Eravacyclin
Handelsname(n): Xerava®
Englisch: eravacycline
Definition
Eravacyclin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Tetracyclin-Antibiotika, der zur Behandlung komplizierter intraabdomineller Infektionen eingesetzt wird.
Chemie
Eravacyclin weist dasselbe Grundgerüst wie Tigecyclin auf und gehört somit zu den Glycylcyclinen, die wiederum eine Untergruppe der Tetracycline darstellen. Glycylcycline haben an Position 9 des Tetracyclin-Grundgerüstes eine Aminogruppe, die mit der Aminosäure Glycin eine Amidbindung eingeht. Bei Eravacyclin ist die endständige Aminogruppe des Glycins in eine Pyrrolidin-Struktur eingebunden. Position sieben ist mit einem Fluoratom substituiert.
Das Molekulargewicht beträgt 558,6 g/mol; die Summenformel lautet C27H31FN4O8.[1]
Wirkmechanismus
Eravacyclin wirkt durch die Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese, indem es and die 30S-Untereinheit des Ribosoms bindet. Auf diese Weise wird die Aufnahme von Aminosäureresten in die verlängerte Peptidkette verhindert.
Wirkspektrum
Eine gesicherte Wirksamkeit liegt gegen folgende Erreger vor:
- Escherichia coli
- Klebsiella pneumoniae
- Staphylococcus aureus
- Enterococcus faecalis
- Enterococcus faecium
- Streptococcus viridans spp.
Gegen Pseudomonas aeruginosa ist das Antibiotikum nicht wirksam.[2][3]
Pharmakokinetik
Die Eliminationshalbwertszeit beträgt zu Beginn der Therapie 9 Stunden; an Tag 10, wenn der steady state erreicht ist, beträgt sie 39 Stunden. Das Verteilungsvolumen beträgt 321 l, was eine Verteilung ins Gewebe nahelegt. Die Verstoffwechselung erfolgt über CYP3A4 und eine Flavin-Monooxidase.[3]
Indikation
- komplizierte intraabdominelle Infektionen bei Erwachsenen
Beispiele für solche Infektionen sind Peritonitis, Abszesse oder Phlegmone.
Darreichungsform
Eravacyclin ist als Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung erhältlich.
Dosierung
Die Dosis beträgt 1 mg/kgKG alle 12 Stunden über einen Zeitraum von 4 bis 14 Tagen. Erhält der Patient einen CYP3A4-Induktor, sollte die Dosierung auf 1,5 mg/kgKG erhöht werden. Die Verabreichung erfolgt als 60-minütige Infusion.[3]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen sind:
- Anaphylaxie
- pseudomembranöse Colitis
- Lokalreaktionen an der Infusionsstelle
- Wachstum nicht-sensibler Mikroorgansimen, z.B. von Pilzen
- Pankreatitis
- Erhöhung von Leberwerten: AST, ALT; Hyperbilirubinämie
- Schwindel, Kopfschmerz
- Thrombophlebitis, Phlebitis
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Es wird angenommen, dass Eravacyclin weniger oft Übelkeit verursacht als Tigecyclin.
- Ausschlag, Hyperhidrose
Wechselwirkungen
- Anwendung von CYP3A4-Induktoren und Inhibitoren: Induktoren verringern die Plasmaspiegel von Eravacyclin, Inhibitoren erhöhen ihn. Die Interaktion mit Inhibitoren ist jedoch im Gegensatz zu den Induktoren klinisch nicht relevant.
- Inhibitoren der Transporter P-gp, OATP1B1 und OATP1B3
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Antibiotika aus der Klasse der Tetracycline
- Anwendung während der Zahnentwicklung (zweites und drittes Trimenon der Schwangerschaft sowie bei Kindern unter acht Jahren)
Zulassung
Die Zulassung des Wirkstoffs in Europa wurde im September 2018 erteilt; die Vermarktung in Deutschland erfolgt ab August 2022.
Quellen
- ↑ Eravacyclin in der pubchem-Datenbank; aufgerufen am 30.07.2022
- ↑ Maucher, I.V. Neueinführung Xerava bei intraabdominellen Infektionen. Gelbe Liste online (2022); abgerufen am 30.07.2022
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Fachinformation zu Xereva, 50 mg für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung; abgerufen am 30.07.2022
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