Mattox-Manöver
nach Kenneth Mattox (*1938), amerikanischer Chirurg
Synonym: linksseitige mediale viszerale Rotation
Englisch: Mattox maneuver
Definition
Das Mattox-Manöver, auch als linksseitige mediale viszerale Rotation bezeichnet, ist ein chirurgisches Verfahren, das u.a. zur Untersuchung und Behandlung von vaskulären, retroperitonealen Verletzungen im Rahmen der "Damage Control Surgery" (DCS) eingesetzt wird.
Anatomie
In der Literatur wird für die chirurgische Versorgung von abdominellen Traumata eine anatomische Aufteilung des Bauchraums in drei Zonen empfohlen. Diese soll die Beschreibung und Entscheidungsfindung bei der Behandlung retroperitonealer Verletzungen, insbesondere von Blutgefäßen, erleichtern.
Zone I (zentral)
Die Zone I beinhaltet die zentralen retroperitonealen Aspekte und reicht in etwa vom Hiatus aorticus bis zur Aortenbifurkation. Anteile von wesentlicher chirurgischer Bedeutung sind die Bauchaorta inklusive ihrer Hauptäste (u.a. Truncus coeliacus, Arteria mesenterica superior und inferior, Arteriea renales), die großen venösen Gefäße (u.a. Vena cava inferior, Vena mesenterica superior, Venae renales) sowie das Pankreas und Teile des Duodenums. Die Begrenzungen der Zone I sind:
Zone II (seitlich)
Die Zone II liegt beidseitig lateral der Zone I. Sie beinhaltet die Nieren, die Nebennieren, Anteile der renalen Blutgefäße sowie Ureter und Colon ascendens. Die Begrenzungen der Zone II sind:
- kranial: Zwerchfell
- kaudal: Höhe der Aortenbifurkation
- lateral: Toldt-Linie
Zone III (Becken)
Die Zone III beschreibt den gesamten Beckenraum unterhalb der Aortenbifurkation. Sie beinhaltet u.a. beidseits die Arteria iliaca interna und externa, die Vena iliaca interna und externa sowie distale Abschnitte der Ureter, das Colon sigmoideum und das Rektum. Die Zone III wird kranial durch die Aortenbifurkation begrenzt.
Indikation
Das Mattox-Manöver wird in erster Linie zur Inspektion und Versorgung von retroperitonealen Verletzungen von Gefäßen und Organen innerhalb der Zone I durchgeführt. Dabei wird durch die Mobilisation der Organe eine gute Einsicht auf die Bauchaorta und ihre Äste im Bereich zwischen Hiatus aorticus und Aortenbifurkation gewährleistet.
Weitere Indikationen zur Durchführung des Mattox-Manövers sind:
- Bauchtraumata innerhalb der Zone II mit hämodynamischer Instabilität
- retroperitoneale Tumoren, Sarkome oder maligne Metastasen
Durchführung
- Das Manöver beginnt mit der Mobilisierung des distalen Colon descendens durch eine Inzision entlang der Toldt-Linie. Anschließend kann mit der stumpfen Dissektion und Mobilisierung des Colons bis zur linken Flexur begonnen werden. Die intraperitonealen Organanteile werden nach kaudal flektiert.
- Die Milzbefestigung am Zwerchfell wird scharf präpariert. Die restlichen Milzansätze (am Dickdarm und am Magen) sollten intakt bleiben. Dadurch wird die Mobilisierung des linken Colons mit seinen Hauptgefäßen, der linken Niere, der Milz, des Magens und von Teilen des Pankreas in Richtung der Mittellinie ermöglicht.
- Zuletzt erfolgt die Abgrenzung der Aorta vom Ösophagus. Anschließend kann die Bauchaorta über die gesamte Länge inspiziert werden.
Die mobilisierten Strukturen sind somit: Magen, Pankreas, Milz, linke Niere und linkes Hemikolon. Die dargestellten Strukturen hingegen sind u.a.: die Aorta, die linken Iliakalgefäße, linke Nieren- und Beckengefäße.
Zur Darstellung des rechten Retroperitonealraums eignet sich die rechtseitige mediale viszerale Rotation (Cattell-Braasch-Manöver).
Komplikationen
Die Komplikationen bei bzw. nach der Durchführung des Mattox-Manövers können schwerwiegend sein. Wesentliche Einflussfaktoren sind Schwere und Intensität der Verletzungen, mögliche Grunderkrankungen, die Dauer des Eingriffs bei instabilen Traumapatienten sowie der vulnerable Operationsbereich. Dennoch ist das Manöver bei schweren traumatischen Verletzungen der Aorta abdominalis indiziert, da es durch die Blutungsskontrolle lebensrettend sein kann.
Die häufigsten Komplikationen sind:
- Milzverletzung (häufigste iatrogene Komplikation)
- Abriss der deszendierenden Vena lumbalis aus der linken Vena renalis
- postoperative Pankreatitis
- Ischämien im Gastrointestinaltrakt
Quellen
- Gogna, Shekhar, et al. “Mattox Maneuver.” StatPearls, StatPearls Publishing, 5 September 2020.
- Yoonjung H. et al. "Medial visceral rotations: the Cattell-Braasch vs. the Mattox maneuvers" Trauma Image Proced 2020; 5(1): 39-41.
- Stamatatos I. et al. "Zone 1 Vascular Abdominal Trauma. Damage Control and Staged Management" Clin Surg. 2018; 3: 1905.
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