Granuloma pyogenicum
Synonyme: Granuloma teleangiectaticum, Granuloma pediculatum, eruptives Hämangiom, pyogenes Granulom, Wundgranulom, lobuläres kapilläres Hämangiom
Englisch: pyogenic granuloma, eruptive hemangioma, lobular capillary hemangioma (LCH)
Definition
Das Granuloma pyogenicum ist ein benigner vaskulärer Tumor der Haut und Schleimhäute aus der Gruppe der Hämangiome.
- ICD10-Code: L98.0
Nomenklatur
Die Bezeichnung Granuloma pyogenicum ist eigentlich eine Fehlbezeichnung. Es handelt sich weder um ein Granulom, noch um eine bakterielle Infektion, sondern um eine entzündliche Hyperplasie.
Epidemiologie
Das Granuloma pyogenicum tritt sowohl bei Männern als auch bei Frauen in jeder Altersklasse auf, gehäuft im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt.
Ätiologie
Die genaue Ätiologie des Granuloma pyogenicum ist derzeit (2020) unklar. Vermutet wird eine reaktive Hyperplasie aufgrund von Bagatellverletzungen, lokalen Reizen (z.B. Insektenstich) oder hormonellen Faktoren. Gehäuft tritt ein Granuloma pyogenicum in der Schwangerschaft auf (Epulis gravidarum). Des Weiteren können Fehlbildungen kleiner Blutgefäße innerhalb eines Naevus flammeus einen Ausgangspunkt für diesen Tumor darstellen. Auch Medikamente, z.B. Isotretinoin, stehen in Verdacht, ein Granuloma pyogenicum auslösen zu können.
Klinik
Prädilektionsstellen des Granuloma pyogenicum sind die Akren, die Kopf-Hals-Region und die oronasalen Schleimhäute. Charakteristisch ist das rapide, schmerzarme, exophytische Wachstum eines pilzförmigen, roten Knötchens mit eingeschnürter Basis und erodierter, nässender oder leicht blutender Oberfläche. Meist ist der Tumor krustös belegt und zeigt eine sekundäre Ulzeration mit Blutungsneigung. Der Durchmesser beträgt durchschnittlich 1-3 cm.
Das Epulis gravidarum findet sich insbesondere im Bereich der Gingiva und weist eine postpartale Involution auf, während das klassische Granuloma pyogenicum keine Spontanregression zeigt.
Sehr selten findet sich ein Granuloma pyogenicum in der Leber oder im Gastrointestinaltrakt.
Varianten
Seltene Varianten sind:
- subkutanes und intravasales Granuloma pyogenicum: histologische Diagnose
- disseminiertes bzw. eruptives Granuloma pyogenicum: multiple, meist aggregierte Tumore
- Granuloma pyogenicum mit Satellitose: Rezidivtumor mit synchronem Aufschießen multipler Satellitenknötchen; insbesondere bei Kindern und jungen Erwachsenen
Pathohistologie
Pathognomonisch für ein Granuloma pyogenicum ist die multilobuläre Gliederung des Gefäßtumors. Die afferenten Blutgefäße verzweigen sich in vielen Knäuel dicht gepackter Kapillaren. Dazwischen liegen bindegewebige Septen. Oberflächlich findet sich meist eine Erosion mit neutrophiler und lymphozytärer Infiltration, seitlich eine epitheliale Collerette und außerdem zahlreiche endotheliale Mitosen.
Differenzialdiagnosen
- malignes Melanom
- bazilläre Angiomatose: multiple disseminerte angiomatöse Haut- und Schleimhautknötchen durch Infektion mit Bartonella henselae oder Bartonella quintana, meist bei HIV-Infizierten
- Granulationsgewebe
- Hämangiosarkom
- Plattenepithelkarzinom
- epitheloides Hämangioendotheliom
- Pseudokuhpocken
Therapie
Ein Granuloma pyogenicum wird mittels Exzision ohne Sicherheitsabstand in Lokalanästhesie entfernt. Alternativ kann eine Laserablation erwogen werden. Die Rezidivrate ist sehr hoch, insbesondere wenn das zentrale Tumorgefäß nicht vollständig entfernt wird.