Harnblasentumor (Katze)
Synonyme: Blasentumor, Harnblasenkrebs
Definition
Vorkommen
Primäre Harnblasentumoren kommen bei der Katze nur sehr selten vor. Im Vergleich zu Hunden und Menschen weisen Katzen eine deutlich niedrigere Harnblaseninzidenz auf, die vermutlich durch die feline Tryptophan-Metabolisierung zu erklären ist. Tryptophan gilt als kanzerogen.
Ätiologie
Rund 70 % aller Harnblasentumoren sind epithelialen Ursprungs:
- Übergangsepithelkarzinom
- Plattenepithelkarzinom
- Adenokarzinom
- undifferenziertes Karzinom
Die restlichen Tumoren sind mesenchymalen Ursprungs, wobei selten auch Lymphome gefunden werden.
Pathogenese
Ein Großteil der Harnblasentumoren sind maligne und streuen daher bevorzugt in regionäre Lymphknoten sowie in die Lunge. Übergangszellkarzinome sind häufig (zwischen 55 und 73 %) außerhalb des Trigonum vesicae ausgebildet.
Klinik
Das klinische Bild von Harnblasentumoren ist meist unspezifisch. Häufig leiden betroffene Katzen an Symptomen einer Zystitis, die zunächst nach symptomatischer Therapie verschwinden und daher das Krankheitsbild maskieren.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der rezidivierenden Klinik und nach entsprechenden Röntgen- sowie Ultraschallbefunden. Hierbei ist v.a. die Lokalisation, die Ausdehnung (diffus, regional, im Trigonumbereich) und die etwaige Mitbeteiligung der Ureteren (Harnleiter) ausschlaggebend.
Da mit bildgebenden Untersuchungsmethoden eine Unterscheidung zwischen Neoplasie und Entzündung nicht möglich ist, sind weitere Untersuchungsverfahren notwendig. Die Diagnose kann mittels Biopsie und anschließender histopathologischer Identifizierung gesichert werden. Die Biopsie wird in der Regel mittels Zystoskopie, Laparotomie oder mithilfe eines Harnröhrenkatheters durchgeführt. Der Katheter wird dabei bis auf Höhe der vermuteten Läsion vorgeschoben, sodass unter starkem Unterdruck eine Aspiration von Mukosa erfolgt.
Aufgrund potenzieller Metastasen im Stichkanal ist von einer transkutanen Feinnadelaspiration unbedingt abzusehen.
Therapie
Insofern die Lokalisation sowie Ausdehnung des Tumors überschaubar ist, ist die Chirurgie die Therapie der Wahl. Es müssen jedoch immer zusätzlich noch andere Maßnahmen getroffen werden (medikamentöse Behandlung). Hierbei können bis zu 75 % der Harnblase chirurgisch reseziert werden, wobei der Trigonumbereich umbedingt erhalten werden muss, um eine Harninkontinenz zu vermeiden.
Gleichzeitig kommen auch Chemotherapeutika (z.B. Mitoxantron und Vinblastin) zum Einsatz. Parallel dazu sind nichtsteroidale Antiphlogistika (z.B. Meloxicam) zu verabreichen, da Übergangszellkarzinome COX-1 exprimieren.
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7