PONV
Synonym: postoperative Übelkeit, Würgen und Erbrechen, PÜWE
Definition
Epidemiologie
Etwa jeder dritte Patient ist nach einer Operation mit Inhalationsanästhetika von Übelkeit und Erbrechen betroffen.[1]
Ätiopathogenese
Eine Stimulation des Brechzentrums in der Medulla oblongata führt zu Brechreiz und Erbrechen sowie Blässe und Kaltschweißigkeit. Verschiedene Chemorezeptoren und die daran bindenden Substanzen (z.B. Serotonin oder Histamin) sind für die Entstehung von Übelkeit verantwortlich.
Risikofaktoren
Das Risikoprofil für ein PONV-Ereignis ist sehr individuell, kann aber anhand von bestimmten Risikofaktoren abgeschätzt werden:
- Weibliches Geschlecht: Die Symptome manifestieren sich deutlich häufiger bei Frauen als bei Männern.
- Alter: PONV kann bei jüngeren Menschen häufiger beobachtet werden.
- Rauchgewohnheiten: Raucher sind seltener betroffen als Nichtraucher.
- Kinetosen: PONV wird häufiger bei Patienten beobachtet, die an einer Reisekrankheit leiden.
- Anamnese: Ein Auftreten von PONV bei früheren Operationen erhöht die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens.
- Inhalationsanästhetika: Falls Inhalationsanästhetika verwendet werden, ist das Risiko für postoperative Übelkeit und postoperatives Erbrechen erhöht.
- Opioide: Die postoperative Gabe führt ebenfalls häufig zu Übelkeit und Erbrechen.
Der chirurgische Eingriff selbst birgt häufig auch ein Risiko für PONV-Ereignisse. Insbesondere längere Eingriffe (> 60 Minuten) und Operationen im Kopf- und Halsbereich (z.B. Strumaeingriffe, Strabismus-Operationen[2]) stehen im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko.
Scoring
In der klinischen Praxis wird im Rahmen der anästhesiologischen Anamnese häufig der Apfel-Score angewendet, um das PONV-Risiko vor einer OP abzuschätzen.
Klinik
Die betroffenen Patienten klagen postoperativ über Übelkeit und Erbrechen, welche das Allgemeinbefinden deutlich reduzieren.
Komplikationen
Nachfolgend sind mögliche medizinische und ökonomische Komplikationen des PONV aufgelistet:[3]
Medizinisch | Ökonomisch |
---|---|
Aspiration | Längere Aufenthaltsdauer im Aufwachraum |
Obstruktion der Atemwege | Erhöhter personeller Betreuungsaufwand |
Pneumothorax | Stationäre Hospitalisation |
Nahtdehiszenz | Mehrkosten durch gesteigerten Material- und Medikamentenbedarf |
Elektrolytverschiebung | |
Wundheilungsstörungen | |
Starke postoperative Wundschmerzen | |
Ösophagusverletzungen | |
Schlechtere Resorption der Medikamente | |
Erhöhter intrakranieller, intraabdomineller Druck |
Die Aspiration von Magensaft kann als Sekundärkomplikation zu einem Mendelson-Syndrom mit Entwicklung einer Aspirationspneumonie führen.
Therapie
Medikamentöse Therapie
- Dexamethason
- Dimenhydrinat
- Metoclopramid (MCP)
- Setrone (z.B. Ondansetron)
- Droperidol
Bei Entwicklung eines Mendelson-Syndroms ist meist eine intensivmedizinische Behandlung mit Intubation und Beatmung, Sauerstoffgabe sowie der Gabe von Antibiotika, Glukokortikoiden und Bronchospasmolytika notwendig.
Prophylaxe
Zur Prophylaxe des PONV wird zu Beginn der Operation Dexamethason verabreicht. Auch Antiemetika wie Setrone, Dimenhydrinat oder Droperidol können prophylaktisch wirken.
Weiterhin dienen folgende Basismaßnahmen der Vermeidung oder der Reduktion des Auftretens von PONV:[4]
- totale intravenöse Anästhesie (TIVA) mit Propofol
- keine Inhalationsanästhetika
- postoperativer Einsatz von Nicht-Opioidanalgetika (z.B. NSAR)
- Lokal- oder Regionalanästhesie anstelle einer Allgemeinanästhesie
- adäquate Infusionstherapie
Wenn die genannten Verfahren kombiniert werden, lässt sich das Risiko für PONV deutlich senken.
Weblinks
Quellen
- ↑ aerzteblatt.de - Übelkeit und Erbrechen nach Operationen in Allgemeinanästhesie, abgerufen am 10.03.2022
- ↑ Wolf et al. PONV nach Strabismus-OP Der Anästhesist 2016
- ↑ Apfel et al. Übelkeit und Erbrechen in der postoperativen Phase Der Anästhesist, 2007]
- ↑ W. Wilhelm, Praxis der Anästhesiologie, Springer, 2018
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