Mendelson-Syndrom
Nach Curtis L. Mendelson (geb. 1913), amerikanischer Anästhesist
Synonym: Peptische Pneumonie
Englisch: Mendelson's syndrome
Definition
Unter einem Mendelson-Syndrom versteht man die Entwicklung einer Aspirationspneumonie nach Aspiration von Magensaft bzw. saurem Mageninhalt bei narkotisierten Patienten.
Das Mendelson-Syndrom wurde zuerst bei Schwangeren beschrieben, die unter Allgemeinanästhesie entbunden wurden.
Ätiologie
Die Aspiration des sauren Magensaftes führt zu einer Verätzung und Verlegung der Atemwege. Man spricht dann von einer abakteriellen bzw. chemischen Pneumonitis. Durch die chemische Reizung des Epithels wird das Epithel dermaßen geschädigt, dass Flüssigkeit austreten kann. In der Folge kommt es zu einem toxischen Lungenödem (ARDS) und zu einer bakteriellen Superinfektion des geschädigten Lungengewebes. In der Literatur wird eine Aspirat-Menge von ≥ 0,4 ml/kg Körpergewicht bzw. ein pH-Wert ≤ 2,5 als kritisch angegeben.
Symptome
Die Symptome setzen mit einer Latenzzeit von 2-12 Stunden ein. Sie umfassen:
- Bronchospasmus mit steigenden Beatmungsdrücken
- Bronchiale Hypersekretion
- Pulmonale Vasokonstriktion
- Tachykardie, Hypotonie
- Dyspnoe (wenn Patient wach ist)
- Hypoxämie, Zyanose
Diagnose
- Auskultation: Rasselgeräusche, positive Bronchophonie, Bronchialatmen
- Röntgen-Thorax: Infiltrate, Atelektasen
- Blutgasanalyse: herabgesetzter Sauerstoffpartialdruck (pO2), Azidose
Therapie
Das Mendelson-Syndrom ist ein medizinischer Notfall und erfordert eine intensivmedizinische Behandlung:
- Ggf. Tieflagerung des Oberkörpers, um ein weiteres Eindringen des Aspirats zu verhindern
- Zügige Intubation
- Absaugen der Atemwege, möglichst vor Beatmung
- Sauerstoffgabe mit evtl. PEEP-Beatmung
- Bronchospasmolytika
- Antibiotika
- Glukokortikoide
Eine Bronchiallavage wird bei Aspiration von Magensaft nicht durchgeführt, um eine weitere Verätzung nicht betroffener Bronchialabschnitte zu vermeiden.
Prognose
Die Letalität des Mendelson-Syndroms ist relativ hoch. Die Angaben sind zentrumsabhängig und liegen zwischen 20-60 %.
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