Kniegelenksuntersuchung
Definition
Die Kniegelenksuntersuchung dient der Diagnostik von pathologischen Veränderungen des Kniegelenks. Sie kann apparativ oder orientierend als körperliche Untersuchung erfolgen.
Untersuchte Strukturen
Bei der Kniegelenksuntersuchung sind folgende Strukturen von Interesse:
- Gelenkkapsel
- Gelenkknorpel
- Beteiligte Knochenstrukturen (Patella, Femur, Tibia)
- Menisken
- Kreuzbänder
- Seitenbänder
Diese Strukturen können sowohl einzeln oder in Kombination von pathologischen Veränderungen betroffen sein.
Vorgehen
Bei der klinischen Untersuchung des Kniegelenkes ist es - wie bei allen klinischen Untersuchungen - wichtig, systematisch vorzugehen. Dadurch können falsche oder unzureichende Diagnosen vermieden werden.
Spezielle Anamnese
Die spezielle Anamnese bildet auch bei der Kniegelenksuntersuchung die Grundlage für das weitere diagnostische Vorgehen. Unter anderem werden folgende Fragen gestellt:
- Gab es ein Ereignis bzw. einen Unfall, das bzw. der zu den Beschwerden geführt hat? Wie war ggf. der Hergang?
- War ein Geräusch zu hören?
- Wo genau am Knie findet sich der Schmerz? - Eine genaue Spontanschmerzlokalisation kann einen ersten Hinweis auf die Verletzung geben.
- Ist das Knie noch belastungsfähig, ist ein normaler Gang noch möglich?
- Wie sieht das Verhalten des Knies in Belastungssituationen aus, kommt es zu Schmerzen, Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen?
- Ist das Knie durch eventuelle frühere Unfälle, Verletzungen vorgeschädigt, gab es schon Behandlungen aufgrund von Kniegelenksbeschwerden?
Inspektion
Die klinische Untersuchung beginnt mit der Inspektion. Durch die Blickdiagnostik gewinnt man einen Gesamteindruck und kann bereits erste Schlüsse auf Verletzungen/Unfälle ziehen. Man achtet dabei unter anderem auf:
- Gangbild
- Beinachsen
- Beckenschiefstand
- Narben
- Frische Wunden
- Gelenkkontur bzw. Schwellungen
- Muskelatrophien
- Fußdeformitäten
Manuelle Untersuchung
Mithilfe der manuellen Untersuchung können einzelne Strukturen untersucht, und so oftmals schon recht genaue Diagnosen gestellt werden. Die Kniegelenksuntersuchung findet meist am halb bekleideten Patienten im Liegen statt. Dabei wird die Untersuchung nicht auf das erkrankte Bein beschränkt, sondern stets im Seitenvergleich untersucht.
- Der Patient sollte unbedingt entspannt liegen (Arme auf den Bauch, Kopf abgelegt) und - gerade im Falle einer akuten Verletzung - Vertrauen in den Untersucher haben.
- Der Untersucher verschafft sich zunächst am gesunden Bein einen ersten Eindruck über die anatomische Situation.
- Hat man durch Anamnese oder/und Inspektion den konkreten Verdacht einer bestimmten Verletzung, so ist die Prüfung dieser Struktur am besten gegen Ende der Kniegelenksuntersuchung vorzunehmen, um eine frühe Verspannung durch den Patienten zu vermeiden.
Die manuelle Untersuchung umfasst unter anderem:
- Palpation des Kniegelenkes auf Schwellungen und Ergüsse (Brush-Test, Tanzende Patella bzw. Patella-Tap-Test)
- Passive Durchbewegung (Bewegungsumfang, Krepitation)
- Untersuchung der Patella (z.B. Zohlen-Zeichen, Patella-Glide-Test, Patellar-Tilt-Test, J-Sign, Patellar-Aprehension-Test, Facettendruckschmerztest)
- Untersuchung der Seitenbänder (Palpation und Prüfung der Stabilität durch Valgus-/Varusstress)
- Untersuchung der Kreuzbänder (z.B. Schubladentest, Lachman-Test, Pivot-Shift-Test, dorsaler Durchhangtest, Loomer-Test)
- Untersuchung der Menisken (z.B. Steinmann I, Steinmann II, Thessaly-Test, McMurray-Test, Apley-Test, Payr-Zeichen)
- Untersuchung der Dehnfähigkeit der Muskulatur (Quadrizeps-Dehnungstest, Musculus-rectus-Dehnungstest, Hamstring-Dehnungstest)
- Untersuchung zum Nachweis eines Plica-Syndroms: (Mediopatellarer Plica-Test, Hughston-Plica-Test)
- Untersuchung der anliegenden Gelenke, also des Hüft- und Sprunggelenks
Apparative Verfahren
Für die weitergehende apparative Diagnostik des Kniegelenks kommen unter anderem folgende Techniken in Betracht:
Befunde
Reibegeräusche bei der passiven Bewegung des Kniegelenks weisen auf arthrotische Veränderungen hin, Sperrungen auf Knorpelabsprengungen oder Meniskusverletzungen. Eine seitliche Aufklappbarkeit des Gelenks sieht man bei einer Seitenbandruptur. Das Auftreten eines Schubladenphänomens ist typisch für die Kreuzbandruptur.
Literatur
- Buckup et al., Klinische Tests an Knochen, Gelenken und Muskeln, 6., überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart: Thieme; 2018
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