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Lippe

(Weitergeleitet von Lippen)

Synonym: Labium oris
Englisch: lip

1. Definition

Die Lippen sind die im unteren, vorderen Gesicht ausgebildeten Weichteilfalten, welche die Mundhöhle gegenüber der Außenwelt abdichten. Sie verfügen über eine Eigenbeweglichkeit und bilden mit den Wangen (Buccae) die äußere Grenze des Mundvorhofes (Vestibulum oris).

2. Anatomie

2.1. Makroskopisch

Oberhalb der Mundöffnung ist die Oberlippe (Labium superius oris), unterhalb die Unterlippe (Labium inferius oris) anzusprechen. Im Übergangsbereich zu den Wangen sind Ober- und Unterlippe im Mundwinkel (Angulus oris) miteinander verbunden.

Die Form und Konsistenz der Lippen wird maßgeblich durch den zirkulär um den Mund verlaufenden Musculus orbicularis oris bestimmt. Die Lippen sind an der Außenseite durch Haut, an der Innenseite durch die Schleimhaut des Mundes bedeckt.

Beide Lippen sind durch jeweils eine Schleimhautduplikatur, die so genannten Lippenbändchen (Frenulum labii superioris bzw. inferioris) mit dem Zahnfleisch (Gingiva) verbunden.

2.2. Histologisch

Histologisch lassen sich die Lippen in 3 Abschnitte differenzieren, die aber nicht durchgehend scharf abgegrenzt sind, sondern - vor allem zwischen Pars intermedia und Pars mucosa - fließend ineinander übergehen.

2.2.1. Pars cutanea

Die als Pars cutanea bezeichnete, mit Haut überzogene Außenseite der Lippe ist von einem mehrschichtigen, verhornenden Plattenepithel überzogen. In ihm findet man Haare, Schweißdrüsen und Talgdrüsen.

2.2.2. Pars intermedia

Die Übergangszone zwischen Außen- und Innenseite wird als Pars intermedia bezeichnet und stellt das eigentliche Lippenrot dar. Das Lippenrot ist von einem verhornenden, nicht pigmentierten, dünnen Plattenepithel überzogen, in das hohe Bindegewebspapillen hineinreichen. Dies ermöglicht das Durchscheinen von in der Lamina propria gelegenen Kapillarschlingen, die den Lippen die kräftige Farbe verleihen. Ein sinkender Sauerstoffgehalt in den Kapillaren macht sich deshalb sofort als Blaufärbung der Lippen bemerkbar (Zyanose). Das Lippenrot enthält nur sehr vereinzelte Talgdrüsen. Die Befeuchtung dieses Bereiches wird durch den bei der Nahrungsaufnahme und beim Sprechen entstehenden Speichelfilm gewährleistet.

2.2.3. Pars mucosa

Die Innenseite der Lippen, die Pars mucosa, ist von der Lamina epithelialis mucosae, einem unverhornten Plattenepithel bedeckt. Der Übergang von Lippenrot zu Mundschleimhaut ist fließend. Die Lippenschleimhaut ist mit mehreren kleinen Speicheldrüsen, den mukösen Glandulae labiales durchsetzt. In ihrer Lamina propria finden sich darüber hinaus Gefäße, Nerven und Fettzellen.

2.3. Versorgung

2.3.1. Blutgefäße

Die Lippen werden durch die Arteria labialis superior und die Arteria labialis inferior, Ästen der Arteria facialis, mit arteriellem Blut versorgt. Der venöse Abfluss erfolgt über mehrere kleine Venen in die Vena facialis.

2.3.2. Nerven

Die motorische Innervation erfolgt über den Nervus facialis. Die sensible Innervation der Oberlippe über den Nervus maxillaris, die der Unterlippe über den Nervus mandibularis, beides Äste des Nervus trigeminus.

3. Funktion

3.1. Nahrungsaufnahme

Die Lippen bilden den Ein- und Ausgang der Mundhöhle aus und können in Einheit mit der Wange durch ihre Beweglichkeit aufgenommene Nahrung bzw. Flüssigkeit zwischen die Zahnreihen und in die Mundhöhle weiterbefördern. Beim Säugling sorgen sie während des Stillens für einen dichten Abschluss mit der weiblichen Brustwarze.

3.2. Sprachbildung

Die Integrität der Lippen ist für eine korrekte Sprachbildung von äußerster Wichtigkeit und spielt insbesondere bei der Bildung der Lippenlaute eine besondere Rolle.

3.3. Mimik

Durch gezielte Bewegung der Lippen mittels der sie beinflussenden mimischen Muskulatur kann der Mensch emotionale Ausdrücke vermitteln. So kann den Mitmenschen ein reiches Repertoire an Gefühlen deutlich gemacht werden. Dazu zählen das Schmollen bei Verärgerung, das Verziehen der Mundwinkel nach oben beim Lächeln oder das Verziehen nach unten bei Trauer.

3.4. Sexualität

Die Lippen werden kulturenübergreifend auch als sexuelle Erregungen vermittelndes Organ (z.B. beim Küssen) verstanden. Die intensiv rote Färbung der Lippen gilt als Symbol der Sinnlichkeit. Die Lippen gehören daher insbesondere beim weiblichen Geschlecht zu den am meisten gepflegten und geschminkten (Lippenpflegestifte, Lipgloss, Rouge) Körperzonen.

4. Klinik

Die Lippen sind bei einer Reihe pathologischer Prozesse mitbetroffen. Eine sehr häufig an den Lippen auftretende Erkrankung ist der Herpes labialis.

Bei Bewusstlosen muss durch die äußere Befeuchtung und Pflege der Austrocknung des Lippenrots entgegengewirkt werden. Eine Austrocknung der Lippen ist auch bei Gesunden häufig festzustellen. Die Oberlippe gilt als Sonnenterasse und ist häufig von durch UV-Exposition bedingten Erkrankungen (z.B. Basalzellkarzinom) betroffen.

Bei der klinischen Untersuchungen kann durch Umstülpen der Lippen leicht die Mundschleimhaut betrachtet werden. Dies erlaubt eine grobe Beurteilung über das eventuelle Vorliegen einer Anämie. Bei Anämien und Exsikkose können zusätzlich Rhagaden an den Mundwinkeln blickdiagnostisch wegweisend sein.

Durch die dünne Epithelialisierung des Lippenrots äußert sich eine vorliegende Zyanose an den Lippen besonders deutlich.

Fachgebiete: Dermatologie, Kopf und Hals

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