Androgenmangel
Synonyme: Hypoandrogenismus, Testosteronmangel
Englisch: androgen deficiency
Definition
Als Androgenmangel wird die verminderte Konzentration bzw. Produktion von Androgenen, besonders von Testosteron, bezeichnet.
Hintergrund
Androgene sind Sexualhormone, die in den Gonaden und in der Nebennierenrinde aus Cholesterol gebildet werden. Die Synthese wird durch einen komplexen Regelkreis reguliert. Maßgeblich beteiligt ist daran das Hormon LH, dessen Freisetzung wiederrum durch den GnRH-Pulsgenerator im Hypothalamus bestimmt wird.
Ursache
Physiologisch nimmt die Produktion der Androgene beim Mann im Laufe des Lebens ab. Im Vergleich zur Verminderung der Östrogenproduktion bei Frauen im Rahmen des Klimakteriums ist dieser Prozess aber sehr langsam und führt seltener zu Symptomen. Ein klinisch manifestierter Androgenmangel kann primär oder sekundär bedingt sein. Primär entsteht er durch Funktionseinschränkungen der Hoden. Ursächlich dafür können sein:
- das Klinefelter-Syndrom
- Hodenhochstand
- Spätfolgen von Chemo- oder Radiotherapie
- Spätfolgen einer Mumps-Infektion
- Hämochromatose
Ein sekundärer Androgenmangel kann z.B. durch folgende Faktoren entstehen:
- Adipositas, besonders Stammfettsucht, da vermehrtes viszerales Fett die Aromatisierung von Androgenen in Östrogene erhöht
- Tumoren in der Hypophyse und im Hypothalamus
- Medikamenteneinnahme, besonders Hormone oder Glukokortikoide
- chronische Nierenerkrankungen
Auch bei Frauen kann ein Androgenmangel auftreten, wobei die klinische Relevanz nicht eindeutig geklärt ist, da der Mangel häufig im Rahmen der Klimakteriums auftritt und hier die Symptomatik eines Östrogenmangelsüberwiegt.
Symptome
- Erektile Dysfunktion
- Libidoverlust
- psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen
- Muskelabbau
- Ausprägung oder Verschlechterung einer Insulinresistenz
- Osteoporose
- Anämie durch verminderte Hämatopoese
- Verminderung der Körperbehaarung
- Verminderte Fertilität
Therapie
Ein Androgenmangel wird vornehmlich über die Konzentration von Testosteron im Blut diagnostiziert. Neben einer Therapie der ursächlichen Erkrankung kann eine Testosteronersatztherapie zur Symptommilderung durchgeführt werden.
Quellen
- McBride et al. Testosterone deficiency in the aging male. Ther Adv Urol; 2016
- Jaursch-Hancke, Androgenmangel bei Frauen: Wann klinisch relevant? Journal für klinische Endokrinologie und Stoffwechsel, 2011