Toxocariasis
Definition
Unter der Toxocariasis versteht man eine Infestation mit Toxocara canis oder Toxocara cati, den Spulwürmern von Hund und Katze.
Epidemiologie
Toxocara cati und Toxocara canis sind auf allen Kontinenten verbreitet. Serologische Untersuchungen konnten zeigen, dass jeder zehnte Europäer Kontakt zu den Larven der Spulwürmer hatte, womit die Toxocariasis nach der Toxoplasmose zu der zweithäufigsten Gewebsparasitose zählt.
Pathogenese
Der Mensch ist ein Fehlwirt für die Würmer, sie können jedoch die Darmwand überwinden. Allerdings gelangen sie dann nur selten in ihre eigentlichen Zielorgane, die Lunge und die Leber, sondern wandern im Körper umher, so dass praktisch alle Organe des menschlichen Organismus befallen werden können. Man spricht auch vom Larva-migrans-visceralis-Syndrom.
Transmission
Die orale Aufnahme von Wurmeiern, die über den Kot von Katzen und Hunden ausgeschieden werden und etwa einen Monat reifen müssen, führt zur Infektion. Die Larven reifen im menschlichen Körper in der Regel nicht zu adulten Würmern heran, sondern sterben nach Monaten bis Jahren ab. Die Eier von Toxocara-Arten können in kühler, feuchter Erde mehrere Jahre überleben.
Die Übertragung der Wurmeier erfolgt in der Regel durch ungewaschenes Gemüse, kontaminierte Erde (Geophagie) oder ungewaschene Hände. Auch der intensive Kontakt zu Hunden und Katzen, in deren Fell die Eier persistieren können, sowie Sandkästen auf Spielplätzen können zur Ansteckung führen. Die Toxocariasis befällt deshalb häufiger Kinder, insbesondere, wenn Katzen und Hunde als Haustiere gehalten werden.
Waldgebiete können mit Toxocara leonina kontaminiert sein, wenn Füchse oder Wildkatzen in ihnen auftreten. Der Mensch kann sich dann durch den Verzehr von ungewaschenen Pilzen oder Waldbeeren infizieren, wobei dieser Infektionsweg im Vergleich zur Infektion über Haustiere eher selten ist.
Klinik
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel Wochen bis Monate. Eine Augenbeteiligung kann jedoch noch Jahre nach der Erstinfektion auftreten. Die meisten Infektionen verlaufen asymptomatisch.[1] Symptome treten auf, wenn ein Organ von mehreren Hundert Larven betroffen ist. Es gibt zwei Hauptbefallsmuster:
- das okuläre Larva-migrans-Syndrom (OLM), bei dem die Pathologie auf die Augen beschränkt ist
- das viszerale Larva-migrans-Syndrom (VLM), das die inneren Organ betrifft
Das Auge ist dabei bei jedem zweiten Patienten, der Symptome zeigt, betroffen. Hier tritt typischerweise ein Visusverlust auf. Ophthalmologisch sieht man eine Endophthalmitis, Papillitis, Chorioretinitis, Retinagranulome und entzündliche Infiltrate im Glaskörper. Auch periorbitale Ödeme und Strabismus können auftreten. Eine irreversible Erblindung des betroffenen Auges ist jedoch selten. Die Veränderungen des Augenhintergrundes können dem Erscheinungsbild eines Retinoblastoms ähneln.
Das viszerale Syndrom tritt seltener auf - hier kommt es vor allem zu Symptomen an der Leber, der Muskulatur oder der Lunge. Typisch sind hierbei:
- Fieberschübe (80% der Fälle)
- Asthmatische Beschwerden (70% der Fälle)
- Hepatomegalie (70% der Fälle)
- Urtikarielle oder papuläre Exantheme (20% der Fälle)
- Lymphadenitis (8% der Fälle)
Bei ungefähr 20% der Patienten kommt zu einem Befall des ZNS oder PNS. Hier können mannigfaltige Erkrankungsmuster wie Meningoenzephalitis, Meningomyelitis, Vaskulitis der Gehirngefäße, Radikulitis oder Hirnnervenausfällen auftreten, die mit neurologischen Herdsymptomen, epileptischen Anfällen sowie Lähmungserscheinungen einhergehen können.
Diagnostik
Da der Entwicklungszyklus der Würmer im Menschen nicht vollständig abläuft, ist der Stuhlnachweis von Wurmeiern, Larven oder Würmern negativ. Die klinische Diagnose wird vor allen durch die Serologie unterstützt. Die Infektion wird über die Bestimmung von Toxocara-Antikörpern mittels Immunfluoreszenztests oder Western Blot indirekt nachgewiesen. Im Differentialblutbild sieht man eine Eosinophilie und Leukozytose. Ferner sind bei ausgeprägtem Befall die IgE-Spiegel signifikant erhöht.
Therapie
Die Toxocariasis wird mit Diethylcarbamazin oder Thiabendazol behandelt. Weitere wirksame Anthelmintika sind Albendazol, Mebendazol und Febendazol. Jedoch ist der Einsatz von Antihelmintika bei Toxocariasis umstritten, da die Zerfallsprodukte der Larven schwere entzündliche Reaktionen hervorrufen können.
Prophylaxe
Hunde und Katzen sollten regelmäßig entwurmt und nicht ins Bett gelassen werden. Nach körperlichem Kontakt mit Hunden oder Katzen sollte man die Hände gründlich waschen. Hilfreich ist auch der regelmäßige Austausch des Sandes auf Spielplätzen.
Kochen tötet die Bandwurmeier von Toxocara canis bzw. cati umgehend. Schlachtabfälle oder rohes Fleisch, die als Hunde- oder Katzenfutter vorgesehen sind, sollten daher durchgekocht werden, um die eventuell darin enthaltenen Bandwurmlarven abzutöten.
Gesammelte Waldfrüchte und Pilze, aber auch die Ernte aus dem eigenen Garten sollte man gründlich waschen, besser aber ausreichend erhitzen, um eventuell darin enthaltene Bandwurmeier abzutöten.
Eine weitere Vorbeugemaßnahme ist, den intensiven Kontakt mit Waldboden oder Erdreich zu vermeiden. Nach einem Aufenthalt im Wald oder Garten sollte man die Hände gründlich waschen. Ungewaschene Hände stellen eine mögliche Infektionsquelle dar.
Quellen
- ↑ Holland, C. V., & Smith, H. V. (Eds.). (2006). Toxocara: The Enigmatic Parasite. UK: CABI Publishing.
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 18.05.2021
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