Niere (Pferd)
Synonyme: Ren, Nephros
Englisch: kidney
Definition
Die Nieren der Pferde sind ein Ausscheidungsorgan von Stoffwechselprodukten und nicht-abbaubaren exogenen Substanzen. Sie regulieren den Wasser- und Elektrolythaushalt sowie das Säure-Basen-Gleichgewicht.
Anatomie
Die Nieren der Pferde sind glatt, einwarzig und dunkel-gelbrot bis bräunlich gefärbt. Die Masse beträgt etwa 0,25 % der Körpermasse, was beim Pferd in etwa je 600 g pro Niere ausmacht.
Die rechte und linke Nieren unterscheiden sich in ihrer Form deutlich voneinander. Die linke Niere zeigt ein bohnenförmiges Aussehen, die rechte Niere hingegen ist herzförmig.
Morphologie
Grundsätzlich zeigt die Niere der Pferde die gleichen Lagebeziehungen wie die Niere der Fleischfresser. Es wird eine Facies dorsalis von einer Facies ventralis unterschieden und die Nierenenden werden als Extremitas cranialis bzw. Extremitas caudalis bezeichnet.
An der Niere beschreibt man zudem noch einen Margo lateralis und einen Margo medialis, die den Rand in Beziehung zur Körperachse beschreiben. Am Margo medialis findet man den Hilus renalis, der als Eintritts- und Austrittspforte von Leitungsbahnen sowie Harnleiter dient.
- Linke Niere: Die linke Niere ist bohnenförmig ausgebildet. Ihr kaudales Ende ist meist breiter ausgeprägt als ihr kranialer Abschnitt. Die Ventralfläche ist stärker gewölbt als die dorsale und der Hilus renalis ist deutlich nach ventral verlagert. Von diesem aus gehen mehrere Furchen hervor, die als Rinnen für mehrere starke Zweige der Arteria renalis dienen.
- Rechte Niere: Die rechte Niere kann als herzförmig beschrieben werden. Der transversale Durchmesser ist deutlich größer als der longitudinale. Die dorsale Fläche ist konvex gebogen, die ventrale hingegen leicht konkav. Der mediale Rand trägt den auffallend tief ausgebildeten Hilus renalis, während der kraniale konvexe und kaudale gerade Rand lateral in scharfem Bogen ineinander übergehen.
Aufbau
Beim Pferd sind die 40 bis 64 Nierenlappen derart miteinander verschmolzen, dass daraus in Summe eine glatte und einwarzige Niere resultiert. Der Verschmelzungsbereich der zentral gelegenen Markpyramiden ist im direkten Vergleich mit der Organgröße dickwulstig und leistenförmig ausgeprägt und wird als Crista renalis bezeichnet. Diese ragt in den relativ engräumigen Sinus renalis hinein und trägt auf ihrem freien Rand die Area cribrosa in wechselnder Größe. In diesem siebartigen Bereich münden die Ductus papillares der nach zentral gelegenen Nierenlappen.
Jene zwei Nierenlappen, die den beiden polseitigen Abschnitten der Niere angehören, entsenden ihre Ductus papillares in zwei röhrenförmige Anhänge. Diese treten vom zentralen Teil des Nierenbeckens ausgehend in die polseitigen Abschnitte der Niere ein und werden als Nierengänge (Recessus terminales) bezeichnet. Sie stellen keine Ausstülpungen des Nierenbeckens dar, sondern müssen vielmehr als große Sammelräume der Nieren angesehen werden. Als erweiterte Gänge nehmen sie die Ductus papillares ihres Bereiches auf und sind bei einer durchschnittlichen Weite von 5 mm in etwa 60 mm lang.
Gefäßversorgung
Die arterielle Versorgung gleicht grundsätzlich jener der Fleischfresserniere. Die Arteria renalis führt als direkter Ast der Aorta abdominalis das sauerstoffreiche Blut direkt der Niere zu.
Im zuführenden Abschnitt zeigen die Blutgefäße der Pferdeniere jedoch besondere tierartspezifische Verhältnisse. Bevor die Arteria renalis den Hilus renalis erreicht, verzweigt sie sich fast regelmäßig in mehrere Äste, von denen ein Teil direkt in den Sinus renalis zieht. Die übrigen Äste erreichen unter Umgehen der Nierenpforte zwischen Capsula fibrosa und Capsula adiposa ihr Versorgungsgebiet. Sie durchbohren die Nierenrinde und lösen sich im Außenstreifen umkehrend in die Rindengefäße auf. Diese Gefäße werden demzufolge als invadierende (einfallende) Rindengefäße bezeichnet.
Besonders auffällig sind die perforierenden Kapselgefäße, welche die Capsula fibrosa von der Rinde kommend durchbohren und letztendlich die Fettkapsel versorgen. In gleicher Weise finden sich auch Kapselvenen, deren Abfluss derselbe ist, den auch die zahlreichen auf der Nierenoberfläche verlaufenden Venulae stellatae benutzen.
Histologie
Am frischen Schnitt der Niere sind die Rinde (Cortex) und Mark (medulla) deutlich zu unterscheiden. In der Rindenzone können makroskopisch die Pars convoluta und Pars radiata voneinander differenziert werden. Die Columnae renales der Rinde sind dagegen nur wenig deutlich ersichtlich.
Topographie
Die Nieren sind jeweils in einer Capsula adiposa renis eingebettet, die beim Pferd jedoch nur mäßig ausgebildet ist. Die rechte Niere liegt nahezu gänzlich intrathorakal und erreicht kranial die 16. (17. oder 15., selten 14.) Rippe. Nach kaudal überragt sie den 1. Lendenwirbel nicht. Die linke Niere erstreckt sich von der 17. (18. oder 16.) Rippe bis zum 2. bis 3. Lendenwirbel. In manchen Fällen kommt sie auch unter dem 1. bis 3. Lendenwirbel zum liegen.
Rechte Niere
Die rechte Niere besitzt engen Kontakt mit der Leber, in deren Impressio renalis sich ihr kranialer Teil einfügt. Dorsal grenzt sie an den Zwerchellpfeiler, an die Lendenmuskulatur und an die Fascia iliaca. Die ventrale Fläche der rechten Niere ist großflächig mit dem Blinddarmkopf bindegewebig verwachsen, weshalb sie bei der rektalen Untersuchung nicht zugängig ist. Medial steht sie mit dem Pankreas und der rechten Nebenniere, manchmal auch mit der Vena cava caudalis in Kontakt.
Das kaudale Ende der rechten Niere berührt die Pars descendens des Duodenums. Die rechte Niere ist aufgrund ihrer bindegewebigen Verwachsung mit dem Blinddarmkopf nur an ihren Seitenrändern mit Bauchfell überzogen.
Linke Niere
Die linke Niere zeigt an ihrer Dorsalfläche die gleichen Beziehungen zu den umliegenden Organen wie die rechte Niere. Die ventrale Fläche steht in Kontakt mit Jejunumschlingen, dem Colon descendens sowie der Pars ascendens duodeni. Nach medial grenzt sie an die linke Nebenniere und an den Lobus pancreatis sinister. Zwischen der Bauchwand und dem lateralen Rand der linken Niere schiebt sich die Extremitas dorsalis der Milz ein. Beide Organe sind in diesem Bereich durch das Ligamentum lienorenale miteinander verbunden.
Die linke Niere der Pferde ist etwas leichter beweglich in der allgemein nur mäßig gut entwickelten Fettkapsel eingefügt und ventralseitig von Bauchfell überzogen.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band II: Eingeweide. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
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