Rhizarthrose
von altgriechisch: ῥίζα ("rhíza") - Wurzel, ἄρθρον ("árthron") - Gelenk
Synonyme: Daumensattelgelenksarthrose, Sattelgelenksarthrose
Englisch: rhizarthrosis, trapeziometacarpal osteoarthritis
Definition
Unter einer Rhizarthrose versteht man eine Arthrose im Daumensattelgelenk. Neben der Heberden-Arthrose handelt es sich um die häufigste degenerative Erkrankung im Bereich der Hand.
Epidemiologie
Die Prävalenz der Rhizarthrose in der Gesamtbevölkerung beträgt 10 %. Dabei sind meist beide Daumen betroffen. Am häufigsten findet sich eine Rhizarthrose bei postmenopausalen Frauen (30 % aller Frauen nach dem 50. Lebensjahr).
Ätiopathogenese
Die Rhizarthrose weist eine meist multifaktorielle Genese auf, wobei sowohl mechanische Überlastung als auch hormonelle Einflüsse eine Rolle spielen. Eine sekundäre Rhizarthrose entsteht posttraumatisch z.B. nach schlecht verheilten basisnahen Frakturen des Os metacarpale I.
Die im Rahmen der Rhizarthrose auftretende Instabilität des Daumensattelgelenks bedingt ein Abgleiten des Os metacarpale I nach radial und proximal. Dies führt dazu, dass der Daumen nur noch schlecht abduziert werden kann, wobei gleichzeitig einer Hypermobilität des proximalen Daumenglieds auftritt.
Klinik
Initial zeigen sich bei der Rhizarthrose belastungsabhängige Schmerzen mit Kraftverlust bei Tätigkeiten des Daumens, insbesondere bei Oppositionsbewegungen (z.B. Pinzettengriff, Schlüsselgriff) und Drehbewegungen (z.B. beim Aufdrehen einer Flasche). Im Verlauf kommt es zu Bewegungseinschränkung mit Adduktionskontraktur.
Diagnostik
Klinische Untersuchung
Bei der Inspektion zeigen sich eine Adduktion des Os metacarpale I und eine Schwellung. Bei der Palpation werden Schmerzen angegeben. Der Grind-Test ist positiv.
Bildgebung
Obligat ist eine Röntgenuntersuchung im posterior-anterioren und seitlichen Strahlengang mit Zentrierung auf das betroffene Gelenk. Hierbei zeigen sich die typischen Arthrosezeichen: Eine Gelenkspaltverschmälerung, eine subchondrale Sklerosierung, Osteophyten sowie evtl. subchondrale Zysten. Hilfreich sind weiterhin die sogenannten Kapandji-Aufnahmen, bei denen die Konvexität und Konkavität der Gelenkflächen dargestellt werden.
Einteilung
Die Rhizarthrose wird nach Eaton und Littler in vier Stadien eingeteilt:
- Stadium I: normale Gelenkkonturen, ggf. erweiterter Gelenkspalt (Erguss)
- Stadium II: geringe Gelenkspaltverschmälerung, evtl. freie Gelenkkörper < 2 mm, Osteophyten
- Stadium III: progrediente Gelenkspaltverschmälerung, Osteophyten, freie Gelenkkörper > 2 mm, subchondrale Sklerose
- Stadium IV: zusätzlich degenerative Veränderungen des Skaphotrapezotrapezoidalgelenks (STT)
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnosen der Rhizarthrose sind:
- rheumatoide Arthritis
- Tendovaginitis stenosans de Quervain
- Radiokarpalarthrose
- Arthrose im Skaphotrapezotrapezoidalgelenk
- Wartenberg-Syndrom
Therapie
Konservativ
Konservative Therapiemaßnahmen bei Rhizarthrose umfassen die lokale und systemische Anwendung von NSAR sowie eine temporäre Ruhigstellung mittels Orthese. Weiterhin kann die Injektion von Hyaluronsäure und Glukokortikoiden zu einer kurzfristigen Schmerzlinderung führen. Weiterhin kommen physikalische Maßnahmen (z.B. Elektrotherapie), Krankengymnastik und Ergotherapie in Frage.
Operativ
Sollten die konservativen Maßnahmen zu keiner Besserung von ausgeprägten Beschwerden führen, besteht die Möglichkeit einer operativen Therapie. Dabei existieren verschiedene Techniken: Im Stadium 1 sind arthroskopische Synovektomie und Denervation des Daumensattelgelenks mögliche Therapieoptionen. Die Evidenz ist jedoch gering.
Ab Stadium 2 kann das Os trapezium entfernt werden (Trapezektomie). Um eine Proximalisierung des ersten Strahls und ggf. eine Adduktionskontraktur zu verhindern, kann eine Spacerinterposition (z.B. mit Pyrocarbonspacer) erfolgen. Bei der Resektions-Suspensions-Interpositionsarthroplastik (RSA) nach Epping wird das Os metacarpale I an der Sehne des Musculus flexor carpi radialis aufgehangen und Sehnenreste zwischen der Basis des Os metacarpale I und dem Os scaphoideum interponiert. Fakultativ kann das Os metacarpale I mit dem Os metacarpale II temporär mit Kirschner-Drähten transfixiert werden, bis sich ein belastbares Narbengewebe gebildet hat, um das Interponat zu entlasten und eine Adduktionsstellung zu vermeiden.
Alternativen sind die Implantation von Endoprothesen und die Arthrodese.