Niraparib
Handelsname: Zejula®
Definition
Niraparib ist ein antineoplastischer Arzneistoff aus der Klasse der PARP-Inhibitoren zur Behandlung des Ovarialkarzinoms.
Chemie
Niraparib enthält vier zyklische Teilelemente, darunter ein Benzol, ein Indazol und ein Piperidin. Die Summenformel lautet C19H20N4O; das Molekulargewicht beträgt 320,39 g/mol.
Wirkmechanismus
Niraparib ist ein Inhibitor von Poly(ADP-ribose)-Polymerase-Enzymen (PARPs), einschließlich PARP-1 und PARP-2. Der Wirkstoff bindet an das aktive Zentrum der PARPs, die mit der DNA assoziiert sind, und verhindert so deren Dissoziation ("PARP trapping"). Die PARPs verbleiben an der DNA und blockieren den Platz für Enzyme der Basenexzisionsreparatur (BER). Wenn die Replikationsgabeln auf das PARP-DNA-Addukt stoßen, kommt es zu einem Doppelstrangbruch.
In normalen Körperzellen können Doppelstrangbrüche durch homologe Rekombination repariert werden. Bei Tumorzellen ist das meist nicht der Fall. Ihnen fehlen Komponenten der homologen Rekombinationsreparatur (HRR), z.B. BRCA1 oder BRCA2. Doppelstrangbrüche können daher nicht suffizient repariert werden. Alternativ werden von der Krebszelle fehleranfällige Reparaturwege wie die nicht-homologe Endverknüpfung (NHEJ) angestoßen. Das führt zu einer Anhäufung von DNA-Schäden und damit zu einer erhöhten genomischen Instabilität. Nach mehreren Replikationsrunden wird die genomische Instabilität so groß, dass die Zelle die Apoptose einleitet. Klinisch kommt es dann zur Regression des Tumors.
Indikationen
Niraparib ist zugelassen als:
- Monotherapie zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patientinnen mit fortgeschrittenem epithelialem (FIGO-Stadien III und IV) high-grade Karzinom der Ovarien, der Tuben oder mit primärem Peritonealkarzinom, die nach einer Platinbasierten Erstlinien-Chemotherapie ein Ansprechen (komplett oder partiell) haben
- Monotherapie zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patientinnen mit Rezidiv eines Platin-sensiblen, high-grade serösen epithelialen Karzinoms der Ovarien, der Tuben oder mit primärem Peritonealkarzinom, die sich nach einer Platin-basierten Chemotherapie in Remission (komplett oder partiell) befinden.
Darreichungsformen
Niraparib wird oral in Form von Hartkapseln mit 100 mg Wirkstoff verabreicht.
Dosierung
Die empfohlene Dosis beträgt:[1]
- bei Erstlinien-Erhaltungstherapie zur Behandlung des Ovarialkarzinoms ein mal täglich 200 mg (zwei Tabletten)
- bei Erhaltungstherapie zur Behandlung des rezidivierenden Ovarialkarzinoms ein mal täglich 300 mg (drei Tabletten)
Bei relevanten Nebenwirkungen muss die Dosierung angepasst werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Folgende Nebenwirkungen können häufig (≥ 1/100, < 1/10) oder sehr häufig (≥ 1/10) auftreten:
Zulassung
Die Zulassung für Niraparip wurde im November 2017 erteilt. Der Zulassungsinhaber ist GSK.
Nutzenbewertung
Niraparib ist als Orphan Drug zugelassen. Der medizinische Zusatznutzen gilt gemäß § 35a Absatz 1 Satz 10 SGB V durch die Zulassung als belegt. Der GBA beschreibt den Zusatznutzen als relevante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens ohne Verlängerung des Gesamtüberlebens.[2]
Kosten
Die Jahrestherapiekosten von Niraparib liegen bei rund 145.000 Euro.[3]
Quellen
- ↑ Fachinformation Zejula, GSK, zuletzt abgerufen am 28.08.2025
- ↑ Gemeinsamer Bundesausschuss: Stellungnahme zur Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V - Niraparib, 3. Mai 2021
- ↑ IQWiG-Berichte – Nr. 604 Niraparib (Ovarialkarzinom) – Bewertung gemäß § 35a Abs. 1 Satz 11 SGB V Auftrag: G17-15 Version: 1.0 Stand: 12.03.2018, abgerufen am 25.3.2019