Synonyme: Pentosephosphat-Weg, Pentosephosphat-Shunt, Hexosemonophosphat-Zyklus, Warburg-Dickens-Horecker-Zyklus
Englisch: pentose phosphate cycle
Der Pentosephosphat-Zyklus ist ein von der Glucose ausgehender, der Glykolyse teilweise parallel geschalteter Stoffwechselweg, der verschiedenen Funktionen dient:
Zum einen werden Pentosephosphate (besonders Ribose-5-phosphat) für die Synthese von Nukleotiden bereitgestellt, zum anderen werden Redox-Äquivalente in Form von NADPH geschaffen, die in anderen Teilreaktionen des Stoffwechsels benötigt werden.
Der Pentosephosphat-Zyklus besteht aus zwei Abschnitten: In einer ersten Phase wird Glucose unter Bildung von NADPH oxidiert und Ribulose-5-phosphat gebildet; im zweiten Teil des Zyklus werden über Isomerisierungs- und Transfer-Reaktionen verschiedene Monosaccharide hergestellt; die nicht benötigten Zucker können wieder in Glucose überführt werden und stehen damit wieder zur Glykolyse oder anderen Stoffwechselschritten des Organismus bereit.
Die Teilreaktionen im zweiten Abschnitt des Pentosephosphat-Zyklus sind reversibel, so dass auch ohne ein ausreichendes Vorliegen aller für den Zyklus notwendigen Enzyme (Anmerkung: das ist beispielsweise in der Skelettmuskulatur der Fall) Pentosen gebildet werden können. Der Pentosephosphatweg läuft dann praktisch rückwärts.
Im ersten Schritt des Pentosephosphat-Zyklus wird in Halbacetalform vorliegendes Glucose-6-phosphat durch das Enzym Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase zu 6-Phospho-Gluconolacton oxidiert, und im Gegenzug wird NADP+ zu NADPH reduziert.
Diese Reaktion setzt darüber hinaus die Anwesenheit zweiwertiger Kationen voraus.
Das nun vorliegende Lakton wird unter Verbrauch von Wasser durch das Enzym 6-Phospho-Gluconolacton-Hydrolase (Lactonase) gespalten, es entsteht 6-Phosphogluconat.
In einer weiteren Oxidation wird 6-Phospho-Gluconat mit Hilfe der 6-Phosphogluconat-Dehydrogenase in 3-Keto-6-Phospho-Gluconat umgewandelt, das spontan zu Ribulose-5-phosphat decarboxyliert. Die hierbei freiwerdenden Energie wird wiederum in Form von NADPH fixiert.
Das im ersten Schenkel des Pentosephosphat-Zyklus entstandene Ribulose-5-phosphat fließt nun in zwei Reaktionen des zweiten Abschnittes:
Zum einen wird das Molekül mit Hilfe der Ribulose-5-phosphat-Epimerase in die epimere Substanz Xylulose-5-phosphat umgewandelt, zum anderen entsteht unter dem Einfluss des Enzyms Ketopentose-5-phosphat-Isomerase Ribose-5-phosphat, das für den Aufbau von Nukleotiden verwendet werden kann.
Xylulose-5-phosphat wird unter dem Einfluss der Transketolase in Glycerinaldehyd-3-phosphat und einen Glykolaldehyd-Rest gespalten, der auf den Cofaktor des Enzyms, Thiaminpyrophosphat übertragen wird. Die so aktivierte C2-Gruppe wird von der Transketolase auf Ribose-5-phosphat übertragen, wobei Sedoheptulose-7-phosphat entsteht.
Durch das Enyzm Transaldolase werden die Kohlenstoffatome C1 bis C3 der Sedoheptulose auf das Glycerinaldehyd-3-phosphat übertragen, so dass Fructose-6-phosphat und Erythrose-4-phosphat entstehen.
Das verbleibende Erythrose-4-phosphat reagiert mit einem weiteren durch Thiaminpyrophosphat aktivierten Molekül Glykolaldehyd, das aus Xylulose-5-phosphat mit Hilfe der Transketolase gebildet wurde; es entstehen ein weiteres Molekül Fructose-6-phosphat und Glycerinaldehyd-3-phosphat.
Die Regulation des Pentosephosphat-Zyklus erfolgt vorwiegend über die beiden am Anfang des Stoffwechselweges stehenden oxidativen Enzyme Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase und 6-Phosphogluconat-Dehydrogenase (Schrittmacherenzyme). NADPH und Acetyl-CoA hemmen die Enzyme, NADP+ steigert den metabolischen Umsatz.
Insulin wird eine transkriptionsfördernde Aktivität auf die Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase zugeschrieben, so dass unter Insulineinfluss die Aktivität des Pentosephosphatweges erhöht ist.
Der Pentosephosphat-Zyklus läuft vorwiegend in den Geweben ab, die NADPH benötigen. Da das Molekül zur Synthese von Fettsäuren im Zytosol benötigt wird, findet sich eine starke Aktivität des Zyklus in Hepatozyten und Adipozyten sowie in Drüsenzellen der laktierenden Mamma.
Erythrozyten benötigen NADPH zur Reduktion von Glutathion, auch sie verwenden den Pentosephosphatweg. Daneben finden sich Enzyme des Zyklus in Leydig-Zellen des Testis und den endokrinen Zellen der Nebennierenrinde, die an der Steroidsynthese beteiligt sind: Auch hierfür wird NADPH benötigt.
In anderen Geweben, die die Pentosephosphate für die Synthese von Nukleotiden benötigen, läuft üblicherweise der zweite Schenkel des Zyklus "rückwärts" ab.
Bei Defekten der Enzyme des Pentosephosphat-Zyklus kann nicht mehr in ausreichender Menge NADPH bereitgestellt werden. Dieser Mangel äußert sich besonders bei oxidativem Stress in einer Hämolyse, da das oxidierte Glutathion nicht mehr reduziert werden kann. Am häufigsten betroffen ist dabei die Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase; das zugehörige Krankheitsbild wird als Favismus bezeichnet. Da diese Erkrankung ein Selektionsvorteil in Endemiegebieten der Malaria ist, finden sich die X-chromosomal vererblichen Enzymdefekte vorwiegend in den Ländern des Mittelmeerraumes.
Bei Diabetes mellitus ist die Aktivität des Pentosephosphatweges gehemmt.
Tags: Metabolismus, Stoffwechsel, Zucker, Zuckerstoffwechsel
Fachgebiete: Biochemie
Diese Seite wurde zuletzt am 18. Dezember 2017 um 00:41 Uhr bearbeitet.
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