Aspirationsbronchiolitis
Synonym: diffuse Aspirationsbronchiolitis
Englisch: diffuse aspiration bronchiolitis
Definition
Als Aspirationsbronchiolitis, kurz DAB, wird eine Entzündung der Bronchioli (Bronchiolitis) bezeichnet, die durch unabsichtliche Einatmung von Fremdkörpern oder Flüssigkeit (Aspiration) hervorgerufen wird.
siehe auch: Aspirationspneumonie
Ätiologie
Viele klinische Bedingungen erhöhen das Aspirationsrisiko, z.B.
- neurologische Erkrankungen: Hirninfarkt, Parkinson-Syndrom, multiple Sklerose, amyotrophe Lateralsklerose, myotone Dystrophie, Demenz
- ösophageale Faktoren: Achalasie, Ösophagitis, Ösophagektomie, Motilitätsstörungen, Zenker-Divertikel, gastroösophagealer Reflux oder Hiatushernien
- gastrale Faktoren: Gastroparese, Gastric banding
- Bettlägerigkeit
Epidemiologie
Es handelt sich um die zweithäufigste Form der Bronchiolitis. Meist sind ältere Patienten betroffen.
Histopathologie
Die Aspirationsbronchiolitis ist eine Form der zellulären Bronchiolitis. Die Aspiration führt zu einer chronischen Entzündung der bronchiolären Wand mit lymphozytärer Infiltration. Im Lumen finden sich Fremdkörper, Fremdkörpergranulome und mehrkernige Riesenzellen. Bei Aspiration von Hülsenfrüchten (z.B. Bohnen oder Linsen) mit konsekutiver granulomatöser Bronchiolitis spricht man in der englischen Literatur auch von einer "Lentil Pneumonia".
Klinik
Typische Symptome einer Aspirationsbronchiolitis sind chronischer produktiver Husten und Dyspnoe. Auch Fieber, eine verminderte Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität (DLCO) und eine obstruktive Ventilationsstörung können vorkommen. Ungefähr 50 % der Patienten weisen keine Symptome auf.
Diagnostik
Neben der körperlichen Untersuchung kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. Im Röntgen-Thorax können kleine noduläre Verschattungen in den abhängigen Lungenarealen auffallen.
In der CT zeigen sich zentrilobuläre, meist solide Lungenrundherde, teilweise mit Tree-in-Bud-Muster. Die Noduli können fokal oder diffus auftreten und betreffen insbesondere die abhängigen Lungenareale. Da der Patient hustet, können aber grundsätzlich alle Lungenlappen betroffen sein. Weiter mögliche Befunde sind:
- verstreute Milchglastrübungen
- Bronchialwandverdickungen
- zylindrische Bronchiektasen
- Aspiriertes Material in den zentralen Bronchien
- Mosaikmuster und exspiratorisches Air Trapping
- nur selten fokale Konsolidierungen
In der CT können auch zugrundeliegende Risikofaktoren wie eine Ösophagusdilatation oder eine Hiatushernie erkennbar sein. Bei der Lentil Pneumonia finden sich zentrilobuläre Mikronoduli und Noduli.
Zur Abklärung von prädisponierenden Faktoren kommt zum Beispiel ein Ösophagus-Breischluck in Frage.
Differenzialdiagnnosen
- infektiöse Bronchiolitis: meist akute Verlaufsform mit Fieber. Kann klinisch und radiologisch nicht zu unterscheiden sein.
- diffuse Panbronchiolitis: bei asiatischen Patienten
- nicht-tuberkulöse Mykobakteriose (bronchiektatische Form): typischerweise Mittellappen und Lingula bevorzugt betroffenn.
Therapie
Bei der Aspirationsbronchiolitis müssen die zugrundeliegenden Risikofaktoren behandelt werden.
Prognose
Unbehandelt kann eine Aspirationsbronchiolitis zu einer chronischen Lungenfibrose führen. Bei fehlender Aspiration bilden sich die radiologischen Befunde über die Zeit zurück.
Literatur
- Marik PE. Pulmonary aspiration syndromes. Curr Opin Pulm Med. 2011
- Prather AD et al. Aspiration-related lung diseases. J Thorac Imaging. 2014
- Hu X, Yi ES, Ryu JH. Diffuse aspiration bronchiolitis: analysis of 20 consecutive patients. J Bras Pneumol. 2015
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