Subkutane Injektion (Veterinärmedizin)
von lateinisch: sub – unter, cutis - Haut
Synonym: s.c.
Englisch: subcutaneous
Definition
Als subkutane Injektion bezeichnet man die Gabe eines Arzneimittels unter die Haut.
Technik
An den Injektionsstellen muss reichlich lockeres Unterhautbindegewebe und eine darüber bewegliche Haut vorhanden sein. Es wird eine Hautfalte aufgehoben und senkrecht auf diese bzw. parallel zur Hautoberfläche mit der Nadel eingestochen. Anschließend wird der richtige Sitz der Nadel überprüft, indem das Nadelende hin und her bewegt wird, sodass die Nadelspitze unter der Haut fühlbar wird. Der Einstich erfolgt bei größeren Injektionsdepots von dorsal, damit nach dem Herausziehen der Nadel nicht ein Teil des Injektionsgutes wieder abfließt. Nach dem Ansetzen sind das Nadelende und die Spritze mit der an der Körperoberfläche abgestützten Hand zu fixieren. Dann erfolgt die Ansaugprobe (Aspirationstest). Nach erfolgter Injektion wird die Nadel rasch herausgezogen und das Injektionsdepot - je nach Umfang - etwas verstrichen.
Formen
Das Injektionsgut muss chemisch weitgehend reizlos sein, jedoch muss es nicht unbedingt eine Lösung darstellen. Es können auch Suspensionen und feste Stoffe (Implantation) auf diese Weise appliziert werden.
Anwendung
Pferd und Wiederkäuer
Bei Pferd, Rind und kleinen Wiederkäuern sind die seitlichen Halsflächen (wie bei der intramuskulären Injektion) nach lokaler Reinigung und Desinfektion bestens geeignet. Impfstoffe sollten beim Rind nicht zu weit ventral injiziert werden, da sonst die wertvolle Brustmuskulatur geschädigt werden kann.
Neuweltkamele
Bei Neuweltkamelen sind wie bei Pferd und Wiederkäuer die seitlichen Halsflächen für subkutane Injektionen geeignet. Darüber hinaus eignen sich die unbewollten Flächen an der seitlichen Brustwand oberhalb des Brustbeines ebenso gut für subkutane Injektionen.
Schwein
Bei älteren Schweinen wird die subkutane Injektion hinter dem Ohrmuschelgrund (borstenfreies Feld) in das lockere Unterhautbindegewebe durchgeführt (siehe auch intramuskuläre Injektion). Die Stichrichtung muss dorsoventral angelegt werden.
Beim Ferkel eignet sich auch die Kniefalte, wobei die Tiere dafür von einem Gehilfen an den Hinterextremitäten hochgehoben werden und die Bauchseite dem Therapeuten zugewandt ist. Durch Verschiebung der beiden Kniefaltenblätter wird ein Ausfließen der Injektionslösung vermieden.
Hund und Katze
Bei Hund und Katze können die seitlichen Rumpfflächen herangezogen werden, wobei insbesondere die Thoraxflächen zu empfehlen sind, da eventuelle Komplikationen (subkutane Phlegmonen, Eiterungen) dort am besten zu beherrschen sind.
Die subkutane Injektion im Bereich der dorsalen Halsregion (zwischen die Schulterblätter) muss zwingend vermieden werden, da bei einer Entzündungsreaktion (Katze: Fibrosarkom) diese unter das Nackenband dringen kann, was eine fatale Komplikation darstellen würde.
Heimtiere
Eine subkutane Injektion oder Infusion lässt sich bei Nagetieren, Kaninchen und Frettchen - ähnlich wie bei Hund und Katze - durchführen. Dazu wird eine Hautfalte über dem Rücken oder im Flankenbereich aufgezogen und die Medikamente werden unter die Haut verabreicht.
Vögel
Pro Injektionsstelle können bis zu 20 ml/kg Körpermasse appliziert werden, gegebenenfalls ist das Volumen auf mehrere Stellen zu verteilen. Die vergleichsweise spröde Haut des Vogels weist rasch Perforationsstellen auf und so kann die wiederholte Applikation schwierig werden.
Kniefalte
Die am besten geeignete Stelle zur subkutanen Applikation ist die Hautfalte, die sich zwischen dem Kniegelenk und der lateralen Bauchwand befindet. Es wird von distal nach proximal in tangentialer Richtung sehr flach eingestochen. Bei kleinen Vögeln (Wellensittich) besteht bei zu tiefem Vorschieben oder steilem Einstechen die Gefahr, in die Leibeshöhle zu gelangen und in die Luftsäcke zu applizieren. Hier ist es sicherer, die Kanüle von außen an die Kniefalte heranzuführen und einzustechen.
Nackenfalte
In eine hochgehobene Hautfalte dorsal im kaudalen Halsdrittel wird flach nach kranial eingestochen (wird zur Impfung von Tauben verwendet). Zu beachten ist der Venenplexus im kranialen Hals-Nacken-Bereich (Plexus venosus intracutaneus collaris), der bei zu weit kranial oder lateral durchgeführter Injektion punktiert werden kann. Hierbei kann es zum Verbluten der Tiere kommen.
Brustwand
Die an der seitlichen Brustwand im Unterflügelbereich befindliche Hautfalte ist wegen der Gefahr von Nekrosen nur für kleine Applikationsvolumina geeignet.
Exoten
- Schildkröten: reichlich Hautfalten im Bereich zwischen Panzer, Kopf und Vorderextremitäten
- Echsen: Hautfalten im Brustbereich über den Rippen. Da kein subkutanes Fettgewebe vorhanden ist, ist die Applikation von größeren Mengen Flüssigkeit auf mehrere Stellen zu verteilen, um zu starke und schmerzhafte Spannung der nur geringgradig elastischen Haut zu vermeiden.
- Schlangen: Schwieriger als die intramuskuläre Injektion. Schlangen haben kein eigentliches subkutanes Gewebe, sodass die relativ dicke Haut der Muskelschicht dicht anliegt. Bewegt sich die Schlange, ist es schwierig, eine Hautfalte aufzuziehen. Wird Flüssigkeit subkutan injiziert, ist diese auf mehrere Stellen zu verteilen. Die sonst übermäßige Spannung der Haut führt dazu, dass sich die Injektionsporen nur sehr langsam schließen und die Flüssigkeit wieder nach außen verloren geht.
- Amphibien: Lymphsäcke unter der Haut. In die dorsalen oder ventralen Lymphsäcke können auch relativ große Injektionsvolumina appliziert werden.
Vorteile
Mit der subkutanen Injektion können wesentlich größere Arzneimittelmengen eingebracht werden als mit der intramuskulären Injektion (bei Rind und Hund/Katze sogar als Dauertropf).
Nachteile
Die Resorption erfolgt sehr langsam und unregelmäßig.
Risiken
Es besteht die Gefahr einer subfaszialen Fixierung, was bei vielen Arzneimitteln zu entzündlichen Reaktionen nach der Injektion führen kann. Weiters besteht das Risiko von subkutaner Phlegmone oder Eiterungen.
Besonders das Pferd ist gegenüber subkutanen Injektionen sehr empfindlich und reagiert auch bei sorgfältigster Applikation mit Entzündungen. Im Gegensatz dazu ist diese Injektionsart bei den Fleischfressern besser verträglich, sodass viele Arzneimittel, für die eine intramuskuläre Injektion vorgeschrieben ist, auch subkutan appliziert werden können. Eventuell werden sie stärker verdünnt.
Quellen
- Walter Baumgartner: Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere, 9. Auflage, Enke-Verlag
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