Epiglottic entrapment (Pferd)
Englisch: Epiglottic entrapment in horse
Definition
Als epiglottic entrapment bezeichnet man eine Anomalie der Plica aryepiglottica (Kehldeckelfalte) mit daraus resultierender respiratorischer Insuffizienz beim Pferd.
Anatomie
Die Plica aryepiglottica ist eine Schleimhautfalte, die sich im Grenzbereich zwischen Pharynx und Larynx befindet. Diese Falte erstreckt sich beim Pferd vom lateralen Anteil der Cartilago arytaenoidea bis zum ventrolateralen Abschnitt der Epiglottis (Kehldeckel). Die beidseitigen Plicae aeryepiglotticae ragen zusammen mit der Cartilago corniculata und der Epiglottis aus dem Boden der Pars laryngea pharyngis (Kehlrachen) in Richtung Pars nasalis pharyngis (Nasenrachen). Auf diese Weise begrenzen sie den Zugang zum Aditus laryngis (Kehlkopfhöhle).[1]
Ätiopathogenese
Beim epiglottic entrapment überragt die normalerweise unterhalb der Epiglottis liegende Plica aryepiglottica das freie Ende der Epiglottis. Kommt es bei körperlicher Höchstleistung zu einer verstärkten Atmung, wird die Plica aryepiglottica aufgebläht. Es entsteht eine Lumeneinengung (Obstruktion) im Bereich des Pharynx, wodurch insbesondere die ausströmende Atemluft in ihrem Fluss gehindert wird.[2]
Die Ätiologie des epiglottic entrapment ist noch nicht vollständig geklärt. In den meisten Fällen liegen keine Pathologien im Bereich der Cartilago epiglottica sowie den angrenzenden Weichteilgeweben vor. Gelegentlich tritt die Erkrankung in Zusammenhang mit einer hypoplastischen Epiglottis (rund 31 %[3] aller betroffenen Pferde) oder einer Entzündung des oberen Respirationstraktes auf.[4]
Vorkommen
Zwischen 1 und 3 % aller Obstruktionen des oberen Respirationstraktes entstehen aufgrund eines epiglottic entrapment.[4]
Klinik
Die klinischen Anzeichen können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Hauptsymptome sind unphysiologische Atemgeräusche und Leistungsintoleranz. Manchmal können betroffene Tiere auch an Husten und Nasenausfluss leiden, insbesondere bei erhöhter Leistung oder nach der Wasseraufnahme.
Diagnose
Anamnese und klinische Untersuchungen geben erste Hinweise für eine Verdachtsdiagnose.
Die Diagnose wird mittels endoskopischer Untersuchung des Grenzbereichs zwischen Pharynx und Larynx gestellt. Während der Untersuchung wird ersichtlich, dass die Epiglottis mit einer Schleimhautfalte überzogen ist, weshalb die Randbereiche und die dorsal der Epiglottis verlaufenden Gefäße dunkel erscheinen. Die bedeckende Membran ist meist asymmetrisch und kann unterschiedlich ausgeprägt sein. In manchen Fällen wickelt sie den Rand der Epiglottis nur während des Schluckens ein, während sie bei anderen Pferden permanent die Epiglottis überzieht.
Anhand der Ausprägung kann die bedeckende Falte als dick oder dünn, schmal (weniger als die Hälfte der Epiglottis wird bedeckt) oder breit (mehr als die Hälfte der Epiglottis wird bedeckt) sowie ulzerativ oder nicht-ulzerativ klassifiziert werden.[3]
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch sind verschiedene obstruktive Erkrankungen des oberen Respirationstraktes auszuschließen, u.a.:
- Dorsal displacement of the soft palate (DDSP)
- Hemiplegia laryngis sinistra (Kehlkopfpfeifen)
- Axialabweichungen der Plica aryepiglottica
- Dynamischer Pharynxkollaps
Therapie
In der Literatur sind verschiedene chirurgische Therapien beschrieben. Neben einer operativen Resektion der Schleimhautfalte, z.B. via Laryngotomie oder Pharyngotomie, können auch verschiedene Laser-basierte Korrekturen zu einer Verbesserung der Symptome führen. Beim im Stehen sedierten Pferd (z.B. Prämedikation mit Acepromazin, Narkoseeinleitung und -erhaltung mit Detomidin und Butorphanol als DTI) wird endoskopiegestützt (transoral oder transnasal) mit einem Diodenlaser die Mittellinie der Schleimhautfalte durchtrennt und so ein Überlagern der Epiglottis verhindert.
Postoperativ sind die Pferde systemisch mit NSAIDs (z.B. Metamizol) und einem Breitspektrumantibiotikum (z.B. Penicillin und Gentamicin) sowie mit einem topischen Antiphlogistikum in Form eines Sprays abzudecken. Gleichzeitig ist eine ein- bis zweiwöchige Boxenruhe einzuhalten, sodass bei komplikationsfreier Genesung nach 4 bis 8 Wochen wieder mit dem Training begonnen werden kann.[2]
Prognose
Literatur
- ↑ Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band II: Organsysteme. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
- ↑ 2,0 2,1 Auer, Stick, Kümmerle & Prange. Equine surgery. 5th edition. Elsevier, 2019.
- ↑ 3,0 3,1 Tulleners EP. Transendoscopic contact neodymium:yttrium aluminum garnet laser correction of epiglottic entrapment in standing horses. J Am Vet Med Assoc. 1990 Jun 15;196(12):1971-80. (abgerufen am 31.01.2020)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Stephen M. Reed, Warwick M. Bayly, Debra C. Sellon. Equine internal medicine. 4th edition. Elsevier, 2018.