Cauda-equina-Syndrom (Pferd)
Synonyme: Cauda-Syndrom, Kaudasyndrom
Definition
Ätiopathogenese
Als häufigste Auslöser eines Cauda-equina-Syndroms gelten Traumata. Deutlich seltener liegen Infektionen mit dem equinen Herpesvirus 1 (Herpes-Myeloenzephalopathie) oder eine Polyneuritis equi (PNE) zugrunde. Bei der Polyneuritis equi handelt es sich um eine in der Regel symmetrische Neuritis der Nervenwurzeln, deren genaue Ätiologie derzeit (2021) noch nicht bekannt ist.
Auch Neoplasien, eine verminöse Myelitis oder eine kaudale Meningitis wurden in einzelnen Fällen als Ursache für das Krankheitsbild beschrieben. Die equine protozoäre Myeloenzephalitis sollte daher in Europa bei Importtieren aus Endemiegebieten aus Auslöser in Betracht gezogen werden.
Klinik
Die klinischen Symptome sind meist bilateral symmetrisch ausgeprägt, können aber auch unilateral auftreten. Als erstes Anzeichen wird von den Besitzern häufig ein herabgesetzter Schweiftonus bemerkt. In weiterer Folge wird der Schweif nicht mehr aktiv getragen, worauf eine Insektenabwehr (Schweifschlagen) kaum mehr stattfindet.
Im Laufe der Erkrankung sind weitere Symptome möglich:
- Hyperalgesie des Perianalbereiches
- Paralyse des Rektums, passiver Kotabsatz
- verminderte Kotabsatzfrequenz
- unkontrollierter Harnabsatz (Störung der Innervation des Musculus detrusor vesicae)
- Zystitis (durch Dilatation der Harnblase)
- Protrusion des Penis
Ataxien und Schwäche der Hinterextremitäten treten typischerweise nicht auf, können sich aber bei Ausdehnung der Läsionen nach kranial einstellen. Bei der Polyneuritis equi kommen zusätzlich zu den Symptomen des Cauda-equina-Syndroms häufig auch Gehirnnervenausfälle vor.
Diagnostik
Die Diagnose kann häufig schon anhand der klinischen Befunde gestellt werden. Differentialdiagnostisch müssen die verschiedene Ätiologien voneinander abgegrenzt und identifiziert werden. Serologische Untersuchungen im Sinne eines Antikörpertiters gegen EHV-1, Liquoruntersuchungen oder auch bildgebende Verfahren können die Diagnosefindung erleichtern.
Therapie
Die Therapie erfolgt rein symptomatisch. Harnblase und Rektum sind in regelmäßigen Abständen zu entleeren. Zusätzlich sollte die Kotkonsistenz weich gehalten werden (z.B. durch Gabe von Öl). Zystitiden sind entsprechend zu behandeln. Bethanechol fördert als Parasympathomimetikum die Kontraktion des Musculus detrusor vesicae und die Relaxation des äußeren Blasensphinkters und ermöglicht somit die Wiederherstellung der Harnblasenfunktion.
Eine entzündungshemmende Medikation ist anzuraten, da insbesondere im Anfangsstadium die Progression der Erkrankung möglicherweise gedrosselt werden kann. Es sind sowohl Glukokortikoide (z.B. Prednisolon) als auch nichststeroidale Antiphlogistika (z.B. Flunixin-Meglumin) geeignet.
Prognose
Die Prognose ist vorsichtig bis ungünstig. Insbesondere die PNE ist eine progressiv fortschreitende Erkrankung, die auch mithilfe symptomatischer Therapie kaum beeinflusst werden kann.
Quellen
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
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