Sexualhormonbindendes Globulin
Synonyme: SHBG, Testis-spezifisches Androgen-bindendes Protein, Testosteron-Estradiol-bindendes Protein, Testosteron-Estrogen-bindendes Protein, TeBG
Englisch: Sex hormone-binding globulin
Definition
Sexualhormonbindendes Globulin, kurz SHBG, ist ein Transportprotein für Sexualhormone, insbesondere für Testosteron und Östradiol.
Funktion
Sexualhormone liegen im Blut nur zu einem kleinen Teil in freier Form vor. Zu mehr als 95% sind sie an SHBG, und in geringerem Maß auch an Albumin gebunden. SHBG reduziert so die Bioverfügbarkeit der Sexualhormone, da nur der ungebundene Anteil die Zielorgane aktivieren kann.
Biochemie
Das für die Synthese des SHBG verantwortliche Gen befindet sich auf Chromosom 17. SHBG ist ein Glykoprotein mit einem Molekulargewicht von 90-100 kDa, das aus zwei etwa gleich großen Untereinheiten aufgebaut ist. Es wird in der Leber produziert und dort in den Blutkreislauf abgegeben. Weitere Syntheseorte sind Gehirn, Uterus, Plazenta, Hoden und Vagina. Das von den Hoden produzierte SHBG wird auch als "Androgen-bindendes Protein" bezeichnet. Die Abfolge der Aminosäuren ist identisch, es unterscheidet sich nur in einigen funktionellen Zuckergruppen.
SHBG bindet mit hoher Affinität die Sexualhormone Testosteron, Dihydrotestosteron und Östradiol. Dabei scheint nur eine der beiden Untereinheiten des Proteins genutzt zu werden.
Physiologie
Die SHBG-Konzentration im Blut wird von verschiedenen stimulierenden und hemmenden Faktoren gesteuert. Eine erhöhte Konzentration von Insulin, Insulin-like growth factor (IGF-1) oder Somatotropin[1] senkt die SHBG-Konzentration – ebenso wie hohe Konzentrationen von Androgen. Hohe Estrogen- und Thyroxinkonzentrationen wirken hingegen erhöhend.
Labordiagnostik
Indikationen
Das sexualhormonbindende Globulin wird – gemeinsam mit anderen Parametern – in folgenden Fällen bestimmt:
- Monitoring einer Therapie mit Sexualhormonen oder Antiandrogenen
- Störungen der Pubertätsentwicklung, z.B. bei Verdacht auf einen Androgenmangel
- Verlaufskontrolle einer Anorexia nervosa
- Thyreotoxikose
- Überprüfung des Diabetesrisikos
- Verschiebung des Verhältnisses zwischen Gesamt-Testosteron und freiem Testosteron
Die Konzentration an freien, biologischen Sexualhormonen lässt sich durch die gleichzeitige Bestimmung von SHBG und Testosteron bzw. Östradiol abschätzen. Bis auf einige spezielle Fragestellungen sollte jedoch die direkte Bestimmung der freien Hormone bevorzugt werden.
Material
Für die Untersuchung wird 1 ml Serum benötigt. Die Blutprobe darf maximal 12 Stunden bei Raumtemperatur oder 3 Tage bei 4 °C gelagert werden.
Referenzbereich
Der Normbereich für SHBG ist geschlechterspezifisch:
- Männer: 13 bis 55 nmol/l
- Frauen: 19 bis 145 nmol/l
Ausschlaggebend ist der vom bestimmenden Labor angegebene Referenzwert.
Mit zunehmendem Alter, postmenopausal und in der Schwangerschaft steigen die Werte an.
Interpretation
Erhöht bei:
- Hoden- und Ovarialtumoren
- männlichem Hypogonadismus
- Hormongabe (z.B. Ovulationshemmer, Hormonersatztherapie)
- Schwangerschaft
- Anorexia nervosa
- Medikamentengabe (z.B. Antiepileptika)
- Leberzirrhose
- Hyperthyreose
- Virilismus
Erniedrigt bei:
- Hypercortisolismus (Morbus Cushing, Glukokortikoidtherapie)
- Hyperandrogenismus
- Hyperprolaktinämie
- PCO-Syndrom
- Diabetes mellitus
- Nierenerkrankung mit Proteinverlust
- Medikamentengabe (z.B. Ketoconazol)
- starker Adipositas
- Hypothyreose
- Somatotropin-Überschuss
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 04.05.2021
Quellen
- ↑ Oscarsson et al. Continuous subcutaneous infusion of low dose growth hormone decreases serum sex-hormone binding globulin and testosterone concentrations in moderately obese middle-aged men, Clin Endocrinol (Oxf), 1996
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