Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Nephrologie
Definition
Die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Nephrologie erweitert die Facharztkompetenz der Kinder- und Jugendmedizin um spezialisierte Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in der Diagnostik, Therapie und Prävention renaler und urologischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Sie umfasst akute und chronische Krankheitsbilder der Nieren, Harnwege sowie des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts.
Hintergrund
Die pädiatrische Nephrologie hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem hochspezialisierten Teilgebiet entwickelt. Erkrankungen wie Glomerulonephritiden, angeborene Fehlbildungen der Nieren und Harnwege (CAKUT), hereditäre Tubulopathien oder die chronische Niereninsuffizienz erfordern eine differenzierte Diagnostik und komplexe Therapieansätze. Fortschritte bei molekulargenetischen Verfahren, immunmodulatorischen Therapien, Dialysetechniken und in der Transplantationsmedizin ermöglichen eine präzise Diagnostik, personalisierte Therapien und eine verbesserte Prognose.
Zielsetzung
Die Zusatzweiterbildung soll sicherstellen, dass Kinderärzte renale und urologische Erkrankungen im Kindesalter frühzeitig erkennen, leitliniengerecht behandeln und über die gesamte Krankheitsdauer begleiten können. Sie vermittelt die Kompetenz, akute Nierenfunktionsstörungen, chronische Nierenerkrankungen, elektolytische Entgleisungen und hypertensive Krisen fachgerecht zu managen und Kinder sicher durch Dialyse- und Transplantationsprozesse zu führen.
Weiterbildung
Die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Nephrologie ist Bestandteil der (Muster-)Weiterbildungsordnung 2020 der Bundesärztekammer.
Weiterbildungsablauf
Voraussetzung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung ist die abgeschlossene Facharztanerkennung in Kinder- und Jugendmedizin.
Erforderlich sind:
- 24 Monate strukturierte Weiterbildung an einer anerkannten Weiterbildungsstätte für pädiatrische Nephrologie unter Anleitung einer befugten Person
- Dokumentation von Mindestfallzahlen diagnostischer und therapeutischer Verfahren, beispielsweise Sonografie der Nieren und Harnwege, Betreuung von Patienten mit akuter und chronischer Niereninsuffizienz, Management nephrotischer Syndrome, Dialyseverfahren, Therapie elektolytischer Störungen und renaler Hypertonie
Weiterbildungsinhalt
Die Weiterbildung beinhaltet den Erwerb praktischer und theoretischer Kompetenzen in der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen höheren Schwierigkeitsgrades, unter anderem:
- Glomerulopathien wie nephrotisches Syndrom, Glomerulonephritis und Rapid-Progressive-Formen
- Akutes und chronisches Nierenversagen inklusive Ursachenklärung, Stadieneinteilung und Verlaufsdiagnostik
- Angeborene Fehlbildungen der Nieren und Harnwege (CAKUT) mit Diagnostik, konservativer Therapie und OP-Indikationsstellung
- Tubulopathien wie Bartter-, Gitelman- und distal-tubuläre Funktionsstörungen
- Renale Hypertonie, hypertensive Krisen und sekundäre Hochdruckformen
- Hereditäre und syndromale Nephropathien einschließlich zystischer Nierenerkrankungen
- Harnwegsinfektionen und rezidivierende Pyelonephritiden mit Abklärung von Risikofaktoren
- Nierenersatzverfahren: Peritoneal- und Hämodialyse bei Kindern
- Nachsorge, Komplikationsmanagement und Immunsuppression bei nierentransplantierten Patienten
- Flüssigkeits-, Säure-Basen- und Elektrolytstörungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter
- Seltene Erkrankungen wie atypisches hämolytisch-urämisches Syndrom, Alport-Syndrom oder renale Fanconi-Syndrome
Zusätzlich gehören zur Weiterbildung:
- Management von Dialysezugängen, Komplikationen und Heimdialyseprogrammen
- Therapieplanung bei chronischer Niereninsuffizienz inklusive Ernährungstherapie und Wachstumsmonitoring
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kinderurologie, Radiologie, Transplantationsmedizin, Humangenetik, Endokrinologie und Kardiologie
- Langzeitbetreuung einschließlich psychosozialer Begleitung und Transition in die Erwachsenen-Nephrologie
- Notfallmanagement akuter renaler Komplikationen wie hypertensive Krise, schwere Elektrolytstörungen, HUS und akute Flüssigkeitsverschiebungen
- Koordination interdisziplinärer Fallbesprechungen sowie Schnittstellenarbeit mit pädiatrischen Dialyse- und Transplantationszentren
Literatur
- BÄK: Zusatzweiterbildung "Kinder- und Jugend-Nephrologie ", Bundesärztekammer, abgerufen am 07.12.2025
- BÄK: Zusatzweiterbildung „Kinder- und Jugend-Nephrologie“ – Logbuch und Richtlinien, Bundesärztekammer, abgerufen am 07.12.2025