Actinobacillus pleuropneumoniae
Synonym: A. pleuropneumoniae
Definition
Actinobacillus pleuropneumoniae ist ein Stäbchenbakterium aus der Familie Pasteurellaceae, das als Erreger eine Pleuropneumonie beim Schwein verursacht (Actinobacillose des Schweines).
Morphologie
Actinobacillus pleuropneumoniae ist ein gramnegatives, amotiles, kokkoides bis kurzes Stäbchenbakterium (Morsecode-Form), das 0,3 x 1,4 µm groß ist.
Weltweit können 2 Biovare und 16 Serovare differenziert werden. Mit regionalen Unterschieden tritt in Deutschland, Österreich und in der Schweiz am häufigsten das Serovar 2 auf, gefolgt von Serovar 9. Als besonders virulent gelten in Europa die Serotypen 1,5, 9, 11 und 16.
Virulenzfaktoren
Zu den Virulenzfaktoren gehören:
- Kapselproteine
- Fimbrien (Adhäsion)
- Lipopolysaccharide
- Endo- und Exotoxine (RTX-Toxin, porenbildend in Zellmembranen)
- Transferrin-bindendes Protein A
- Hämolysine
Kulturelle Anzucht
Eine kulturelle Anzucht kann entweder auf Blutagar (mithilfe von Staphylococcus aureus als Amme) oder auf Kochblutagar durchgeführt werden. Actinobacillus pleuropneumoniae zeigt ein Faktor-V-abhängiges (NAD/NADP) Wachstum, ist kapnophil und Oxidase-positiv und anhand einer zarten Hämolyse erkennbar.
Epidemiologie
Actinobacillus pleuropneumoniae ist ein an Schweine adaptiertes, hochkontagiöses Bakterium. Die Erregerausscheidung erfolgt über Nasensekrete, sodass die Übertragung hauptsächlich aerogen stattfindet. Subklinische oder latente infizierte Tiere schleppen den Erreger in einen gesunden Bestand ein. Eine Infektion betrifft vor allem Aufzucht- und Mastschweine im Alter zwischen 9 und 20 Wochen.
Die Pleuropneumonie ist weltweit eine der am häufigsten vorkommenden Erkrankungen von Schweinen in intensiver Haltung. Die Morbidität beträgt bis zu 100 % bei einer Letalität von ungefähr 25 %.
Pathogenese
Die Bakterien treten über den Nasopharynx in den Körper ein und heften sich mithilfe ihrer Fimbrien gezielt an Tonsillen, Bronchialschleimhaut und Alveolarepithelien. Darüber hinaus wird die Serosa der Pleurahöhle befallen.
Nachdem die Erreger von Makrophagen phagozytiert wurden, setzen sie zytolytische Apx-Toxine frei, die zum Zelltod der Makrophagen führen. Actinobacillus pleuropneumoniae aquiriert wachstumsfördernde Nährstoffe über Transferrin-bindende Proteine und Hämolysine, um sich rasche zu vermehren.
Es kommt zur Ausbildung von fieberhaften respiratorischen Symptomen. Die Erkrankung kann entweder perakut, akut oder auch chronisch verlaufen.
Diagnose
Actinobacillus pleuropneumoniae kann kulturell angezüchtet und mittels PCR identifiziert werden. Die zur Anzucht herangezogenen Probenmaterialien können aus frischen Lungenschnitten, Tupferproben oder auch aus BAL-Flüssigkeiten stammen.
Therapie
Actinobacillus pleuropneumoniae ist gegenüber Penicillinen, Tetrazyklinen, Sulfonamiden, Tilmicosin, Fluorchinolonen, Ceftiofur, Tulathromycin und Florfenicol sensibel. Aufgrund der Resistenzlage sollte stets ein Antibiogramm durchgeführt werden.
Literatur
- Mayr, Anton, Rolle, Michael. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.
- VO-Unterlagen, Institut für Mikrobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien. Krankheiten der Atmungsorgane, von Herz, Kreislauf und Lymphorganen. Bakterielle Erkrankungen - Schwein. WS 2017/2018.