Equine Gastric Ulcer Syndrome (Pferd)
Abkürzung: EGUS
Definition
Als Equine Gastric Ulcer Syndrome, im klinischen Sprachgebrauch als EGUS abgekürzt, bezeichnet man einen Symptomkomplex beim Pferd, der durch Ulzerationen an der Magenschleimhaut verursacht wird.
Einteilung
Beim EGUS unterscheidet man zwischen zwei Formen, die je nach Anzahl, Schweregrade und anatomischer Lage der Ulzera getroffen werden.
- Equine Squamous Gastric Disease (ESGD): Ulzera in der Pars cutanea
- Equine Glandular Gastric Disease (EGGD): Ulzera in der Pars glandularis
Prävalenz
Pferde in allen Einsatzgebieten und Altersgruppen können erkranken. Am häufigsten sind jedoch Renn- bzw. Sportpferde und Zuchtstuten betroffen. Hinzu kommt, dass ältere Tiere deutlich häufiger an EGUS leiden als jüngere. EGUS tritt auch bei Pferden auf, die leichte Arbeiten verrichten und klinisch unauffällig sind. Fohlen neigen eher zur Equine Glandular Gastric Disease.
Die tiefgreifendsten Ulzerationen sind stets im Bereich des Margo plicatus ausgebildet.
Ätiologie
Die Ursachen für EGUS sind vielfältig. Einflüsse wie ein Reflux von Gallenflüssigkeit in den Magen sowie verminderter Blutfuss aufgrund von Hypotension bzw. Schockgeschehen sind oft Auslöser des Symptomkomplexes. Gleichzeitig führen hohe Pepsin- und Säureproduktion, flüchtige Fettsäuren und eine pathologische Anreicherung von Milchsäure zu Ulzerationen der Magenschleimhaut.
Neurologische Störungen, die zu einer verminderten Magenmotilität sowie erhöhtem Sympathikustonus führen, können ebenfalls EGUS verursachen.
Iatrogen bedingte Ulzerationen sind meist auf Medikamentengabe zurückzuführen. Hierbei verursachen insbesondere Kortikosteroide und NSAIDs Schädigungen im Bereich der Schleimhaut. Letztere stellen vor allem bei Ponys und Fohlen Probleme dar, da sie durch die längere Halbwertszeit eine erhöhte Einwirkdauer auf die Magenschleimhaut zeigen.
Bei gesunden Adulten sollten Schmerzmittel in physiologischer Dosis keine Ulzerationen auslösen, jedoch kann es bedingt durch schwere Allgemeinerkrankungen, wie Koliken, dennoch zu Magengeschwüren kommen.
Risikofaktoren
Pferde neigen vor allem bei Stress zu EGUS. Zu den gängigsten Stress verursachenden Faktoren zählen u.a.:
- Transport
- fehlender Koppelgang (saisonal bedingt)
- Mangel an sozialer Interaktion (z.B. Einzelhaltung)
- Managementänderungen (Umstallungen, usw.).
Zu lange Fastenzeiten zwischen den Fütterungen von Raufutter (über 6 Stunden) führen zu einem Absinken des Magen-pH-Werts und folglich zu Ulzerationen. Kopper (Verhaltensstörung bei Pferden) zeigen auch ein erhöhtes Risiko an EGUS zu erkranken, da bei diesen Pferden eine höhere Gastrinkonzentration nachgewiesen werden kann.
Einen weiteren wesentlichen Risikofaktor stellt die Fütterung der Pferde dar. Tiere, die Stroh als alleinige Raufutterquelle oder mehr als 2 g/kg Körpermasse an Stärke pro Tag oder mehr als 1 g/kg Körpermasse pro Mahlzeit bekommen, neigen verstärkt dazu, an EGUS zu erkranken. Eine unzureichende Wasserversorgung am Paddock und ein Intervall zwischen den Raufuttergaben von über sechs Stunden kann das Auftreten der Erkrankung begünstigen.
Symptome
Pferde, die an EGUS erkrankt sind, zeigen einen veränderten Appetit (Anorexie), Koliken, Hypersalivation, Meläna und Bruxismus (Zähneknirschen). Zusätzlich können Veränderungen des Wesens der Pferde und deutliche Leistungsminderung festgestellt werden. In seltenen Fällen können betroffene Pferde auch einen Gurtzwang (Abwehrverhalten beim Anlegen des Sattels sowie Zaumzeugs) zeigen. Die Symptome sind jedoch sehr variabel, wobei sie auch nicht mit dem Schweregrad des Magengeschwürs korrelieren.
Diagnose
Die Gastroskopie liefert die sicherste Diagnosestellung bei EGUS. Zur Diskussion steht noch ein Sucroseabsorptionstest, dem jedoch keine klinische Studie zugrunde liegt. Bei Verdacht auf perforierende Ulzera mit konsekutiver Peritonitis kann eine Punktion der Bauchhöhle die Diagnose sichern.
Therapie
Die Therapie hängt von der Art des EGUS (glandulär vs. non-glandulär) und der auslösenden Ursache ab. Grundsätzlich sind umgehend alle prädisponierenden Faktoren abzustellen. Die Haltungs- sowie Fütterungsbedingungen sind zu adaptieren, sodass die Tiere bestenfalls ad libitum gefüttert und getränkt werden.
Abhängig von den vorgefundenen pathologischen Veränderungen der Magenschleimhaut sind Protonenpumpeninhibitoren (Omeprazol in therapeutischer Dosis: 4 mg/kgKG SID p.o.) und Mukoprotektiva (Sucralfat: 12 mg/kgKG BID-TID p.o.) über mindestens 4 Wochen hinweg zu verabreichen. Anschließend ist eine erneute Gastroskopie anzuraten, um den Therapieerfolg sowie weiteren Behandlungsverlauf abzuklären.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
Die beste Prophylaxe stellt eine Veränderung der Haltungsbedingungen und der Fütterung dar. Betroffene Pferde sollte ganztägig Zugang zu einer Grasweide haben. Dadurch wird einerseits die Futterproblematik gelöst, andererseits können haltungsbedingte Faktoren (mangelhafter sozialer Kontakt, Bewegung, usw.) verbessert werden. Zusätzlich muss darauf geachtet werden, dass genug Heu (mindestens 1,5 kg/100 kg Körpermasse) verfüttert wird. Die Kraftfutterration sollte minimiert werden, wobei vor einer stärkereichen Nahrung mindestens 30 Minuten zuvor Heu verfüttert werden muss. Generell sollte man stärkehaltige Futtermittel auf mehr als zwei Mahlzeiten pro Tag aufteilen und sie mindestens vier Stunden vor und eine Stunde nach der Arbeit verfüttern. Zusätzlich kann Omeprazol in prophylaktischer Dosis verabreicht werden.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Quellen
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