Mycoplasma-Polyarthritis (Schwein)
Synonym: Mycoplasma-induzierte Polyarthritis
Definition
Als Mycoplasma-Polyarthritis bezeichnet man eine infektiöse Erkrankung des Bewegungsapparates der Schweine.
Erreger
Die Mycoplasma-Polyarthritis der Schweine wird durch Mycoplasma hyosynoviae verursacht. Mycoplasma hyosynoviae ist ein zellwandloses, unbewegliches und pleomorphes Bakterium mit einem kleinem Genom. Aufgrund der eingeschränkten Stoffwechselkapazität sind die Bakterien auf eine parasitäre oder kommensalische Lebensweise angewiesen, weshalb die Anzüchtung nur auf sehr komplexen Nährmedien möglich ist.
Epidemiologie
Mycoplasma hyosynoviae ist ein ubiquitärer Besiedler der Atemwegsschleimhäute (Kommensale). Neben den Schleimhäuten ist der Erreger auch auf den Tonsillen und in der Lunge nachweisbar.
Eine Infektion wird vor allem bei Mittel- und Endmastschweinen oder Jungsauen beobachtet. Schwere und schnellwüchsige Rassen sowie ungünstige Haltungsbedingungen begünstigen eine Erkrankung.
Pathogenese
Die Infektion erfolgt oronasal und findet meist in den ersten 12 Lebenswochen statt. Die klinische Manifestation tritt meist erst viel später auf (Faktorenkrankheit). Im Zuge der Septikämie kommt es zur Ausbreitung der Erreger, die sich aufgrund ihres Tropismus zu serösen Häuten in den Gelenken ansiedeln. Die Besiedlung der Gelenke kann auch symptomlos verlaufen.
Klinik
Eine durch Mykoplasma hyosynoviae verursachte Polyarthritis ist durch eine plötzlich einsetzende Lahmheit, die meist an mehreren Gliedmaßen gleichzeitig auftritt, gekennzeichnet. Es kommt zu einer Veränderung des Allgemeinverhaltens - jedoch ohne der Ausbildung von Fieber. Bei der klinischen Untersuchung treten vor allem die druckdolenten Gelenke in Erscheinung. In einzelnen Fällen können die Gelenke auch vermehrt gefüllt sein.
Erkrankte Tiere zeigen ein trippelndes Gangbild sowie eine atypische Gliedmaßenbelastung und können in akuten Fällen auch festliegen.
Pathologie
Bei der Sektion zeigt sich eine nicht-eitrige Arthritis ohne Pannusbildung, Kapselfibrose oder Serositis. Die Gelenkflüssigkeit ist serofibrinös verändert (rot gefärbte Synovia aufgrund der hämolytischen Wirkung der Lipoproteine). Zusätzlich sind periartikuläre Ödeme und eine Entzündung der Synovialis erkennbar.
Differenzialdiagnosen
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose einer Mycoplasma-induzierten Polyarthritis wird anhand der Klinik gestellt. Um die Diagnose zu sichern, sollte ein akut betroffenes Gelenk punktiert und die entnommene Probe untersucht werden. Mithilfe einer PCR oder einer Bakterienkultur (zeitaufwändig) kann anschließend ein direkter Erregernachweis erfolgen.
Therapie
Eine Infektion mit Mykoplasmen kann mit antibiotischen Arzneistoffen (z.B. Makrolide, Pleuromutiline, Lincosamide, Tetrazykline) behandelt werden. Unterstützend können Antiphlogistika in die Therapie mit einbezogen werden.
Prophylaxe
Neben den allgemein gültigen Management- und Hygienemaßnahmen (Rein-Raus-Verfahren, fachgerechte Stallreinigung und -desinfektion, Stressreduktion, Stallklima optimieren, Zukauf aus möglichst wenigen Betrieben) kann eine stallspezifische Impfung angewendet werden. Aufgrund der Kosten wird diese jedoch nur selten in der Praxis eingesetzt.
Quellen
- Mayr, Anton, Rolle, Michael. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.
- Skriptum, Universitätsklinik für Schweine. Veterinärmedizinische Universität Wien. Mycoplasmen mit Tropismus zu serösen Häuten. Version 1.
- Skriptum Erkrankungen des Bewegungsapparates, Universitätsklinik für Schweine. Veterinärmedizinische Universität Wien.
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