Equine Glandular Gastric Disease (Pferd)
Synonym: EGGD
Definition
Als Equine Glandular Gastric Disease, im klinischen Sprachgebrauch als EGGD abgekürzt, bezeichnet man eine Form des Equine Gastric Ulcer Syndrome (EGUS) beim Pferd, die mit Ulzerationen im glandulären Magenabschnitt einhergeht.
Allgemein
EGUS beschreibt einen Symptomkomplex, bei dem man anhand morphologischer Veränderungen zwischen zwei Formen unterscheiden kann:
- Equine Squamous Gastric Disease (ESGD)
- Equine Glandular Gastric Disease (EGGD)
Anatomie
Pferde weisen einen einhöhligen und zusammengesetzten Magen auf. Anhand des histologischen Aufbaus lässt sich eine drüsenlose und kutane Schleimhaut (Pars nonglandularis bzw. Pars cutanea) von einer drüsenhaltigen Schleimhaut (Pars glandularis) unterscheiden. Beide Abschnitte werden scharf durch den Margo plicatus voneinander getrennt.
Epidemiologie
Die Prävalenz der EGGD ist noch nicht geklärt. Bei einer Untersuchung von Australischen Vollblut-Rennpferden konnten bei 47 bis 65 % der Tiere Läsionen im drüsenhaltigen Magenabschnitt aufgefunden werden. Bei Untersuchungen in Großbritannien zeigten 54 % der Freizeitpferde und 64 % der Sportpferde Zeichen einer EGGD.
Die Mehrheit aller Ulzerationen befinden sich im Bereich des Pylorus.
Ätiologie
EGGD ist eine Faktorenkrankheit. Erst durch das Zusammenwirken verschiedener prädisponierender Faktoren kommt es zur Ausbildung von Schleimhautläsionen.
Neben einer übermäßigen Säure- und Pepsinproduktion sind z.B. ein Reflux aus dem Dünndarm, ein gesteigerter Sympathikotonus oder schwere Allgemeinerkrankungen) ursächlich für die Erkrankung. Liegen zusätzlich noch begünstigende Faktoren wie etwa chronischer Stress, Haltungs- sowie Fütterungsfehler (z.B. zu hohe Kohlenhydratrationen bei zu niedrigem Raufutteranteil) sowie fehlende Sozialkontakte vor, entwickeln die Tiere binnen kurzer Zeit Magenulzera.
Pathogenese
Die genauen Pathomechanismen sind derzeit (2021) noch nicht vollständig geklärt.
Die drüsenhaltige Schleimhaut unterscheidet sich im Aufbau maßgeblich von der kutanen Schleimhaut der Pars nonglandularis. Unter physiologischen Bedingungen kann dieser Abschnitt problemlos einem sauren Mageninhalt (pH-Wert zwischen 1 und 3) standhalten. Kommt es jedoch aus unterschiedlichen Gründen zu einer Störung der Muzinschicht, bricht der Schutzmechanismus der Magenschleimhaut gegenüber der Magensäure zusammen und es entwickeln sich Läsionen, die bei klinischer Manifestation als EGGD bezeichnet werden. Jene Faktoren, die für den Zusammenbruch der Schutzschicht beitragen, sind bislang noch nicht geklärt. In Verdacht stehen Auslöser wie länger andauernde Therapien mit nichtsteroidalen Antiphlogistika oder etwa eine Besiedlung mit Helicobacter pylori.
Klinik
Die Symptome sind vielfältig. Häufig fallen betroffene Pferde durch Leistungsabfall und Inappetenz bis hin zu Anorexie auf. Durch das schlechte Allgemeinbefinden kommt es zu Wesensänderungen, die Tiere zeigen Bruxismus, gähnen vermehrt, leiden an Gurtenzwang und haben oftmals chronische und rezidivierende Koliken.
Diagnose
Eine EGGD lässt sich am sichersten mittels Gastroskopie diagnostizieren. Anders als bei ESGD wird bei EGGD keine Graduierung, sondern eine anatomische sowie deskriptive Befundung der Läsionen durchgeführt.
Anatomischer Befund | Despriktiver Befund |
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Therapie
Eine Therapie wird nur nach gesicherter Diagnose empfohlen. Bei EGGD ist einerseits ein Protonenpumpeninhibitor (Omeprazol 4 mg/kgKG SID p.o.), andererseits ein Schleimhautprotektivum (Sucralfat 12 mg/kgKG BID p.o.) indiziert.
Die Behandlung ist für mindestens vier Wochen fortzuführen und anschließend mit einer erneuten Gastroskopie zu kontrollieren. Parallel dazu sind sämtliche auslösenden sowie prädisponierenden Faktoren abzustellen und die Fütterung (mindestens 1,5 kg Heu/100 kgKG, Wasser ad libitum, kein Kraftfutter u.ä.) sowie Haltung anzupassen.
Bei therapieresistenten Erkrankungen kann eine Behandlung mit 5 µg/kgKG Misoprostol (nach Umwidmung) versucht werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Reed SM, Bayly WM, Sellon DC. 2018. Equine Internal Medicine. Fourth Edition. St. Louis: Elsevier Inc. ISBN: 978-0-323-44329-6
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
Quelle
- Sykes BW, Hewetson M, Hepburn RJ, Luthersson N, Tamzali Y. 2015. European College of Equine Internal Medicine Consensus Statement - Equine Gastric Ulcer Syndrome in Adult Horses. Journal of Veterinary Internal Medicine, Volume 28, Issue 5, p. 1288-1299. DOI: 10.1111/jvim.13578
- Varley G, Bowen IM, Habershon-Butcher JL, Nicholls V, Hallowell GD. 2019. Misoprostol is superior to combined omeprazole-sucralfate for the treatment of equine gastric glandular disease. Equine Vet J 51(5):575-580. DOI: 10.1111/evj.13087
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