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Paracetamol-Intoxikation (Hund)

Synonyme: Paracetamol-Vergiftung, Acetoaminophen-Vergiftung

1. Definition

Die Paracetamol-Intoxikation ist eine der häufigsten Intoxikationen (Vergiftungen) beim Hund.

2. Chemie

Paracetamol ist ein antipyretisch und analgetisch sowie gering antiphlogistisch wirksamer Arzneistoff aus der Gruppe der Anilinderivate. Die Summenformel des Arzneistoffs lautet C8H9NO2 und die Molekularmasse beträgt 151,16 g/mol.

In seiner reinen Form liegt Paracetamol als weißes und kristallines Pulver vor, das einen leicht bitteren Geschmack besitzt. Die Löslichkeit ist in Wasser nur gering, während es sich in Ethanol gut löst.

3. Pathophysiologie

Hunde sind aufgrund der geringen Glucuronidierungskapazität äußerst empfindlich gegenüber Paracetamol. Durch die veränderte Metabolisation kommt es zu einem vermehrten Abbau des Wirkstoffs auf einem alternativen Weg (P450-abhängige N-Hydroxylierung) und somit zur Bildung des toxischen Zwischenproduktes N-Acetyl-p-Benzochinonimin. Dieses wird durch die Glutathion-S-Transferase mit Glutathion konjugiert. Ist das zelluläre Gluthation jedoch erschöpft, entfaltet der reaktive Metabolit seine zytotoxische Wirkung durch Proteinbindung.

Es kommt zur Bildung von Methämoglobin und zu vermehrten Nekrosen.

4. Toxizität

Toxische Reaktionen werden nach Dosierungen von 150 bis 200 mg/kgKG erwartet. Machmal treten bereits bei 100 mg/kgKG Paracetamol Vergiftungserscheinungen auf.

Die orale letale Dosis liegt bei ca. 500 mg/kgKG. Jungtiere sind aufgrund unzureichend ausgebildeter Glucuronidierungsfähigkeit besonders gefährdet.

5. Klinik

Betroffene Hunde leiden an Apathie, Zyanose, Atemnot, Salivation, Ataxie und Erbrechen. Die Hämoglobinurie geht mit Anämie, Methämoglobinämie und Prostration einher. In weiterer Folge entwickeln sich Hypothermie, Ikterus und Koma, sodass die Tiere nach einigen Tagen aufgrund massiver Lebernekrosen versterben können.

6. Differenzialdiagnosen

7. Diagnose

Neben der Anamnese und typischen Klinik ist v.a. der Nachweis von Paracetamol in Plasma, Serum oder Harn mittels Enzymimmunoassay beweisend.

8. Therapie

Die initiale Notfalltherapie orientiert sich am ABCDE-Schema. Anschließend ist eine Entgiftung mittels Erbrechen (Apomorphin 0,08 mg/kgKG s.c.) sowie die perorale Gabe von Aktivkohle (1 g/kgKG) und Glaubersalz (0,5 bis 1 g/kgKG) indiziert. In schweren Fällen ist eine Bluttransfusion notwendig.

Als Antidot steht N-Acetylcystein zur Verfügung. Initial sind 140 mg/kgKG i.v. zu verabreichen. Danach ist die Dosierung auf 70 mg/kgKG p.o. 5 bis 7 mal im Abstand von 6 Stunden zu reduzieren. Zusätzlich kann Ascorbinsäure (30 mg/kgKG p.o. oder i.v.) alle 6 Stunden verabreicht werden.

9. Quellen

10. Literatur

  • Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3

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