Malignes Lymphom (Katze)
Synonyme: Bösartiges Lymphom, felines Lymphosarkom
Definition
Als maligne Lymphome der Katze bezeichnet man bösartige Tumoren, die sich vorwiegend in den lymphatischen Organen bilden. Die Erkrankung kann mit den Non-Hodgkin-Lymphomen des Menschen verglichen werden.
Vorkommen
Lymphome stellen die häufigste Tumorerkrankung der Katze dar. Etwa ein Drittel aller Neoplasien sind hämatopoetischen Ursprungs. Davon machen maligne Lymphome wiederum zwischen 50 und 90 % aus. Die restlichen Tumoren sind Leukämien und myeloproliferative Erkrankungen.
Hauskatzen weisen die häufigste Inzidenz auf. Bei Siamesen und orientalischen Katzenrassen scheint eine Prädisposition für die nicht mit felinen Leukämievirus (FeLV) assoziierte Form des mediastinalen Lymphoms zu bestehen. Bei diesen Tieren sind v.a. junge Katzen (2 Jahre) betroffen. Grundsätzlich kann jedoch behauptet werden, dass die Prävalenz von Lymphomen trotz eines Anstiegs viraler Infektionen rückläufig ist. Dieser Anstieg bezieht sich dabei v.a. auf die alimentäre (insbesondere die intestinale) Form.
Ätiologie
Während früher viele dieser Tumoren mit FeLV in Verbindung gebracht wurden, wird heutzutage (2021) eine Veränderungen in der Epidemiologie beobachtet. Zusätzlich zum massiven Rückgang von FeLV-Infektionen sind heutzutage weniger als 14 bis 25 % der Katzen mit malignen Lymphomen FeLV-positiv. Auch eine FIV-Infektion kann die Inzidenz von Lymphomen erhöhen.
Als Risikofaktoren bei der Entwicklung des malignen Lymphoms sind neben Umweltfaktoren wie Passivrauchen auch Immunsuppression (z.B. nach Nierentransplantationen) und chronische Entzündungen des Gastrointestinaltrakts beschrieben.
Pathogenese
Bei FeLV-positiven Tieren entwickelt sich das maligne Lymphom schon in jungen Jahren (zwischen 4 und 6 Jahre). Im direkten Vergleich dazu erkranken FeLV-negative Katzen häufig erst im höheren Alter an Lymphomen (durchschnittlich mit 11 Jahre). Bei den FeLV-induzierten Lymphomen handelt es sich meist um mediastinale T-Zell-Varianten.
Bei FIV-verursachten Lymphomen findet die Erhöhung der Inzidenz sekundär zur FIV-induzierten Immunsuppression statt, wobei meist die alimentäre B-Zell-Variante auftritt.
Klassifikation
Die Klassifikation und Stadieneinteilung maligner Lymphome basiert meist auf anatomischen Systemen. Diese sind mit histologischen und immunphänotypischen Kriterien verknüpft, die in der Regel mit spezifischen anatomischen Lokalisationen korrelieren. Man unterscheidet folgende Lymphom-Formen:
- alimentäres Lymphom bzw. gastrointestinales Lymphom
- mediastinales Lymphom
- nodales Lymphom
- extranodales Lymphom
Lokalisation | Häufigkeit | Alter (Ø) | Zell-Variante | Prognose |
---|---|---|---|---|
alimentär/gastrointestinal: | ||||
|
> 50 % | 13 | T-Zell | gut |
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20-50 % | 10 | B-Zell | schlecht |
|
< 5 % | 12 | T-Zell | schlecht |
mediastinal: | 5-20 % | 2-4 | T-Zell | mäßig |
nodal: | 5-20 % | 7 | gleich häufig | mäßig |
extranodal: | ||||
|
5-20 % | 9,5 | B-Zell | gut |
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< 5 % | 9 | B-Zell | mäßig bis schlecht |
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< 5 % | 4-10 | (?) | schlecht |
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< 5 % | 9 | (?) | gut bis mäßig |
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< 5 % | 10-13 | T-Zell | mäßig |
Diagnose
Für die Diagnose sind mehrere Untersuchungsverfahren notwendig:
- Blutuntersuchung inkl. Differenzialblutbild
- Thrombozytenzahl
- Serologie
- FeLV- und FIV-Status
- Harnanalyse
Parallel dazu müssen bildgebende Verfahren eingeleitet werden (Röntgen und/oder CT und Ultraschall). Zusätzlich ist eine zytologische bzw. histopathologische Gewebeuntersuchung notwendig (Lymphknoten- oder Organbiopsie bzw. Exzision eines ganzen Lymphknotens). Mittels immunhistochemischer, flowzytometrischer und molekularbiologischer Untersuchungstechniken (z.B. PARR) kann die Diagnostik erweitert werden.
Für die Entscheidung zwischen einer lokalen oder systemischen Therapie (Chirurgie, Strahlentherapie oder Chemotherapie) sind jedoch weitere Abklärungen, wie z.B. Knochenmarkuntersuchungen, und eine komplette Bildgebung notwendig.
Therapie
Aufgrund der unterschiedlichen klinischen Manifestation sind lokalisationsspezifische Behandlungen durchzuführen.
Bis auf die rein lokalen Formen extranodaler Lymphome (z.B. nasale Lymphome), die mittels Strahlentherapie oder Chirurgie behandelt werden müssen, ist das maligne Lymphom als eine systemische Erkrankung anzusehen. Aus diesem Grund ist die Tumorerkrankung chemotherapeutisch zu behandeln. Da die meisten Chemotherapie-Protokolle C(H)OP-basiert sind, enthalten sie Cyclophosphamid, (Doxorubicin), Vincristin und Prednisolon (z.B. COP-Protokoll).
Bei renalen, mediastinalen oder spinalen Lymphomen kann durch eine Strahlentherapie eine rasche Tumorreduktion erreicht werden, worauf anschließend eine Behandlung mit Chemotherapeutika begonnen wird.
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7