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Rektale Untersuchung (Pferd)

Synonyme: Rektaluntersuchung, Rektalisieren, Rektale Exploration, Rektale Palpation
Englisch: rectal examination

1. Definition

Bei der rektalen Untersuchung bzw. beim Rektalisieren wird mit der durch den After eingeführten Hand das Innere des Abdomens bzw. Beckens beim Pferd abgetastet.

2. Indikation

Bei der rektalen Untersuchung können verschiedene Organe beurteilt und eventuelle krankhafte Veränderungen festgestellt werden. Beim Pferd gibt es unterschiedliche Indikationen, bei denen eine rektale Untersuchung notwendig ist, u.a.:

3. Durchführung

Vor der rektalen Untersuchung wird die Umgebung des Afters und Schweifansatzes auf Verschmutzungen überprüft und gegebenenfalls gereinigt. Gleichzeitig wird die Anogenitalregion auf kongenitale Anomalien (z.B. Atresia ani) überprüft.

Das Pferd sollte während der Untersuchung in einem Zwangsstand fixiert werden. Bei unruhigen Tieren kann auch eine Nasenbremse angelegt oder eine Sedierung durchgeführt werden. Der Schweif kann aus Hygienegründen in einer Mullbinde eingewickelt und durch einen Helfer senkrecht in die Höhe und gleichzeitig nach vorne gezogen werden, um die Spannung des Musculus sphincter ani zu vermindern.

Die rektale Untersuchung beim Pferd erfolgt mit dem ganzen Arm des Untersuchers. Der lange Einweghandschuh wird zu Beginn mit ausreichend Gleitmittel befeuchtet. Anschließend wird mit keilförmig gehaltenen Fingern in den After vorsichtig eingedrungen. Hierbei muss besonders vorsichtig vorgegangen werden, um Verletzungen des Enddarms zu vermeiden. Während des Eindringens prüft man den Tonus des Afterschließmuskels und stellt gleichzeitig fest, ob in der Ampulla recti (Mastdarmampulle) Kot vorhanden ist. Der Kot wird dann aus dem Enddarm entfernt und makroskopisch untersucht bzw. für Spezialuntersuchungen aufbewahrt.

Danach kann durch kreisförmige Bewegungen von dorsal nach ventral und umgekehrt die Mastdarmschleimhaut auf ihre Beschaffenheit (schlüpfrig und glatt) untersucht werden. Dabei achtet man besonders auf Verletzungen durch vorhergehende Untersuchungen. Dazu sollte der Arm des Untersuchers erneut aus dem Rektum herausgezogen werden, um den gesamten Handschuh auf mögliche Blutspuren untersuchen zu können. Eine mäßige Bauchpresse bei der rektalen Untersuchung ist physiologisch. Presst das Tier jedoch stärker, muss der Arm des Untersuchers sofort erschlaffen, sodass kein weiteres Vordringen erfolgt.

Bei der rektalen Untersuchung wird jedes der Exploration zugängliche Organ auf folgende Kriterien untersucht und beurteilt:

  • Lage und Größe: Verlauf (Länge), Durchmesser und Lokalisation in der Bauchhöhle
  • Oberfläche: z.B. des Darmes (dünn und glatt)
  • Konsistenz: Durch sorgfältige Palpation kann die Konsistenz des Darminhaltes und die Elastizität der Darmwand beurteilt werden (z.B. flüssig, fest-weich, fest, derb oder hart).
  • Beweglichkeit: abhängig von der Länge des Gekröses
  • Schmerzhaftigkeit

4. Befunde

Abhängig von der Größe und Kooperationsbereitschaft des Tieres sowie von der Größe des Untersuchers können unterschiedliche Organe sowie Strukturen palpiert werden. Die Reihenfolge der Untersuchung ist nicht vorgegeben, jedoch ist es ratsam, dass sich der Untersucher ein Schema aneignet, das bei jeder rektalen Untersuchung systematisch abgearbeitet wird. Auf diese Weise können Fehler vermieden werden. Folgende Organe können bei einer Routineuntersuchung palpiert werden:

knöchernes Becken
inner Leistenring (Anulus inguinalis profundus)
Aorta abdominalis
  • ca. 2 bis 3 cm
  • stark pulsierend
  • palpierbar bis zur Aufzweigung
linke Niere
  • kaudaler Pol palpierbar
  • tennisballgroßes, glattwandiges und halbkugelförmiges derbes Gebilde
  • Milz-Nieren-Band als horizontal verlaufendes Band palpierbar
Milz
  • zungenförmiges, der Bauchwand flach anliegendes und scharfrandiges Organ
kleines Colon
  • erkennbar an zwei Tänien im Abstand von 180°
  • unterarmdick; perlschnurartige Aneinanderreihung von Kotballen
großes Colon
  • ca. 40 bis 60 cm langer Abschnitt der linken ventralen und dorsalen Längslage palpierbar
  • Beckenflexur und magenähnliche Erweiterung palpierbar
Caecum
  • Blinddarmkopf, -körper und -spitze palpierbar
Ileum
  • nur bei sehr starker Kotanschoppung sowie spastischer Kontraktion palpierbar
Jejunumschlingen
  • bei Vergrößerung (z.B. Tympanie) palpierbar
Duodenum
  • Flexura duodeni caudalis palpierbar
Magen
  • nur bei kurzgebauten Pferden palpierbar
  • glattes, gewölbtes Organ; weit kranial im Abdomen liegend
Harnblase (Vesica urinaria)
  • liegt am Beckenboden
  • kleines, ungefähr faustgrößes, fleischiges Organ
  • bei starker Füllung kopfgroßes, glattwandiges und fluktuierendes Organ
Harnröhre (Urethra)
  • beim männlichen Tier knapp vor dem After am Boden des Beckens palpierbar
  • längs verlaufender, dicker Strang
Uterus
  • nicht-trächtiger Uterus nur schwer palpierbar
  • liegt über der Blase
Eiterstöcke (Ovarien)
  • liegen in Richtung der Hüfthöcker
  • etwa kastaniengroßes, derbes und leicht höckriges Organ

5. Literatur

  • Baumgartner, Walter. Klinische Propädeutik der inneren Krankheiten und Hautkrankheiten der Haus-und Heimtiere. Georg Thieme Verlag, 2005.

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21.03.2024, 09:02
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