Bowel-Bypass-Syndrom
Synonym: Darm-assoziiertes Dermatitis-Arthritis-Syndrom
Englisch: BADS, bowel-associated dermatosis-arthritis syndrome, bowel bypass syndrome gastric bypass surgery, intestinal bypass syndrome
Definition
Das Bowel-Bypass-Syndrom, kurz BBS, ist eine entzündliche Erkrankung, die in erster Linie nach ileojejunalen Bypass-Operationen auftritt. Sie ist durch eine Polyarthritis, Hautveränderungen sowie grippeähnliche Symptome gekennzeichnet.
Geschichte
Das Bowel-Bypass-Syndrom wurde erstmals 1979 von Dicken und Seehafer beschrieben.
Ätiologie
Die ileojejunale Bypass-Operation wurde in der Vergangenheit, insbesondere in den USA, zur Behandlung einer Adipositas durchgeführt. Bei etwa 20 % aller Patienten trat nach dem Eingriff das Bowel-Bypass-Syndrom auf. In den letzten Jahren wurde die ileojejunale Bypass-Operation jedoch zunehmend durch das sogenannte Gastric banding ersetzt.
Pathogenese
Die genaue Pathogenese ist derzeit (2022) noch nicht eindeutig geklärt. Man vermutet, dass die Erkrankung durch eine bakterielle Überwucherung des Blindsacks entsteht, der sich aufgrund der ileojejunalen Bypass-Operation ausbildet. Die Folge ist eine Freisetzung von bakteriellen Antigenen in den Blutkreislauf. Diese binden an zirkulierende Antikörper, lagern sich anschließend als Antikörper-Antigen-Komplexe in der Haut sowie in den Gelenken ab und lösen entzündliche Prozesse aus. Bakterien, die eine Rolle beim Bowel-Bypass-Syndrom spielen, sind unter anderem Escherichia coli, Bacteroides fragilis sowie Streptokokken.
Klinik
Die Erkrankung manifestiert sich in der Regel 3 Monate bis 5 Jahre nach der Operation. Die Erstsymptome des Bowel-Bypass-Syndroms sind:
Darüber hinaus treten charakteristische Hauterscheinungen auf. Kennzeichnend ist das schubweise Auftreten von roten Flecken. Diese weisen eine runde oder ovale Form auf und haben eine Größe von 1 bis 5 cm. Im weiteren Verlauf wandeln sich die Flecken in flache, ödematöse Papeln bzw. großflächige Plaques um. Zudem zeigt sich eine zunehmende Induration der Effloreszenzen. In manchen Fällen ist zusätzlich eine zentrale Blässchen- oder Pustelbildung zu beobachten. Die Hautveränderungen können mit Schmerzen und Juckreiz einhergehen und heilen in der Regel nach 1 bis 2 Wochen ab. Die Hauterscheinungen treten bevorzugt an den Fußsohlen, Händen, am Gesicht, den Genitalien sowie dem oberen Rumpf und den Armen (insbesondere an den Streckseiten) auf. Die Schleimhäute sind selten betroffen.
In seltenen Fällen kommt es zum Auftreten eines Erythema nodosum oder zu trockener Haut bzw. Hautveränderungen, die einer Acrodermatitis enteropathica ähneln.
Diagnostik
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich in erster Linie durch die typische Anamnese. Im Labor sind ein erhöhtes CRP sowie eine BSG-Beschleunigung nachweisbar. Zudem liegt in der Regel eine mäßige Leukozytose sowie eine Neutrophilie vor. Das histologische Erscheinungsbild ähnelt dem Sweet-Syndrom. Es zeigen sich ein Ödem der Dermis sowie diffuse neutrophile, lymphyozytäre und histiozytäre Entzündungszellen. In schweren Fällen liegt eine nekrotisierende Vaskulitis mit Fibrinablagerungen vor.
Differentialdiagnosen
Mögliche Differentialdiagnosen des Bowel-Bypass-Syndroms sind beispielsweise:
- Gonokokken-Sepsis
- Sweet-Syndrom
Therapie
Die Therapie des Bowel-Bypass-Syndroms besteht in der Gabe von Prednisolon über einen Zeitraum von 10 bis 14 Tagen. Alternativ können Breitspektrum-Antibiotika wie beispielsweise Tetrazykline oder Metronidazol verabreicht werden.
Prognose
Das Bowel-Bypass-Syndrom zeigt in der Regel einen episodischen Verlauf. Nach mehreren Schüben heilt die Erkrankung meist spontan aus, sie kann jedoch auch einen jahrelangen intermittierenden Verlauf aufweisen.
Literatur
- Altmeyers Enzyklopädie - Bowel-Bypass-Syndrom, abgerufen am 14.07.2022
- DermNet NZ - Bowel bypass syndrome, abgerufen am 14.07.2022
- Plewig et al. Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. 7. Auflage, Springer-Verlag, 2018
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