Postpartale Hämorrhagie (Katze)
Synonyme: Postpartale Blutung, Nachgeburtsblutung
Englisch: postpartum bleeding, postpartum hemorrhage
Definition
Ätiopathogenese
Ursachen einer postpartalen Blutung können sein:
- Verletzungen im weichen Geburtsweg (z.B. Vagina, Zervikalkanal)
- nicht-perforierende Einrisse in die Uteruswand mit Sickerblutung
- ungenügende Hämostase in den Plazentationsstellen infolge einer Uterusatonie (Atonia uteri) oder einer Gerinnungsstörung
- Perforation des Uterus und/oder Ruptur der Arteria ovarica oder Arteria uterina
Klinik
Das klinische Bild hängt vom Schweregrad der Verletzung ab, sodass grundsätzlich zwei Verlaufsformen unterschieden werden können.
- akuter bis fulminanter Krankheitsverlauf
- chronischer Krankheitsverlauf mit möglicher akuter Verschlechterung
Ist der Uterus perforiert oder gar am Übergang zur Zervix abgerissen, ergießt sich das Blut in das Abdomen. Dabei kommt es nicht zu einem äußerlich erkennbaren Blutfluss. Aufgrund des massiven Blutverlusts sind die Schleimhäute porzellanweiß, die Atmung ist beschleunigt (Tachypnoe), die Tiere zeigen Apathie und sind im Schock. Eine Blutung per vaginam hingegen kann entweder dauerhaft in kleinen Mengen (Sickerblutung) oder schwallartig auftreten - abhängig davon, ob kleinere oder größere Gefäße in der Vagina (Arteria vaginalis), der Zervix oder im intakten Uterus verletzt sind.
Unabhängig davon welcher Verlauf vorliegt, handelt es sich bei postpartalen Hämorrhagien stets um Notfälle.
Diagnose
Die Katze wird kurz allgemein untersucht, wobei v.a. die Schleimhäute zu beurteilen sind. Parallel dazu ist ein Blutbild (Erythrozytenzahl, Hämoglobin, Hämatokrit) zur exakten Beurteilung des Anämiezustands zu erstellen. Bei stabilen Patienten kann dann eine vaginale Exploration (adspektorisch bzw. palpatorisch) inkl. Ultraschalluntersuchung des Abdomens Aufschluss über die Diagnose geben.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach dem klinischen Zustand der Katze und nach dem Ausmaß der Verletzung.
Bei Sickerblutungen aufgrund oberflächlicher Verletzungen im vaginozervikalen Bereich kann eine Tamponade versucht werden. Diese muss jedoch nach 12 bis 24 Stunden entfernt werden, um fibrinöse Adhäsionen zu vermeiden. Anschließend kann der Vaginalraum mit desinfizierenden Salben behandelt werden. Ist hingegen die Arteria vaginalis gerissen, muss die Katze sediert und mittels Massenligatur unter Einbezug des Gefäßstumpfs in der seitlichen Vaginalwand behandelt werden. Kann auf diese Weise keine Hämostase erreicht werden, wird im nächsten Schritt unter Allgemeinanästhesie und Episiotomie die Blutungsquelle aufgesucht und chirurgisch versorgt.
Befindet sich die Verletzung hingegen im Uterus (Hämatometra), ist meistens nur noch eine Hysterektomie bzw. Ovariohysterektomie möglich.
Prognose
Postpartale Hämorrhagien sind prognostisch stets als vorsichtig zu beurteilen. Nur kleine und oberflächlich liegende Blutungen weisen einen günstigen Verlauf auf.
Literatur
- Günzel-Apel A, Bostedt H (Hrsg.). 2016. Reproduktionsmedizin und Neonatologie von Hund und Katze. Mit 250 Abbildungen und 150 Tabellen. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-2249-1
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