Rektale Untersuchung (Pferd)
Synonyme: Rektaluntersuchung, Rektalisieren, Rektale Exploration, Rektale Palpation
Englisch: rectal examination
Definition
Indikation
Bei der rektalen Untersuchung können verschiedene Organe beurteilt und eventuelle krankhafte Veränderungen festgestellt werden. Beim Pferd gibt es unterschiedliche Indikationen, bei denen eine rektale Untersuchung notwendig ist, u.a.:
- Kolik unterschiedlicher Genese
- Abmagerung
- Durchfall
- Kryptorchismus
- Trächtigkeits- oder Zykluskontrolle im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung
Durchführung
Vor der rektalen Untersuchung wird die Umgebung des Afters und Schweifansatzes auf Verschmutzungen überprüft und gegebenenfalls gereinigt. Gleichzeitig wird die Anogenitalregion auf kongenitale Anomalien (z.B. Atresia ani) überprüft.
Das Pferd sollte während der Untersuchung in einem Zwangsstand fixiert werden. Bei unruhigen Tieren kann auch eine Nasenbremse angelegt oder eine Sedierung durchgeführt werden. Der Schweif kann aus Hygienegründen in einer Mullbinde eingewickelt und durch einen Helfer senkrecht in die Höhe und gleichzeitig nach vorne gezogen werden, um die Spannung des Musculus sphincter ani zu vermindern.
Die rektale Untersuchung beim Pferd erfolgt mit dem ganzen Arm des Untersuchers. Der lange Einweghandschuh wird zu Beginn mit ausreichend Gleitmittel befeuchtet. Anschließend wird mit keilförmig gehaltenen Fingern in den After vorsichtig eingedrungen. Hierbei muss besonders vorsichtig vorgegangen werden, um Verletzungen des Enddarms zu vermeiden. Während des Eindringens prüft man den Tonus des Afterschließmuskels und stellt gleichzeitig fest, ob in der Ampulla recti (Mastdarmampulle) Kot vorhanden ist. Der Kot wird dann aus dem Enddarm entfernt und makroskopisch untersucht bzw. für Spezialuntersuchungen aufbewahrt.
Danach kann durch kreisförmige Bewegungen von dorsal nach ventral und umgekehrt die Mastdarmschleimhaut auf ihre Beschaffenheit (schlüpfrig und glatt) untersucht werden. Dabei achtet man besonders auf Verletzungen durch vorhergehende Untersuchungen. Dazu sollte der Arm des Untersuchers erneut aus dem Rektum herausgezogen werden, um den gesamten Handschuh auf mögliche Blutspuren untersuchen zu können. Eine mäßige Bauchpresse bei der rektalen Untersuchung ist physiologisch. Presst das Tier jedoch stärker, muss der Arm des Untersuchers sofort erschlaffen, sodass kein weiteres Vordringen erfolgt.
Bei der rektalen Untersuchung wird jedes der Exploration zugängliche Organ auf folgende Kriterien untersucht und beurteilt:
- Lage und Größe: Verlauf (Länge), Durchmesser und Lokalisation in der Bauchhöhle
- Oberfläche: z.B. des Darmes (dünn und glatt)
- Konsistenz: Durch sorgfältige Palpation kann die Konsistenz des Darminhaltes und die Elastizität der Darmwand beurteilt werden (z.B. flüssig, fest-weich, fest, derb oder hart).
- Beweglichkeit: abhängig von der Länge des Gekröses
- Schmerzhaftigkeit
Befunde
Abhängig von der Größe und Kooperationsbereitschaft des Tieres sowie von der Größe des Untersuchers können unterschiedliche Organe sowie Strukturen palpiert werden. Die Reihenfolge der Untersuchung ist nicht vorgegeben, jedoch ist es ratsam, dass sich der Untersucher ein Schema aneignet, das bei jeder rektalen Untersuchung systematisch abgearbeitet wird. Auf diese Weise können Fehler vermieden werden. Folgende Organe können bei einer Routineuntersuchung palpiert werden:
knöchernes Becken |
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inner Leistenring (Anulus inguinalis profundus) | |
Aorta abdominalis |
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linke Niere |
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Milz |
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kleines Colon |
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großes Colon |
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Caecum |
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Ileum |
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Jejunumschlingen |
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Duodenum |
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Magen |
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Harnblase (Vesica urinaria) |
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Harnröhre (Urethra) |
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Uterus |
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Eiterstöcke (Ovarien) |
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Literatur
- Baumgartner, Walter. Klinische Propädeutik der inneren Krankheiten und Hautkrankheiten der Haus-und Heimtiere. Georg Thieme Verlag, 2005.
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