Magenruptur (Pferd)
Synonym: Ruptura ventriculi
Ätiologie
Magenrupturen treten meist infolge schwerwiegender Erkrankungen des Magens auf. Anhand der Ursache unterscheidet man folgende drei Formen:
- Ruptur nach exzessiver Futteraufnahme (primäre Magenüberladung).
- Ruptur nach Regurgitation (Rückfluss) des Chymus aus dem Dünndarm in den Magen (sekundäre Magenüberladung, z.B. aufgrund Dünndarmileus, paralytischem Ileus).
- Spontane Magenruptur, die ohne erkennbare Ursache auftritt (idiopathische Magenruptur).
Für die idiopathische Magenruptur gibt es bis heute (2020) keine kausale Erklärung. Diese Form tritt gehäuft bei älteren Pferden auf. Es wird angenommen, dass die abnehmende Elastizität der Magenwand und damit die reduzierte Widerstandskraft des Magens gegenüber dem Innendruck eine Ruptur begünstigt.
Magenrupturen können auch infolge einer Obturation des Magenausgangs (Antrum pyloricum bzw. Canalis pyloricum) und/oder des Duodenums entstehen. Tympanien (aufgrund Fehlgärung) oder Längsdrehungen des Duodenums oral der Flexura duodeni caudalis können ebenso zu einer Magenruptur führen. In seltenen Fällen werden auch Perforationen nach Magenulzera oder Tumoren beobachtet.
Pathogenese
Der Magen rupturiert meist an der dafür prädisponierten Stelle - entlang der großen Kurvatur (Curvatura major ventriculi), parallel und etwas dorsal der Ansatzstelle des Omentum majus. Der Einriss der Serosa und Muskularis ist oft zwischen 10 und 30 cm lang und häufig viel länger als der der Mukosa. Oftmals kommt es auch zu zwei Einrissen gleichzeitig - einerseits auf der viszeralen und andererseits auf der parietalen Magenseite entlang der großen Kurvatur.
Die Magendilatation führt zu einer Überdehnung der Magenwand, bei der es dann neben Spontanrupturen (während der Sektion ersichtlich als typische "Platzwunde") auch zu sogenannten subtotalen Rupturen kommt (Rupturen, die in zwei Phasen entstehen). Bei solchen zeitlich versetzten Magenrupturen findet der Riss der Magenwand nicht sofort durch alle drei Schichten statt, sodass die Mukosa noch längere Zeit dem Innendruck standhalten kann, während die Muskularis und die Serosa bereits eingerissen sind. Da die Schleimhaut des Magens in Falten liegt, ist sie deutlich widerstandsfähiger als die darüberliegenden Schichten. Erst dann, wenn die Mukosa nekrotisch wird, kommt es zur vollständigen Ruptur der Magenwand.
Klinik
Betroffene Pferde zeigen bei der Ruptur des Magens eine plötzliche Besserung der Koliksymptome. Die Tiere kommen schlagartig zur Ruhe, worauf sich kurze Zeit danach schwere Schocksymptome einstellen (Tachykardie >70/min, Hämokonzentration und Abnahme der Proteinkonzentration). Nach der Perforation sind die Pferde meist teilnahmslos, schwitzen stark, zeigen geblähte Nüstern und eine flache, frequente Atmung. Sie meiden jegliche Bewegungen, die Herzfrequenz steigt weiter an und die Schleimhäute verfärben sich livide (Stadium der Indolenz). Die Tiere versterben meist binnen weniger Stunden an der Ruptur.
Subtotale Rupturen können klinisch unerkannt bleiben, da ein dramatischer Verlauf (Perforation mit Schock und Peritonitis) zunächst ausbleibt.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch müssen folgende Erkrankungen ausgeschlossen werden:
- Darmruptur
- akute Peritonitis
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Anamnese, dem klinischen Bild und der rektalen Untersuchung.
Bei der Rektaluntersuchung entzieht sich der obstipierte Magen der Palpation. Durch die Ruptur entweicht Gas in das Abdomen, sodass bei der Untersuchung das Gefühl der "Leere" entsteht (durch die eintretende Luft weichen die Organe auseinander). Oftmals können Futterpartikel auf dem Peritoneum ertastet werden.
Die Diagnose wird mithilfe einer Abdominozentese (Bauchhöhlenpunktion) gesichert. Das Punktat ist durch das in der Bauchhöhle befindliche Futter bräunlich gefärbt.
Therapie
Unvollständige Magenrupturen können laparotomisch mittels seromuskulären Cushing-Naht verschlossen werden. Bei einer vollständigen Ruptur ist eine Euthanasie indiziert.
Prognose
Literatur
- Brehm W., Gehlen H., Ohnesorge B. et al., Hrsg. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016.
um diese Funktion zu nutzen.