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Glukokortikoid-Allergie

Synonyme: Kortisonallergie (ugs.), Hypersensitivitätsreaktion auf Glukokortikoide
Englisch: hypersensitivity reactions to corticosteroids

1. Definition

Als Glukokortikoid-Allergie bezeichnet man das Auftreten von Hypersensitivitätsreaktionen bei der Anwendung von Glukokortikoiden. Dabei handelt es sich häufig um Typ-IV-Reaktionen, seltener auch Typ-I-Reaktionen.

2. Abgrenzung

Von der tatsächlichen Glukokortikoid-Allergie müssen (häufigere) Reaktionen auf Trägerstoffe der Arzneimittel sowie anaphylaktoide Reaktionen abgegrenzt werden.

3. Epidemiologie

In der allgemeinen Bevölkerung sind allergische Reaktionen auf Glukokortikoide selten, häufiger treten sie jedoch bei Risikogruppen auf, z.B. bei Patienten, die auf die regelmäßige Anwendung von Glukokortikoiden angewiesen sind.

Soforttyp-Reaktionen (Typ I) auf Glukokortikoide sind dabei seltener, die Prävalenz wird auf 0,3 bis 0,5 % geschätzt.[1] Die Prävalenz von Spättyp-Reaktionen (Typ IV) auf Glukokortikoide ist höher und wird mit 0,5 bis 5 % der topischen Behandlungen angegeben.[1]

Die Angaben variieren nach verwendeter Substanz, Anwendungsart und Studienpopulation.

4. Ätiologie

Die Spättyp-Reaktionen (nach > 1h) werden meist durch äußerlich angewendete Präparate hervorgerufen. In seltenen Fällen wurde auch über Spättyp-Reaktionen nach der nasalen oder inhalativen Anwendung von Glukokortikoiden berichtet.

Ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Hypersensitivität auf Glukokortikoide haben z.B. Patienten mit vorangegangener gehäufter Exposition oder mit vorbestehender chronischer Dermatitis (insbesondere atopische Dermatitis), Asthma und NSAID-Allergie.[1]

Soforttyp-Reaktionen sind selten und wurden nach oraler, parenteraler und intraartikulärer Gabe von Glukokortikoiden beschrieben. Ein gehäuftes Auftreten von Kortikoid-induziertem Bronchospasmus ist bei Asthmatikern mit Aspirin-Allergie beschrieben.[1]

5. Pathogenese

Die Wirkung von Glukokortikoiden als Allergen erscheint aufgrund der starken antiallergischen Wirkung und der strukturellen Verwandtschaft zum körpereigenen Cortisol zunächst paradox.

Verschiedene Mechanismen, die zu einer Immunogenität der Glukokortikoide führen können, werden diskutiert:

6. Klinik

6.1. Spättypreaktionen

Die genaue Reaktion hängt von der Anwendungsart ab. Möglich sind beispielsweise:[1][2]

Applikation mögliche Reaktionsmuster
Externa (v.a. Salben)
Inhalativa
Nasensprays
Augentropfen

6.2. Soforttypreaktionen

Soforttypreaktionen auf Glukokortikoide treten insbesondere nach systemischer und inhalativer Applikation auf. Möglich sind, wie auch bei anderen Typ-I-Allergien:

Vor allem bei Asthmatikern ist ein Bronchospasmus mit Verschlechterung des Asthmabefundes möglich.

7. Diagnostik

Die Diagnosestellung erfolgt gemäß der allgemeinen Allergiediagnostik (siehe dort).

Bei einer Spättyp-Reaktion erfolgt primär ein Epikutantest, zusätzlich evtl. auch ein LTT. Bei vermuteter Soforttyp-Reaktion werden ein Prick-Test und IgE-Nachweis (z.B. ImmunoCap®) durchgeführt. Auch ein Basophilen-Aktivierungstest kann sinnvoll sein.

Bei der Testung sind auch Kreuzallergien auf strukturell verwandte Glukokortikoide (vgl. Strukturgruppen nach Coopman/Goosens) abzuklären.[2][3]

8. Therapie

Die Therapie besteht in der Vermeidung des Auslösers bzw. Umstellung auf ein als verträglich getestetes Präparat. Sinnvoll ist das Ausstellen eines Allergiepasses, da die Existenz von Glukokortikoidallergien im klinischen Alltag nicht umfassend bekannt ist.

Bei Typ-I-Reaktionen sind im Akutfall Antihistaminika einsetzbar.

9. Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Vatti et al., Hypersensitivity reactions to corticosteroids. Clinical Reviews in Allergy & Immunology, 2014.
  2. 2,0 2,1 Plaza, Nist, von den Driesch, Typ-IV-Allergie auf Kortikosteroide - selten und paradox. Deutsche Medizinische Wochenschrift, Thieme Verlag Stuttgart, 2007.
  3. Coopman, Degreef, Dooms-Goossens, Identification of cross-reaction patterns in allergic contact dermatitis from topical corticosteroids. British Journal of Dermatology, 1989.

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