt.
Diagnostik
Die Diagnose wird mittels Spaltlampenuntersuchung gestellt.
Im Falle der Einlagerung von Eisen in das Hornhautepithel ist eine braune Stocker-Linie zu sehen.
Differentialdiagnosen
- Pinguecula: degenerative Elastose der Konjunktiva
- Narbenpterygium: unterscheidet sich dadurch vom Pterygium, dass es fest mit der Hornhaut oder der Lederhaut verwachsen ist und nicht mit einer Sonde unterfahrbar ist
- maligne Neoplasien, z.B. Plattenepithelkarzinom
Therapie
Zur symptomatischen, konservativen Therapie verwendet man Tränenersatzmittel. Desweiteren kommen topische Glukokortikoide, Zytostatika (Mitomycin) sowie der VEGF-Inhibitor Bevacizumab zum Einsatz.
Die Kausaltherapie besteht in der operativen Entfernung des Pterygiums. Dabei wird die Bindehautwucherung reseziert und der entstandene Defekt mittels autologer Bindehauttransplantation gedeckt.
Eine weitere Therapieoption ist die Radiotherapie mit Betastrahlung.
Prognose
Auch nach operativer Entfernung neigt das Pterygium zu Rezidiven.
Literatur
- Grehn, Augenheilkunde, 31. Auflage, 2012, Springer
- Sachsenweger, Duale Reihe Augenheilkunde, 2. Auflage, 2003, Thieme
- Rotkohl et al.: Pterygium: Pathogenese, Diagnose und Therapie Der Ophtalmologe, 2021
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