Mycoplasma-Polyserositis (Schwein)
Synonym: Mycoplasma hyorhinis-induzierte Polyserositis
Definition
Als Mycoplasma-Polyserositis bezeichnet man eine durch Mycoplasma hyorhinis verursachte Infektionskrankheit beim Schwein.
Erreger
Mycoplasma hyorhinis ist ein zellwandloses, pleomorphes und amotiles Bakterium aus der Gattung Mycoplasma. Aufgrund der geringen Zell- und Genomgröße sind die Bakterien in ihrer Stoffwechselkapazität stark eingeschränkt, weshalb sie auf eine parasitäre oder kommensalische Lebensweise angewiesen sind.
Epidemiologie
Mycoplasma hyorhinis kommt ubiquitär im oberen Respirationstrakt vor. Erst durch eine vorausgegangene Schädigung der Lunge (z.B. nach einer durch Actinobacillus pleuropneumoniae verursachten Pleuropneumonie) kommt es zu einer klinischen Manifestation der Mycoplasma-Infektion. Eine singuläre Beteiligung an einem Krankheitsgeschehen wurde bislang nur selten beobachtet.
Betroffen sind hauptsächlich Ferkel zwischen der 3. und 10. Lebenswoche, insbesondere Absatzferkel. In seltenen Fällen können auch junge Zuchtschweine (Eber) erkranken.
Pathogenese
Kommt es durch eine Primärerkrankung der Schweine zu einer Schädigung der Lunge, können sich die im Respirationstrakt befindlichen Mykoplasmen in der Lunge ansiedeln. Anschließend kommt es zu einer hämatogenen Streuung der Erreger in die serösen Häute der großen Körperhöhlen und letztendlich auch in die Gelenke.
Klinik
Durch die Ansiedlung der Bakterien in den großen Körperhöhlen entwickelt sich eine Polyserositis, die zu respiratorischen Symptomen führt. Die Tiere zeigen Husten, Dyspnoe, Zyanose und eine erhöhte innere Körpertemperatur. Das Allgemeinverhalten ist vermindert, das Haarkleid gesträubt und das Abdomen ist druckdolent.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung entwickeln sich vermehrt gefüllte Gelenke, die zu Lahmheiten führen.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind vor allem die Glässer-Krankheit, Infektionen mit Streptococcus suis, Gelenkrotlauf, Mycoplasma-Polyarthritis und Brucellose zu berücksichtigen.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose einer durch Mycoplasma hyorhinis verursachten Polyserositis wird anhand der Anamnese und Klinik gestellt. Mithilfe von Gelenkpunktionen bzw. Tupferproben können die Erreger mittels PCR nachgewiesen werden.
Frisch verendete oder euthanasierte Tiere zeigen in der Sektion eine Pneumonie, eine Polyserositis sowie eine Polyarthritis.
Therapie
Eine kausale Therapie gestaltet sich aufgrund der Gelenkbeteiligung schwierig. Im akuten Stadium können Antibiotika (z.B. Tylosin, Tiamulin oder Lincomycin) 3-mal im jeweils eintägigen Abstand injiziert werden. Je nach Schweregrad kann man am ersten Behandlungstag zusätzlich noch Kortikosteroide und Analgetika einsetzen.
Prophylaxe
Durch eine Optimierung der Haltungsbedingungen (Hygiene, Stressreduktion, Belegdichte, geregelte Zukäufe u.ä.) sowie durch prophylaktische Injektion von 5 mg/kgKG Tiamulin (in gefährdeten Beständen bei der Einstallung) kann das Risiko einer Mycoplasma-induzierten Polyarthritis reduziert werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Quelle
- Mayr, Anton, Rolle, Michael. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.
- Skriptum, Universitätsklinik für Schweine. Veterinärmedizinische Universität Wien. Mycoplasmen mit Tropismus zu serösen Häuten. Version 1.
- Skriptum Erkrankungen des Bewegungsapparates, Universitätsklinik für Schweine. Veterinärmedizinische Universität Wien.