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Aktuelle Version vom 13. Februar 2025, 10:05 Uhr
Synonyme: HER2, erb-B2, c-erbB2, ERBB2, CD340
Englisch: human epidermal growth factor receptor 2
Definition
Als HER2/neu oder HER2 bezeichnet man einen humanen epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor. Er hat große Ähnlichkeit mit EGFR und wird der gleichen Proteinfamilie (ErbB) zugeordnet. In bis zu 20 % der Mammakarzinome findet sich eine Alteration des HER2/neu-Gens und eine Überexpression von HER2/neu auf der Zelloberfläche von Karzinomzellen.
Nomenklatur
HER2 steht für "human epidermal growth factor receptor". Der Zusatz "neu" steht für "neural", weil der Rezeptor bei seiner Entdeckung von einer Glioblastom-Zelllinie abgeleitet wurde.
Genetik
HER2/neu wird durch das Gen ERBB2 auf Chromosom 17 an Genlokus 17q12 kodiert. Es wird als Protoonkogen klassifiziert.
Biochemie
Die ErbB-Familie besteht aus 4 membranständigen Rezeptortyrosinkinasen (EGFR, HER2, HER3 und HER4), die jeweils eine extrazelluläre ligandenbindende Domäne, eine Transmembrandomäne und eine intrazelluläre Domäne aufweisen. HER2 kann mit den anderen Mitgliedern der ErbB-Familie Heterodimere bilden ("HER-Dimerisierung").
Die Dimerisierung führt zu einer Autophosphorylierung der Tyrosin-Residuen der intrazellulären Domäne. Dadurch kommt es zu einer Aktivierung verschiedener Signalwege, u.a. MAPK, PI3K/Akt und STAT. Sie verstärken die Zellproliferation und hemmen die Apoptose.
Klinik
Der Nachweis einer Überexpression von HER2 wird mit erhöhter Invasivität, Metastasierungstendenz und Chemoresistenz des Mammakarzinoms in Verbindung gebracht. Deshalb ist HER2/neu ein wichtiges Drug Target. Als HER2/neu-Inhibitoren kommen Biologicals wie Trastuzumab oder Tyrosinkinasehemmer wie Lapatinib oder Neratinib zum Einsatz. Sie können bei Mammakarzinompatienten mit nachgewiesener HER2-Mutation die Prognose verbessern.
HER2/neu wird darüber hinaus als Marker genutzt, der es Chemoimmunkonjugaten wie Trastuzumab-Deruxtecan oder Trastuzumab-Duocarmazin erlaubt, direkt an HER2/neu-positive Tumorzellen zu binden und dort ihren zytostatischen Payload zu platzieren.
Umgekehrt ist die mangelnde Expression von HER2 ein Charakteristikum des triple-negativen Mammakarzinoms (TNBC).
Eine gelegentliche HER2-Überexpression ist auch bei anderen Malignomen nachgewiesen, z.B. bei Ösophaguskarzinomen.
Pathohistologie
Die Bestimmung von HER2 in Tumorbiopsaten erfolgt mittels Immunhistochemie (IHC) oder Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH). Anhand der Immunhistochemie kann der HER2/neu Status wie folgt eingeteilt werden:[1]
Immunhistochemische Merkmale | Score | IHC-Status |
---|---|---|
keine oder schwache inkomplette Membranreaktion in ≤ 10 % der Tumorzellen |
0 |
negativ |
schwache inkomplette Membranreaktion in > 10 % der Tumorzellen |
1+ |
negativ |
schwache oder mäßige zirkuläre Membranreaktion in > 10 % der Tumorzellen oder starke zirkuläre Membranreaktion in ≤ 10 % der invasiven Tumorzellen | 2+ |
zweifelhaft |
gleichmäßige intensive zirkuläre Membranreaktion in > 10 % der Tumorzellen |
3+ |
positiv |
Quellen
Literatur
- Keyhani E, Muhammadnejad A, Karimlou M: Prevalence of HER-2-positive invasive breast cancer: a systematic review from Iran, Asian Pac J Cancer Prev. 2012;13(11):5477-82.
- PathologyOutlines.com Stains & CD markers HER2 colon, abgerufen am 19.05.2022