Duodenaltumor
Englisch: duodenal tumour, duodenal tumor
Definition
Duodenaltumoren sind Tumoren im Bereich des Zwölffingerdarms (Duodenum), also im Darmabschnitt zwischen Magen und Jejunum.
Einteilung
Duodenaltumoren werden in maligne und benigne Formen unterteilt. Beide sind sehr selten, maligne kommen jedoch häufiger vor als benigne.
Maligne Tumoren
Zu den malignen Duodenaltumoren zählen Karzinome, die bei familiärer adenomatöser Polyposis (FAP) gehäuft auftreten. Zudem kommen Sarkome vor, die in die Bauchspeicheldrüse einwachsen können. Auch gastrointestinale Stromatumoren (GIST) können das Duodenum betreffen.
Benigne Tumoren
Möglich benigne Duodenaltumoren sind:
- Brunneriom
- Lipome
- Myome
- Adenome
- Gastrinom (z.B. beim Zollinger-Ellison-Syndrom)
Klinik
Die Tumoren können gastrointestinalen Blutungen auslösen und daher Teerstühle verursachen. Wenn sie zu Strikturen und Stenosen führen, klagen die Patienten oftmals über Schmerzen, Nausea und Völlegefühl. Es kommt auch zum Erbrechen.
Labormedizinisch können alkalische Phosphatase (AP) und Gamma-Glutamyltransferase (γ-GT) erhöht sein. Diese Anstieg ist bedingt durch eine Cholestase infolge der Verstopfung der Papilla vateri. Dabei kann auch ein Ikterus auftreten.
Komplikationen
Wenn der Tumor das Lumen gänzlich verlegt, kommt es zu einer Antiperistaltik mit Erbrechen. Unbehandelt führt die Verlegung zum Ileus mit tödlichen Folgen.
Es besteht ein gewisses Entartungsrisiko für die benignen Tumoren. Durch die Papillenobstruktion kann sich Sekret aus Bauchspeicheldrüse und Galle aufstauen und eine Pankreatitis und Cholezystitis auslösen.
Diagnose
Basismaßnahmen zur Diagnostik eines Duodenaltumors sind die Anamnese und klinische Untersuchung. Sie werden durch bildgebende und endoskopische Verfahren ergänzt.
Die Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) ist die Methode der Wahl. Sie dient der Betrachtung des Duodenums von innen sowie der Gewinnung von Biopsiematerial für die Histopathologie. Außerdem lässt sich die Infiltrationstiefe mittels einer Endosonographie bestimmen. Dies ist für das Staging bei malignen Tumoren entscheidend.
Zur Bildgebung der Veränderungen am Duodenum eignen sich weiterhin die Magen-Darm-Passage (MDP) und endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP). Darüber hinaus kommen eine Computertomographie oder MRT in Betracht.
Differentialdiagnosen
- Ulcus duodeni
- Karzinoid
- Pankreas- und Magenschleimhautmetaplasien
- Papillenkarzinom
- bei Stenosierung: Pancreas anulare, Pankreatitis, Pankreaskopfkarzinom
Therapie
Kleine, benigne Tumoren können endoskopisch mit einer Schlinge abgetragen oder minimal-invasiv entfernt werden. Bei größeren Tumoren oder bestehender Blutungsgefahr sollte eine offene oder laparoskopische Segmentresektion durchgeführt werden.
Maligne Tumoren werden per Laparotomie entfernt. Insbesondere bei Veränderungen an der Flexura duodenojejunalis empfiehlt sich eine Teilresektion des Duodenums. Je nach Größe und Lokalisation des Tumors erfolgt eine partielle Duodenopankreatektomie nach Whipple, diese geht jedoch mit einer operationsbedingten Letalität von 5 % einher.