Jejunum (Pferd)
Synonym: Leerdarm
Englisch: jejunum
Definition
Das Jejunum ist der lange, auf das Duodenum folgende Dünndarmabschnitt der Pferde.
Anatomie
Das Jejunum stellt den längsten Abschnitt des Dünndarms dar. Es ist am Mesojejunum, einer umfangreichen Gekröseplatte befestigt. Das Meso entspringt im Bereich des letzten Brustwirbels und der beiden ersten Lendenwirbel von der dorsalen Bauchwand und verbindet sich auf der gesamten Länge mit dem Jejunum.
Die Breite der Gekröseplatte und somit der Abstand vom Ursprung zum Ansatz am Jejunum beträgt im Durchschnitt 0,4 bis 0,6 m. Anhand der Länge des Ansatzbereichs des Mesojejunums kann die Länge des Jejunums festgestellt werden. Diese wird im Durchschnitt mit etwa 25 m angegeben.
Gefäßversorgung
Die arterielle Versorgung erfolgt durch die arkadenartig verlaufenden Arteriae jejunales. Sie entstammen der Arteria mesenterica cranialis und treten im Mesojejunum an die Jejunumschlingen heran. Der venöse Abfluss wird durch die gleichnamigen Venen gewährleistet. Diese ergießen das nährstoffreiche Blut in die Vena portae, die sich der Leber anschließt.
Die Lymphgefäße führen die Lymphe des Jejunums den Knoten des Lymphocentrum mesentericum craniale sowie caudale zu.
Innervation
Das Jejunum wird über das vegetative Nervensystem versorgt. Der Sympathikus wirkt dabei hemmend, der Parasympathikus fördernd auf die Darmtätigkeit. Die sympathischen Anteile entstammen dem Plexus mesentericus cranialis sowie caudalis mitsamt ihren gleichnamigen Ganglien. Die parasympathischen Anteile werden über den Bauchteil des Nervus vagus an den Darm herangeführt.
Histologie
Das Jejunum zeigt einen für diesen Darmabschnitt typischen histologischen Aufbau. Es ist v.a. durch Schleimhautfalten, Zotten mit zentralen Chylusgefäßen und Krypten charakterisiert.
Topographie
Aufgrund der zahlreichen flachen arkadenartigen Schlingen des Jejunums kann dieser Darmabschnitt infolge des langen Gekröses erhebliche Verschiebungen durchführen. Der Großteil der Schlingen konzentriert sich jedoch vornehmlich am linken dorsalen Quadranten des Bauchraums. Hier vermengen sie sich mit den ebenso hier befindlichen Schlingen des Colon descendens.
Intrathorakal zeigen die Jejunumschlingen Kontakt mit Milz, Magen, Leber, Pankreas sowie den hier liegenden Dickdarmanteilen. Kaudal erstreckt sich das Jejunum linksseitig über den Rippenbogen hinaus bis in den Bereich des Hüfthöckers. Aufgrund des weitreichenden Mesojejunums können sich Schlingen zwischen die rechte und linke Lage des aufsteigenden Colons bis an das Caecum sowie an die ventrale Bauchwand schieben.
Klinik
Aufgrund des langen Gekröses und der daraus resultierenden Verschieblichkeit der einzelnen Jejunumschlingen können oftmals krankhafte Zustände des Verdauungstraktes vom Jejunum ausgehen. Diese führen in den meisten Fällen zu Koliken, die oftmals aus dem Eintritt von Darmschlingen durch das Foramen omentale in den Netzbeutevorhof (Vestibulum bursae omentalis) entstehen. Daraus resultieren Darmverschlingungen (Volvulus) oder Einschiebungen eines Darmstücks in den anschließenden Abschnitt (Invaginationen).
Nicht selten treten nach Kastrationen männlicher Tiere Jejunumschlingen aus der Kastrationswunde durch den eröffneten Scheidenhautfortsatz (Processus vaginalis) und führen dann zu Hernien und Koliken.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, and Eugen Seiferle. Band II: Eingeweide. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
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