Birk-Barel-Syndrom
Synonyme: KCNK9-assoziiertes Imprinting-Syndrom, Intelligenzminderung Typ Birk-Barel, Syndromale Intelligenzminderung mit Hypotonie und Gesichtsdysmorphien
Englisch: KCNK9 imprinting syndrome
Definition
Das Birk-Barel-Syndrom ist eine sehr seltene genetische Erkrankung, die durch eine Mutation im KCNK9-Gen auf Chromosom 8 verursacht wird. Typische Symptome sind eine geistige Retardierung, zentrale muskuläre Hypotonie und Gesichtsdysmorphien.
Epidemiologie
Bisher (2025) sind nur wenige Einzelfälle beschrieben.
Ätiologie
Das verantwortliche Gen kodiert für den TASK3-Kaliumkanal. Da das väterliche Allel durch Imprinting inaktiviert wird (Gen-Silencing), führen nur Mutationen im mütterlichen Gen zu einer Erkrankung. Durch die Mutation kommt es zum Verlust der Kanalaktivität. Neben dem autosomal-dominanten Erbgang sind auch de-novo Mutationen beschrieben.
Symptome
Aufgrund der bisher wenigen beschriebenen Fälle sind zurzeit nicht alle durch das Syndrom verursachten Symptome bekannt. Die ersten klinischen Merkmale treten typischerweise ab Geburt auf. Als charakteristisch wird bisher (2025) angenommen:
- zentral bedingte Muskelhypotonie mit Bewegungsarmut, schwachem Schreien und lethargischem Verhalten
- Fütterungsprobleme, schlechte Saugfähigkeit und Gedeihstörung
- Verzögerungen in der motorischen und sprachlichen Entwicklung mit intellektueller Beeinträchtigung
- Dysmorphe Gesichtszüge: längliches Gesicht (Dolichocephalus), hohe Stirn, ausgeprägte Augenbrauen, auffällige Lippenform, kurzes, breites Philtrum, Mikro- oder Retrognathie
Weitere beschriebene Symptome sind Gelenkkontrakturen, Skoliose, Dysphagie und respiratorische Beeinträchtigungen mit Dyspnoe.
Diagnostik
Die Diagnose basiert auf der Kombination aus klinischem Bild und molekulargenetischer Analyse. Zudem sind bildgebende Verfahren und eine klinische Untersuchung zur Evaluation von Dysmorphiezeichen, Muskeltonus, neurologischer Funktion, Atemwege und Ernährung notwendig.
Therapie
Bisher (2025) existiert kein standardisiertes Therapieprotokoll. Die Behandlung erfolgt symptomatisch und interdisziplinär:
- Unterstützende Maßnahmen bei Hypotonie (z.B. Physiotherapie)
- Sprach- und Schlucktherapie (Logopädie)
- Maßnahmen zur Ernährungssicherung (z.B. Sondenernährung, spezielle Fütterungsassistenz)
- Atemunterstützung bei respiratorischen Beschwerden / Schlafapnoe
Prognose
Die Prognose hängt stark vom Ausmaß der Hypotonie, der Schwere der intellektuellen Behinderung, der Wirksamkeit unterstützender Maßnahmen und dem Auftreten von Begleitproblemen wie Atemstörungen oder ernährungsbedingten Komplikationen ab. In vielen Fällen bleibt eine erhebliche Entwicklungsverzögerung bestehen, insbesondere in Sprache und Motorik. Dennoch kann eine gute Lebensqualität durch angemessene Pflege, unterstützende Therapie und frühzeitige Intervention erreicht werden.
Literatur
- Orphanet: Birk-Barel-Syndrom, abgerufen am 16.09.2025
- rarediseases.org: KCNK9 Imprinting Syndrome, abgerufen am 16.09.2025