Sehnenspindel
nach Camillo Golgi (1843-1926), italienischer Mediziner und Histologe
Synonyme: Tendorezeptor, Sehnenrezeptor, Golgi-Organ, Golgi-Sehnenrezeptor
Englisch: Golgi organ, Golgi tendon organ, neurotendinous spindle
Definition
Sehnenspindeln sind Sensoren des propriozeptiven Systems, die in den Sehnen im Übergangsbereich zwischen Muskel- und Sehnenfasern lokalisiert sind. Sie dienen der Wahrnehmung der Tiefensensibilität.
Histologie
Sehnenspindeln bestehen aus Bündeln kollagener Fasern, die außen von einer bindegewebigen Kapsel umgeben sind. Die Fasern sind an einem Ende mit den Muskelfasern, am anderen Ende mit den Sehnenfasern verbunden. Jede Sehnenspindel wird von afferenten myelinisierten Nervenfasern (Ib-Fasern) versorgt, die sich in kleinen Ästchen zwischen den Kollagenfasern verzweigen, sie dabei spiralförmig umwinden und schließlich in kleinen Scheiben und Varikositäten enden.
Funktion
Sehnenspindeln sind langsam-adaptierende Spannungssensoren. Wenn sich ein Muskel isometrisch kontrahiert oder verkürzt, werden die Kollagenfasern der Sehnenspindel gedehnt und es kommt zur Depolarisation. Das Aktionspotential wird zum Rückenmark weitergeleitet, wobei seine Frequenz die Stärke der Muskelkontraktion anzeigt. Im Rückenmark wirken die Ib-Neurone über Interneurone hemmend auf die Motoneurone desselben Muskels und erregend auf die Motoneurone seiner Antagonisten. Weiterhin gelangen die Impulse über aufsteigende Bahnen im Tractus spinocerebellaris anterior und posterior zum Kleinhirn.
Das Feedback der Sehnenspindeln spielt eine wichtige Rolle bei der Steuerung der Muskelspannung, der Eigenreflexe und der zentralen Kontrolle der Muskelkontraktion im Kleinhirn.