BRCA2
Synonym: Brustkrebsgen 2, FANCD1
Englisch: Breast Cancer 2
Definition
BRCA2 ist ein im Zellkern vorkommendes Polypeptid, das eine entscheidende Rolle in der DNA-Reparatur einnimmt. Die Bezeichnung BRCA2 ist eine Abkürzung und steht für den englischen Begriff BReast CAncer 2.
Hintergrund
BRCA2 entfaltet seine gegen Mutationen schützende Wirkung als Untereinheit größerer Proteinkomplexe. Fast alle eukaryotischen Lebewesen besitzen BRCA2. Es kommt insbesondere in den Geweben von Brust, Milz, Ovarien, Lunge und Thymus vor.
Geschichte
BRCA2 wurde 1994 von den britischen Biowissenschaftlern Richard Wooster und Michael Stratton am Institute of Cancer Research in London entdeckt.
Chemie
Es handelt sich um ein sehr großes Polypeptid, das aus 3.418 Aminosäuren besteht.
Genetik
Das für BRCA2 kodierende Gen befindet sich auf Chromosom 13 im Bereich des Genlocus 12.3. Es umfasst eine Gesamtlänge von 84.193 Basenpaaren.
Wirkmechanismus
Um seine DNA-schützende Wirkung zu entfalten, verbindet sich BRCA2 mit den Eiweißmolekülen RAD51 und PALB2. Dabei fungiert RAD51 als direkter Bindungspartner. Dieser Proteinkomplex bindet an DNA-Regionen, in denen ein Doppelstrangbruch vorliegt. PALB2 hilft dabei, diese Bindung herzustellen. Hat sich der Komplex fest mit dem beschädigten Erbgut verbunden, beginnt die DNA-Reparatur.
Muationen
Heterozygote Mutationen im BRCA2-Gen können mit einem erhöhten Risiko für Brustkrebs, Ovarialkarzinome, Prostatakarzinome, Pankreaskarzinome und diverse weitere gastrointestinale Tumoren sowie für Melanome einhergehen.[1] Die Ausprägung des Risikos ist dabei von der Art der Mutation abhängig. Die Spannbreite reicht von benignen Polymorphismen, die mit keinem erhöhten Risiko einhergehen, bis hin zu schädlichen Mutationen, bei denen das Risiko deutlich erhöht ist. Bei letzteren handelt es sich oft um Frameshift-Mutationen. Das individuelle Risiko ist jedoch nicht nur vom Vorhandensein einer Mutation, sondern auch von ihrer Penetranz abhängig.
Homozygote Mutationen finden sich bei einer seltenen Form der Fanconi-Anämie, weswegen BRCA2 auch als FANCD1 bezeichnet wird.[2][3]
Klinik
Durch die Eigenschaft, an der Entstehung von Brust- und Eierstockkrebs beteiligt zu sein, ist unter bestimmten Bedingungen ein Gentest zur Risikoabschätzung angebracht. Eine solche DNA-Analyse wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn bei der Person eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:
- ein familiärer Fall von Eierstock- oder Brustkrebs
- mindestens zwei familiäre Fälle von Eierstockkrebs
- ein familiärer Fall von Eierstockkrebs, wobei die Patientin bei der ersten Diagnosestellung höchstens 41 Jahre alt gewesen sein darf
- ein familiärer Fall von beidseitigem Brustkrebs, wobei die erste Diagnose vor dem Alter von 41 Jahren gestellt worden sein muss
- ein familiärer Fall von einseitigem Brustkrebs, wobei die Patientin bei der ersten Diagnosestellung höchstens 31 Jahre alt gewesen sein darf
- drei familiäre Fälle von Brustkrebs, wobei das Erkrankungsalter hierbei nicht relevant ist
- mindestens zwei familiäre Fälle von Brustkrebs, wobei eine der Frauen bei der ersten Diagnosestellung höchstens 51 Jahre alt gewesen sein darf
Prävention
- weitere Untersuchungen durch bildgebende Verfahren wie Mammographie, Sonographie, MRT oder CT
- Prophylaktische Mastektomie
- Chemoprävention
Einzelnachweise
- ↑ Schaaf und Zschocke. Basiswissen Humangenetik. Kapitel 32.7.1.Erblicher Brust- und Eierstockkrebs, S. 439ff.. 3. Auflage. Springer Verlag. 2018.
- ↑ BRCA2 DNA REPAIR-ASSOCIATED PROTEIN - Eintrag in der OMIM Datenbank.
- ↑ Schaaf und Zschocke. Basiswissen Humangenetik. Kapitel 32.5.2. Fanconi-Anämie, S. 436f.. 3. Auflage. Springer Verlag. 2018