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Methotrexat

(Weitergeleitet von MTX)

Handelsnamen: Bendatrexat®, Lantarel®, Metex®, Neotrexat®, zahlreiche Generika
Synonym: MTX
Englisch: Methotrexate

1. Definition

Methotrexat ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Folsäure-Antagonisten, der als Zytostatikum und Immunsuppressivum eingesetzt wird.

2. Chemie

Methotrexat hat die Summenformel C20H22N8O5 und eine molare Masse von 454,44 g/mol.

3. Wirkmechanismus

Methotrexat hemmt als Folsäureantagonist kompetitiv und reversibel das Enzym Dihydrofolatreduktase (DHFR). MTX weist eine hohe strukturelle Ähnlichkeit zur Folsäure auf, trägt jedoch eine 4-NH2-Gruppe statt einer 4-OH-Gruppe. Nach Anlagerung an das Enzym Dihydrofolsäure-Reduktase fungiert MTX als falsches Substrat - die Umwandlung von Dihydrofolsäure in Tetrahydrofolsäure wird gehemmt.

Im Organismus wird Tetrahydrofolsäure zur Bildung von Purinen und Thymidinen und schließlich zur De-novo-Synthese von DNA und RNA benötigt. Methotrexat hemmt darüber hinaus noch weitere Enzyme, wie beispielsweise die Thymidilat-Synthase, die Stoffwechselschritte der Pyrimidin-Synthese katalysiert.

4. Indikationen

Methotrexat wird als Arzneimittel dazu genutzt, die Proliferation von Zellen zu hemmen. Es wird in dieser Eigenschaft in sehr verschiedenen Indikationen verwendet.

4.1. ...als Immunsuppressivum

In niedrigen Dosen findet MTX Anwendung als Immunsuppressivum. So gilt es als Goldstandard in der Basistherapie der Rheumatoiden Arthritis (RA) und zählt hier zu den sogenannten DMARDs. Weitere Autoimmunerkrankungen, bei denen MTX eingesetzt wird, sind:

4.2. ...als Zytostatikum

In höheren Dosen wird MTX als Zytostatikum im Rahmen einer Chemotherapie verwendet, z.B. zur Behandlung folgender maligner Tumoren:

Die Anwendung von MTX in der Chemotherapie erfolgt meist in Kombination mit anderen Wirkstoffen nach bestimmten Therapieprotokollen. Beispiele sind das MVAC- oder das EMACO-Schema.

Darüber hinaus wird Methotrexat auch zum Schwangerschaftsabbruch verwendet, zum Beispiel bei einer Eileiterschwangerschaft.[1]

5. Darreichungsformen

Methotrexat ist in Form von Tabletten für die perorale Gabe verfügbar sowie als Injektionslösung zur subkutanen, intramuskulären, intravenösen, intraarteriellen, intrathekalen oder intravitrealen Injektion.

6. Dosierung

Die Dosierung von Methotrexat ist abhängig von der jeweiligen Indikation. Bei der Low-Dose-Therapie werden zum Beispiel in der Regel 7,5 bis 25 mg MTX pro Woche verabreicht. Höhere Dosierungen im Rahmen der Chemotherapie basieren meist auf der Körperoberfläche des Patienten.

Um die Verträglichkeit zu verbessern, kann am Tag nach der MTX-Einnahme 5 mg Folsäure verordnet werden; bei unzureichender Wirksamkeit kann die Dosis auf 10 mg erhöht werden.[2]


Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

7. Nebenwirkungen

Methotrexat wird hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden. Solange die renale Elimination nicht beeinträchtigt ist, bilden sich Mukositis und Myelosupression in der Regel innerhalb von zwei Wochen nach Therapiebeginn wieder zurück. Bei einer Hochdosistherapie wird die Wirkung von MTX mit Folsäure antagonisiert, um die unerwünschten Wirkungen zu reduzieren.

Aufgrund des Nebenwirkungsspektrums und zur Vermeidung von versehentlichen Überdosierungen empfiehlt die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA), dass Methotrexat nur von Ärzten verordnet wird, die Erfahrungen mit der Verwendung dieses Wirkstoffs haben.[5]

8. Antidot

Ein als Antidot für Methotrexat genutztes Arzneimittel ist das Enzym Glucarpidase, das Methotrexat spaltet und somit inaktiviert.

Weiterhin muss Leucovorin (Folinsäure) gegeben werden, um den Pool an bioaktiver Tetrahydrofolsäure wieder aufzufüllen. Es wird auch zur Minderung der Toxizität bzw. Nebenwirkungen von Methotrexat in der High-Dose-Therapie eingesetzt (Leucovorin-Rescue).

9. Kontraindikationen

10. Pharmakoökonomie

Mit 81,8 Millionen DDD zulasten der GKV war Methotrexat im Jahr 2021 in der Rheumatherapie das am häufigsten verordnete DMARD in Deutschland. Dies entsprach einem Rückgang von -1,4% gegenüber dem Vorjahr.[6]

11. Quellen

  1. Egarter et al. Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin e. V. - Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch, Journal of Reproductive Medicine and Endocrinology, 2004
  2. Krüger K. Muss bei einer MTX-Therapie Folsäure/Folinsäure substituiert werden? Wenn ja, wie viel? Zeitschrift für Rheumatologie  2023
  3. Hosseini E, Shahbazi F. Methotrexate-induced Severe Pancytopenia in a Patient with Rheumatoid Arthritis: A Case Report and Review of Literature. Curr Drug Saf. 2024
  4. Suárez EU, Valencia-Maturana JC. Pancytopenia and Stomatitis in Two Older Adults. Am J Med. 2023
  5. PRAC Empfehlung, 12.07.2019, abgerufen am 18.07.2019
  6. Wolf-Dieter Ludwig, Bernd Mühlbauer, Roland Seifert (2023): Arzneiverordnungs-Report 2022, Springer-Verlag GmbH, Berlin

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21.03.2024, 08:56
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