Interdigitale Pyodermie (Hund)
Synonyme: Zwischenezeheninfektion, Zwischenzeheneiterung, interdigitale Zyste (fälschlich)
Englisch: interdigital pyoderma
Definition
Die interdigitale Pyodermie ist eine Form der Pododermatitis beim Hund, bei der die Infektion vorwiegend auf den Zwischenzehenraum (Interdigitalspalt) beschränkt ist.
Vorkommen
Am häufigsten sind West Highland White Terrier, Scottish Terrier, Pekinesen und Englische Bulldoggen von interdigitalen Pyodermien betroffen. Andere Rassen wie z.B. Labrador Retriever und Boxer erkranken ebenfalls häufig.
Ätiologie
Die interdigitale Pyodermie ist eine bakterielle Pododermatitis, die oft im Zusammenhang mit anderen Grunderkrankungen auftritt. Die Erkrankung kann durch Parasiten, Allergien, Mykosen, hautreizende Substanzen (z.B. Streusalz), Neoplasien sowie durch metabolische, neurologische oder auch autoimmunmediierte Krankheiten bedingt sein.
Zu einer bakteriellen Infektion kommt es häufig auch sekundär nach Demodikose, allergischen Reaktionen, Hypothyreose und Hyperadrenokortizismus (Cushing-Syndrom). Bei manchen Tieren wird auch vermutet, dass eine Immunsuppression kausal für die Erkrankung ist.
Pathogenese
Als primärer Erreger kann häufig Staphylococcus intermedius nachgeweisen werden. Sekundäre Infektionen hingegen werden vermehrt durch Proteus spp. und Pseudomonas aeruginosa sowie Escherichia coli verursacht.
Unabhängig vom Auslöser kommt es entweder primär oder sekundär (z.B. nach vermehrtem Lecken) zu einer bakteriellen Besiedlung im Zwischenzehenraum. Die lädierte Haut wird rissig, entzündet sich und es kommt zur Exsudatbildung. Die Infektion geht oftmals mit starkem Juckreiz einher, weshalb das klinische Bild sowie der Krankheitsverlauf durch vermehrtes Lecken und Automutilation verkompliziert wird.
Klinik
Als Leitsymptom gilt mittelgradiger bis hochgradiger Juckreiz. Zusätzlich zeigen die Hunde Schmerzen, Paronychie, Schwellung, Erythem und Hyperpigmentation. Abhängig vom Krankheitsverlauf sowie den beteiligten Erregern sind auch Papeln, Pusteln, Nodulae, Fistelkanäle und Ulzera vorhanden.
Chronische Pyodermien führen manchmal zu interdigitalen Fibrosen und zu Pyogranulomen.
Diagnose
Neben der Anamnese ist eine umfangreiche klinische Untersuchung mit Fokus auf die Haut der Pfoten durchzuführen.
Um Primär- bzw. Sekundärerkrankungen abzuklären, sind Blut- sowie Urinanalysen, Hautgeschabsel, Allergieabklärungen, bakterielle Kulturen und ein Antibiogramm indiziert. Zusätzlich sollte eine Biopsie mit anschließender Zytologie erfolgen.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Ursache, wobei häufig eine langwierige und kombinierte Behandlung mit Antibiotika und Kortikosteroiden durchgeführt wird. Machmal kommt es aber auch zu einer raschen Remission. Rezidive sind nicht selten.
Bei komplizierten Krankheits- sowie Therapieverläufen ist eine Überweisung an eine dermatologische Ambulanz anzuraten. Häufig ist nur mehr eine partielle oder totale Podofusion (Vereinigung einzelner oder gar aller Zehen) möglich.
Quelle
- Bajwa J. Canine pododermatitis. 2016. Can Vet J 57(9):991-3. PMID: 27587895
Literatur
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3
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