Equine rezidivierende Uveitis (Pferd)
Synonyme: innere Augenentzündung, periodische Augenentzündung, Mondblindheit
Definition
Die equine rezidivierende Uveitis (ERU) ist eine T-Zell-mediierte, spontan auftretende Augenerkrankung des Pferdes, die mittel- bis langfristig zur Erblindung des betroffenen Auges führt. In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass während der Entzündungsphasen die Blut-Retina-Schranke zusammenbricht und autoreaktive CD4+-Zellen diese überwinden. Die ERU zählt zu den Autoimmunerkrankungen und stellt aufgrund von pathologischen und immunologischen Parallelen zur humanen autoimmunen Uveitis das einzige spontane Tiermodell für diese Erkrankung dar.
Ursache
Die wiederkehrende (rezidivierende) Uveitis beim Pferd wird in ca. 95% der Fälle durch eine Leptospireninfektion im Auge ausgelöst. Leptospiren sind Bakterien, die von Mäusen und Ratten übertragen werden können, diese scheiden sie mit dem Harn aus. Die Pferde können sich in ihrer natürlichen Umgebung, zum Beispiel im Stall oder auf der Koppel infizieren. Durch die Schleimhäute oder kleinere Verletzungen können sie in den Blutkreislauf eindringen. Diese Art von Bakterien können in feuchten Böden oder stehenden Gewässern lange überleben. Fast jedes Pferd kommt in seinem Leben mit Leptospiren in Berührung. Die Erreger können nicht nur in den Blutkreislauf gelangen, sondern auch in die Augen. Leptospiren sind nicht besonders aggressiv und so können sie Monate bis Jahre im Auge überleben, ohne eine pathologische Veränderung hervorzurufen.
Durch die Entzündungen im Auge werden die Strukturen des Augeninneren über eine längere Zeit nach und nach geschädigt. Durch mehrere sogenannte Entzündungsschübe, die in periodischen Abständen wiederkehren, wobei diese sich über Jahre, Monate oder in akuten Fällen auch Tagen auftreten können, wird das Auge soweit geschädigt, dass es zur Erblindung kommt. In der Regel werden die Entzündungsschübe immer heftiger und die Abstände immer kürzer.
Verlauf
Die Entzündungen, die sich vor allem im vorderen Augenabschnitt abspielen, sind sehr schmerzhaft und fallen dem Besitzer frühzeitig auf. Die Patienten werden aus diesem Grund rechtzeitig und intensiv behandelt.
Andere Pferde erleiden eine Entzündung im hinteren Augenabschnitt. Diese läuft kaum schmerzhaft ab und kann so unbemerkt schleichend fortschreiten. Oft wird die Erkrankung bei Ankaufsuntersuchungen oder erst bei Erblindung des Pferdes festgestellt werden. Nach mehreren Entzündungsschüben, kann das ganze Auge betroffen sein.
Durch die Entzündungen kann es zu Verklebungen der Iris mit der Linse kommen. Durch diese Verklebungen und durch Entzündungsprodukte im Glaskörperraum, die sich auf den hinteren Anteilen der Linsenkapsel auflagern, dadurch können Linseneintrübungen entstehen. Da die Linse nicht durchblutet ist, sondern durch die umgebende Flüssigkeit ernährt wird, kann es zu Eintrübungen der Linsenkapsel kommen und eine sogenannte Katarakt (grauer Star) entstehen. Dadurch bilden sich im Glaskörperraum dicke membranartige Einlagerungen, die die Sicht erheblich beeinträchtigen. Die Netzhaut bzw. der Sehnerv kann somit nur noch schwache Lichtreize an das Gehirn weiterleiten. Durch die Entzündung kann die Verbindung von der Netzhaut zum Augenhintergrund gelockert werden und es kann zu Netzhautablösungen kommen. Wenn flächige Netzhautablösungen entstehen, bedeutet dies meist die irreversible Erblindung der Pferde. Selten entstehen auch Glaukome.
Behandlung
Bei akuten Augenentzündungen ist die Behandlung immer gleich, es sei denn man kann ein Hornhautdefekt ausschließen. Der Tierarzt verabreicht Atropin-Augensalbe oder Augentropfen, dies dient der Weitstellung der Pupille. Dies geschieht bei Bedarf mehrmals täglich. Des Weiteren verabreicht man eine Dexamethason enthaltende Augensalbe ebenfalls mehrmals täglich, sowie ein schmerzhemmendes Präparat (Phenylbutazon) 2x täglich über die Maulhöhle.
Da es trotz intensiver Behandlung zu einem Rezidiv kommen kann, besteht die Möglichkeit das betroffene Auge mittels einer sogenannten Vitrektomie zu operieren.
Operation
Die Pferde sind normalerweise mindestens 3 Tage vor dem Eingriff zur vorbereitenden Behandlung in der Klinik. Nach der OP bleiben sie noch 4-5 Tage zur Nachbehandlung und Kontrolle stationär.