Spinozerebelläres System
Definition
Das spinozerebelläre System leitet Primärafferenzen aus Propriozeptoren (z.B. in Muskeln, Faszien, Gelenkkapseln) und Exterozeptoren der Haut in das Spinocerebellum.
Aufbau
Das spinozerebelläre System liefert dem Kleinhirn u.a. Informationen über die Körperposition zur Regulation der Bewegungskoordination und Haltung. Die Fasern sind ein Teil des glutamatergen Moosfasersystems, das im Kortex des Kleinhirns endet. Zum spinozerebellären System gehören:
- Tractus spinocerebellaris posterior: Primärafferenzen aus der unteren Körperhälfte ziehen über die Hinterwurzel in das Rückenmark, wo sie v.a. im Fasciculus gracilis ipsilateral mehrere Segmente auf- oder absteigen und an Strangzellen der Lamina VII (Nucleus dorsalis) enden. Die Axone dieser zweiten Neurone bilden den Tractus spinocerebellaris posterior, der ipsilateral im Seitenstrang neben dem Tractus corticospinalis lateralis verläuft. Er erreicht über den Pedunculus cerebellaris inferior das ipsilaterale Kleinhirn. Vermittelt werden insbesondere Informationen aus Muskel- und Sehnenspindeln sowie Berührungs- und Drucksensorik der Haut. Somit spielt die Bahn eine wichtige Rolle für die feinmotorische Koordination.
- Fibrae cuneocerebellares: Primärafferenzen aus der oberen Körperhälfte treten in das Rückenmark ein und verlaufen über den Fasciculus cuneatus zum Nucleus cuneatus accessorius. Dieser Kern stellt ein funktionelles Äquivalent des Nucleus dorsalis dar, jedoch vor allem für die obere Extremität. Die Axone dieser Strangzellen bilden die Fibrae arcuatae externae posteriores, die über den unteren Kleinhirnstiel das ipsilaterale Spinocerebellum erreichen.
- Tractus spinocerebellaris anterior: Afferenzen aus Sehnenspindeln und aus der Haut der unteren Körperhälfte verlaufen nach Eintritt in das Rückenmark im ipsilateralen Fasciculus gracilis. Sie werden auf Strangzellen in den Laminae V bis VII des lumbosakralen Rückenmarks umgeschaltet. Die meisten Fasern kreuzen auf Segmenthöhe nach kontralateral und bilden den Tractus spinocerebellaris anterior, der im Seitenstrang bis zum Mittelhirn aufsteigt. Dort kreuzen die Fasern (Decussatio pedunculorum cerebellarium superiorum) und treten über den oberen Kleinhirnstiel in das Spinocerebellum ein. Insgesamt endet die Bahn somit in der ipsilateralen Kleinhirnhälfte. Dieses System umfasst relativ große rezeptive Felder und steuert synergistisch wirkende Muskelgruppen an. Die Strangzellen stehen außerdem unter dem kollateralen Einfluss absteigender Bahnen (z.B. Tractus corticospinalis, Tractus rubrospinalis).
- Tractus spinocerebellaris superior: Primärafferenzen entstammen Propriozeptoren der oberen Extremität, die an Strangzellen des Nucleus cervicalis centrobasalis (Lamina VII) der unteren vier Halssegmente enden. Die Fasern der Strangzellen verlaufen ipsilateral über den oberen und unteren Kleinhirnstiel. Vermutlich handelt es sich um ein funktionelles Äquivalent des Tractus spinocerebellaris anterior für die obere Extremität.
- Tractus cervicospinocerebellaris (Tractus spinocerebellaris centralis): Primärafferenzen aus Hals- und Nackenmuskeln sowie aus Wirbelgelenken enden im Nucleus cervicalis centralis (Lamina VII) der oberen vier Halssegmente. Diese Strangzellen stehen unter dem Einfluss der Vestibulariskerne via Fasciculus longitudinalis medialis. Die Bahn gelangt über den oberen Pedunculus cerebellaris in den mittleren Vermisabschnitt des Lobus anterior und spielt eine Rolle bei der Koordination von Kopfbewegungen.
Weiterhin werden einige Primärafferenzen auf Strangzellen vermittelt, deren Fasern nach kontralateral kreuzen und den Tractus spinoolivaris bilden. Dieser verläuft im Seitenstrang vor dem Tractus spinocerebellaris anterior und endet in den Nuclei olivares accessorii medialis und dorsalis. Von dort ausgehende Fasern schließen sich dem nach kontralateral kreuzenden Tractus olivocerebellaris an. Über den unteren Kleinhirnstiel enden diese Fasern somatotop gegliedert in Kleinhirnkortex und -kernen (glutamaterges Kletterfasersystem).
Fasern des Tractus spinothalamicus haben über den Nucleus reticularis lateralis und Pedunculus cerebellaris inferior ebenfalls Verbindung zum Kleinhirn.
um diese Funktion zu nutzen.