Headshaking (Pferd)
Definition
Als Headshaking bezeichnet man das intermittierende pathologische Hochwerfen bzw. Nicken des Kopfes beim Pferd, das durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden kann.
Ätiopathogenese
Anhand der Ätiopathogenese kann das symptomatische Headshaking, bei dem eine Primärkrankheit für die Entstehung verantwortlich ist, von einem idiopathischen Headshaking unterschieden werden.
Symptomatisches Headshaking | |
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Organsystem | Ursachen |
Haut | |
Ohr |
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Auge | |
Respirationstrakt |
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Gastrointestinaltrakt | |
Bewegungsapparat |
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In neueren wissenschaftlichen Untersuchungen konnte eine ursächliche Beteiligung des Nervus trigeminus an der Erkrankung belegt werden. Der Schwellenwert zur Auslösung eines Aktionspotenzials des Nervus trigeminus ist bei Tieren mit Headshaking deutlich niedriger als bei gesunden Pferden.
Pathohistologie
Post mortem wurden bei Pferden mit Headshaking in histologischen Untersuchungen signifikant häufiger degenerative Veränderungen im Bereich des Ganglion trigeminale und des Trigeminusnerves festgestellt.
Klinik
Die klinischen Symptome resultieren aus dem Trigeminus-assoziierten Schmerz. Das Headshaking zeigt sich in Form eines intermittierend auftretenden Hochwerfen des Kopfes. Oftmals können auch nickende oder kreisende Kopfbewegungen beobachtet werden. Die Symptome verstärken sich bei anstrengender Arbeit und treten daher gehäuft im Trab auf.
In manchen Fällen tritt das Headshaking nur unter dem Reiter auf. Ebenso kann auch ein saisonal geprägter Verlauf mit einem gehäuften Auftreten im Frühjahr bis Herbst beobachtet werden. Manche Pferde leiden zusätzlich an exzessivem Schnauben (forcierte nasale Ausatmung während der Arbeit), Reiben der Nase und vermehrtem Tränenfluss. Die Erkrankung führt bei manchen Tieren auch zur Automutilation.
Diagnostik
Die Diagnose lässt sich häufig bereits nach einer ausführlichen Anamnese und anhand der typischen Symptome feststellen. Im Rahmen einer Ausschlussdiagnostik wird das symptomatische vom idiopathischen Headshaking unterschieden, um eine geeignete Therapie einleiten zu können.
Hierfür ist eine gründliche klinische Untersuchung und genaue Adspektion des Pferdes unter Belastung (sowohl an der Longe als auch unter dem Reiter) durchzuführen. Die Diagnostik kann dann durch endoskopische, röntgenologische, computertomographische und/oder magnetresonanztomografische Untersuchungen von Kopf und Hals ergänzt werden. Trotz intensiver Diagnostik ist es häufig jedoch nicht möglich, eine auslösende Ursache für das Headshaking zu finden.
Therapie
Da die Ätiologie noch nicht vollständig geklärt ist, zielt die Therapie vielmehr auf eine Verbesserung der klinischen Symptomatik als auf eine Heilung ab. Als Erstmaßnahmen können die Haltung und Nutzung des Pferdes entsprechend optimiert werden. Die Verwendung von Nasennetzen und Gesichtsmasken, insbesondere während des Reitens, führt bei bis zu 75 % der Pferde zu einer klinischen Besserung.
Aufgrund der vermuteten Beteiligung des Nervus trigeminus und des Ganglion trigeminale werden unterschiedliche Medikamente eingesetzt, u.a. Cyproheptadin, Carbamazepin und Gabapentin.
Auch chirurgische Eingriffe zur Dekompression des Infraorbitalnerves (Ast des Nervus trigeminus) wurden versucht, diese gelten aber aufgrund der hohen Rezidiv- und Komplikationsrate derzeit (2021) nur als Ultima-Ratio-Behandlung.
Prognose
Die Prognose des symptomatischen Headshaking ist mit vorsichtig bis gut zu beurteilen. Beim idiopathischen Headshaking hingegen ist die Prognose vorsichtig bis schlecht.
Quellen
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6