Danaparoid
Handelsname: Orgaran®
Synonyme: Danaparoidum natricum, Danaparoid-Natrium u.a.
Englisch: danaparoid sodium
Definition
Danaparoid ist ein Antikoagulans aus der Gruppe der Heparinoide. Es wird zur Prophylaxe und Therapie von Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT) eingesetzt.
Chemie
Danaparoid besteht zu ca. 83 % aus Heparansulfat sowie Dermatansulfat und Chondroitinsulfat. Die molare Masse beträgt ca. 5,5 kDa. Der ATC-Code lautet B01AB09.
Wirkmechanismus
Danaparoid wirkt antithrombotisch, indem es an Antithrombin bindet und dadurch selektiv den Faktor Xa hemmt (Faktor-Xa-Hemmer). Darüber hinaus hemmt es die Bildung bzw. löst Plättchenfaktor 4-Heparin-Komplexe.
Pharmakokinetik
Die Plasmahalbwertszeit von Danaparoid beträgt ca. 25 Stunden. Dies ermöglicht kurzzeitige Unterbrechungen der Therapie, ohne dass die Wirkung abrupt nachlässt.
Indikationen
- Prophylaxe von tiefen Venenthrombosen, wenn der Einsatz von Heparin kontraindiziert ist (z.B. akute oder vorausgegangene HIT).
- Behandlung von Patienten mit thromboembolischen Erkrankungen, bei denen eine dringende parenterale Antikoagulation indiziert ist und eine HIT vorliegt oder in der Anamnese aufgetreten ist
Darreichungsform
Danaparoid liegt als Injektionslösung vor, die intravenös oder subkutan injiziert wird.
Dosierung
Zur Therapieeinleitung wird eine i.v.-Gabe von 2250 Anti-Xa-Einheiten bei einem Körpergewicht zwischen 50 und 90 kg empfohlen. Für 5 bis 7 Tage wird eine Erhaltungsdosis von 150 - 200 E/h verabreicht. Sobald eine Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten begonnen wird, sollte eine Dosisreduktion erfolgen. Im Verlauf der Therapie kann man auf eine s.c.-Gabe umstellen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- akute Hirnblutungen, Blutungen
- schwere Hypertonie
- schwere Nierenfunktionsstörungen
- aktives Magen-/Zwölffingerdarmgeschwür (sofern nicht Grund für die Operation)
- Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi
- schwere Lebererkrankungen
- Spinal- oder Epiduralanästhesie oder Lokal-/Regionalanästhesie, wenn Danaparoid in den vorangehenden 24 Stunden zur Behandlung angewendet wurde.
Liegt eine Heparin-induzierte Thrombozytopenie vor und es stehen keine alternativen antithrombotischen Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, gelten die folgenden Kontraindikationen nicht:
- schwere hämorrhagische Diathese
- schwere Niereninsuffizienz
- schwere Leberinsuffizienz
- akute bakterielle Endokarditis
- akute oder kürzliche Blutung (z.B. intrakraniell, gastrointestinal, intraokulär, pulmonal)
- Schädigung des Zentralnervensystems oder des Gehirns
- spinale oder ophthalmologische Operationen
Schwangerschaft
Die Anwendung von Danaparoid in der Schwangerschaft wird aufgrund fehlender Daten nicht empfohlen. Es kann jedoch verabreicht werden, wenn keine alternative antithrombotische Therapie verfügbar ist.
Zulassung
Danaparoid ist derzeit (2023) der einzige Wirkstoff, der für die Prophylaxe und Therapie von HIT zugelassen ist.
Antagonist
Derzeit (2023) ist kein spezifisches Antidot für Danaparoid zugelassen.
Quellen
- Gelbe Liste – Danaparoid, abgerufen am 13.12.2023
- Krauel et al. Heparin‐induced thrombocytopenia – therapeutic concentrations of danaparoid, unlike fondaparinux and direct thrombin inhibitors, inhibit formation of platelet factor 4–heparin complexes. jth. 6(12):2160-2167.2008
- Gebrauchsinformation – Orgaran, abgerufen am 13.12.2023
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