Narkose (Pferd)
Synonyme: Allgemeinanästhesie, Narkoseerhaltung, Narkoseerhaltungsphase
Englisch: an(a)esthesia
Definition
Als Narkose bzw. Allgemeinanästhesie bezeichnet man eine medikamentös-induzierte Form der Anästhesie, die sowohl das Bewusstsein als auch die Schmerzempfindung des Pferdes vollständig ausschalten.
Ablauf
Prämedikation
Nachdem eine umfassende Anamnese und eine klinische Untersuchung am Patienten durchgeführt wurde, kann die Einteilung gemäß der ASA-Klassifikation erfolgen. Sobald vom Anästhesisten ein geeignetes Narkoseprotokoll erstellt wurde, kann das Pferd in den für die Narkoseeinleitung vorgesehenen Raum gebracht und prämediziert werden, z.B. mit:
- Acepromazin (0,02 mg/kgKG i.v.) 30 Minuten vorher
- Xylazin (0,4 mg/kgKG) und Butorphanol (0,2 mg/kgKG) i.v.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Parallel dazu ist auf eine ruhige Umgebung zu achten, sodass die Sedierung bestmöglich wirken kann.
Narkoseeinleitung
Sobald das Pferd Zeichen einer tiefen Sedierung zeigt (Kopf hängen lassen, Ataxie, Einknicken u.ä.), kann die Narkoseeinleitung durchgeführt werden. Hierzu eignet sich z.B. folgendes Protokoll:
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Die meisten Pferde gehen innerhalb von 10 bis 20 Sekunden nach der Applikation der Medikamente zu Boden. Damit das Niedergehen kontrolliert verläuft, sollte das Pferd in einer dafür vorgesehen Box (z.B. Quetschbox) und unter Hilfe zuerst mit den Hinterbeinen und anschließend mit den Vordergliedmaßen einknicken. Sobald das Pferd am Boden in Seitenlage liegt, hat es das Bewusstsein und die Reflexe verloren. Jetzt kann die Intubation durchgeführt und das Pferd anschließend mithilfe eines Krans auf den Operationstisch gehoben werden.
Erhaltungsphase
Sobald das Pferd am Operationstisch positioniert ist, wird in die Narkoseerhaltungsphase gewechselt. Die Allgemeinanästhesie wird üblicherweise mit einem Inhalationsanästhetikum durchgeführt. Um die intraoperativen Komplikationen und die Wirkstoffmengen zu reduzieren, können zusätzlich verschiedene Injektionsanästhetika verwendet werden.
Inhalationsanästhetikum | Dosierung (MAC) | Verabreichung |
---|---|---|
Isofluran oder | 1,3 % | p.i. |
Sevofluran | 2,3 bis 2,8 % | p.i. |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Bei kardiovaskulär stabilen Pferden kann parallel dazu eine Dreifach-Dauertropfinfusion verwendet werden. Der an der Wiener Klinik für Anästhesiologie und perioperativen Intensivmedizin entwickelte "Wiener Triple-Drip" reduziert die notwendige Menge an Iso- bzw. Sevofluran und das peri- bzw. postoperative Komplikationsrisiko. Der "Wiener Triple-Drip" besteht aus folgenden Wirkstoffen:
Wirkstoffe | Dosierung | Information | |
---|---|---|---|
in 500 ml 0,9 %iger NaCl-Lösung werden zugefügt: | |||
Ketamin | 10 ml (100 mg/ml) | Narkotikum | |
Midazolam | 3 ml (5 mg/ml) | Benzodiazepin | |
Xylazin | 12,5 ml (20 mg/ml) | α2-Agonist |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nachdem der Triple-Drip gut vermischt wurde, können initial 0,6 ml/kgKG mithilfe einer Infusionspumpe intravenös verabreicht werden. Nach ungefähr einer Stunde versucht man, die Dosis langsam nach unten zu titrieren. Pferde, die neben einer Inhalationsanästhesie zusätzlich noch den Wiener Driple-Drip erhalten, zeigen intraoperativ weniger Abweichungen der Vitalparameter, die Tiere hyperventilieren seltener und sind kardiovaskulär stabiler im Vergleich zur alleinigen Gabe von Inhalationsanästhetika. Zusätzlich erscheint die Aufwachphase ruhiger und kontrollierter.
Bei Pferden mit einer Kolik sollte aufgrund des negativen Effekts der α2-Agonisten auf das kardiovaskuläre System beim Triple-Drip kein Xylazin verwendet werden. Diesen Tieren wird dementsprechend ein "Doppel-Drip" verabreicht (Ketamin und Midazolam).
Literatur
- Eva Eberspächer-Schweda. MemoVet, AnästhesieSkills, Perioperatives Management bei Klein-, Heim- und Großtieren. Schattauer-Verlag, 2017.
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