Equine Squamous Gastric Disease (Pferd)
Synonym: ESGD
Definition
Als Equine Squamous Gastric Disease, kurz ESGD, bezeichnet man eine Form des Equine Gastric Ulcer Syndrome (EGUS) beim Pferd, bei der es vorwiegend zu Ulzerationen im non-glandulären Magenabschnitt kommt.
Allgemein
Beim EGUS unterscheidet man anhand der pathologischen Veränderungen zwischen folgenden zwei Formen:
- Equine Squamous Gastric Disease (ESGD)
- Equine Glandular Gastric Disease (EGGD)
Anatomie
Der Pferdemagen ist ein einhöhliger und zusammengesetzter Magen, der aus einer drüsenlosen und kutanen Schleimhaut (Pars nonglandularis bzw. Pars cutanea, squamöser Anteil) und einem drüsenhaltigen Schleimhautabschnitt (Pars glandularis, glandulärer Anteil) besteht. Beide Abschnitte sind klar durch eine Trennlinie, den Margo plicatus, abgegrenzt.
Epidemiologie
Magenulzerationen treten mit unterschiedlichen Prävalenzen auf. Am häufigsten sind Vollblut-Rennfpferde von ESGD betroffen. Untrainierte Pferde weisen in 37 % der Fälle ESGD auf, wobei die Prävalenz nach Beginn des Renntrainings binnen 2 bis 3 Monate auf 80 bis 100 % ansteigt. Andere Pferderassen weisen unter Belastung ähnliche Zahlen auf.
Die niedrigste Erkrankungsrate kann bei nicht-sportlich genutzten Pferden beobachtet werden (ca. 11 %).
Ätiologie
ESGD ist eine Faktorenkrankheit, die aufgrund unterschiedlicher Auslöser entstehen kann. Erst durch das Zusammenspiel verschiedener prädisponierender Faktoren und pathologischen Prozesse kommt zur Ausbildung klinisch manifester Magenulzera.
Auslöser | Risikofaktoren |
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Pathogenese
Aufgrund unterschiedlicher Pathomechanismen kommt es zu einer gestörten Säureproduktion bei gleichzeitig verminderter Muzinschicht der Magenschleimhaut. Durch die gesteigerte Säureprodukteion wird insbesondere der non-glanduläre Magenabschnitt angegriffen und geschädigt. Anhand der Krankheitsentstehung kann zwischen primärer und sekundärer ESGD unterschieden werden:
- Bei der primären ESGD entwickeln sich Ulzerationen bei ansonsten gesundem Gastrointestinaltrakt.
- Bei der sekundären ESGD bilden sich Ulzerationen bei einer gleichzeitig bestehenden Sekundärerkrankung (verzögerte Magenentleerung, z.B. infolge einer Pylorusstenose).
Klinik
Die Symptome hängen von der Dauer und vom Schweregrad der Erkrankung ab und können äußerst unterschiedlich ausfallen. Häufig kommt es zu Inappetenz, Gewichtsverlust und Unwohlsein. Zusätzlich leiden die Tiere an Leistungsabfall, stumpfem Haarkleid, Bruxismus, vermehrtem Flehmen und Gähnen, Wesensveränderungen und akuten sowie chronisch-rezidivierenden Koliken.
Gelegentlich kommt es zu chronischen Durchfällen unklarer Genese.
Diagnose
Als Goldstandard gilt die Gastroskopie. Anhand der pathologischen Veränderungen kann die ESGD in vier Schweregrade unterteilt werden:
Grad | Befund |
---|---|
0 | intaktes Epithel, keine Hyperkeratose |
1 | intakte Mukosa, hyperkeratotische Areale |
2 | kleine, einzelne oder multifokale Läsionen |
3 | große einzelne oder multiple oberflächliche Läsionen |
4 | tief reichende Läsionen mit tiefen Ulzerationen |
Therapie
Eine Therapie darf nur nach gesicherter Diagnose und nach Klassifizierung der EGUS-Form durchgeführt werden. Sämtliche ursächlichen sowie prädisponierenden Faktoren sind umgehend abzustellen. Betroffene Pferde müssen unbedingt mit ausreichend Raufutter (z.B. ad libitum über ein Heunetz) versorgt werden und ungehinderten Zugang zu Wasser haben. Die Kraftfutterrationen sind auf ein Minimum zu reduzieren.
Parallel dazu ist umgehend eine medikamentöse Therapie einzuleiten. Die Wahl der Wirkstoffe hängt dabei von der Form der ESGD ab (primär vs. sekundär). Bei der primären ESGD werden Omeprazol in therapeutischer Dosis (4 mg/kgKG SID p.o.), bei der sekundären ESGD Omeprazol (2 mg/kgKG SID p.o.) oder Ranitidin (6,6 mg/kgKG TID p.o.) empfohlen. Die Therapie ist für 4 Wochen fortzusetzen und dann mit einer erneuten Gastroskopie auf Erfolg zu überprüfen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Reed SM, Bayly WM, Sellon DC. 2018. Equine Internal Medicine. Fourth Edition. St. Louis: Elsevier Inc. ISBN: 978-0-323-44329-6
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
Quelle
- Sykes BW, Hewetson M, Hepburn RJ, Luthersson N, Tamzali Y. 2015. European College of Equine Internal Medicine Consensus Statement - Equine Gastric Ulcer Syndrome in Adult Horses. Journal of Veterinary Internal Medicine, Volume 28, Issue 5, p. 1288-1299. https://doi.org/10.1111/jvim.13578
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